Diagnose: Headshaking. Das kann alles und auch nichts bedeuten. Wissenschaftler haben über 50 Ursachen für Kopfschlagen beim Pferd gefunden: Von Parasitenbefall über Augenprobleme, Allergien, schlecht sitzendes Equipment und Stress bis zu einem entzündeten Trigeminusnerv. Die Suche nach dem Problem eines Headshakers ist also ggf. mühselig, zeit- und kostenintensiv.
Im Falle der 5-jährigen Mabou habe ich die Stute erst tierärztlich abchecken lassen. Als dies ohne Befund blieb, habe ich sie “einfach” beobachtet und versucht, nach und nach zu optimieren, was ihr nicht passte. Eine sensible und charakterstarke Lady, die wenig Toleranz für Fehler zeigt.
Beobachtung 1: Anbinden ist Mist
Reitpferde werden klassischerweise am Putzplatz angebunden, geputzt und gesattelt. Beim ersten Anbindeversuch mit Mabou bin ich zum Glück vorsichtig vorgegangen: Sie holte Schwung und zog mit aller Kraft rückwärts. Wäre sie normal angebunden gewesen, hätte sie sich bei der Aktion im Nackenband verletzt (oder schlimmeres).
… und so war ich wenig überrascht, dass sich Mabou bei der ersten Einheiten Bodenarbeit sehr druckempfindlich im Nackenband zeigte. Zudem hat sie den klassischen Acatenango-Kopf, auf dem die handelsüblichen Reitpferde-Trensen eher bescheiden saßen.
Also schickte ich die Trainings-Videos von Mabou an die Biotane-Manufaktur von Equimero – ein tolles kleines Unternehmen, das sich auf maßgeschneidertes Sattelzeug (u.v.m.) mit idealer Druckverteilung spezialisiert hat. Mabous “Equitrense” mit Aussparung des empfindlichen Nackenbands kam wenige Wochen später und die Stute läuft merklich zufriedener. Auch der fehlende Stirnriemen taugt ihr. Vielen lieben Dank für die Unterstützung!!!
Beobachtung 2: Weniger ist mehr
Ein Rennsattel ist so klein, wie irgend möglich. Ein Reitpferdesattel ist so groß, wie irgend möglich. Kein Wunder, dass die Umstellung für Probleme sorgen kann. Ein paar Tests mit Sätteln zeigten, dass man den Platz in Mabous Sattellage nicht maximal ausnutzen sollte. Je kürzer der Sattel, desto zufriedener das Pferd.
Auch sonst findet Mabou alles Unnötige doof, was Reitpferdeleute so ans Pferd hängen: Lammfellpolster, Fliegenohren oder gar das klassische Nüsternetz, das bei Pollenallergie u.v.m helfen soll. Je weniger Equipment, desto zufriedener das Pferd.
Beobachtung 3: Gebisspflege ist kriegsentscheidend
Leider habe ich schon früher die Erfahrung gemacht, dass nicht jeder Zahnarzt gut mit Vollblütern kann. Da werden Kanten und Haken als unrelevant abgenickt, deren Entfernung letztendlich einen massiven Unterschied macht. Auch Mabou war in der kurzen Zeit bei mir schon 2mal beim Zahnarzt. Beim ersten Besuch war alles tadellos. Da sie weiterhin extrem gereizt auf Zügelhilfen rechts reagierte, ließ ich explizit nochmal die rechte Seite kontrollieren und alle ansatzweise unschönen Haken entfernen. Und siehe da: Madame war zufrieden.
Bei der Wahl des Gebisses habe ich ein Experiment gewagt. Ursprünglich wollte ich im Laden eine Gummi-Stange kaufen, doch dann fiel mir ein modernes, extrem leichtes “Seilgebiss” mit Alu und Kunststoff in die Hände. Ein weiterer Schritt zu einem zufriedenen Pferd.
Beobachtung 4: Je fleißiger, desto besser
Eigentlich logisch: Das Arbeitstempo bei Renn- und Reitpferden ist unterschiedlich. Und doch sorgt das Thema bei der Umschulung immer wieder für Diskussionen. Wenn ich in den Sozialen Medien ein Reitvideo auf einem jungen Ex-Galopper poste, kommen todsicher lange Leserbriefe, warum ich nicht gerade auf dem Pferd sitze und warum ich so flott vorwärts trabe. Das lehrt die Deutsche Reiterliche Vereinigung aber anders und die klassisch-Barocken Dressur-Gurus sowieso.
Mabou ging anfangs sehr steif, sehr widerwillig und sehr langsam, während sie gleichzeitig massiv mit dem Kopf schlug. Darum ritt und reite ich erstmal vorwärts – vorwärts – vorwärts. Fernab jeden Lehrbuchs, aber das Pferd läuft zufrieden. Und darum geht es mir.
Nach und nach wollen wir natürlich zum Reitpferde-Arbeitstempo, aber die Umstellung kommt in kleinen Schritten.
Beobachtung 5: Fliegen sind der Todfeind
Mabous 1. Stangen und Cavaletti Training
Zu dem Thema gibt es gar nicht so viel zu sagen: Mabou hasst jede Form von Krabbeltieren an ihrem Körper. Wir haben viel und hochprozentiges Fliegen-, Mücken- und Bremsenspray im Schrank. An besonders bösen Tagen bleibe ich mit ihr ehrlich gesagt in der Halle.
Gesundheit aus dem Futtertrog
Die 5-jährige Mabou ist eine verhältnismäßig große und bullige Stute mit knapp 170 cm. In den letzten Monaten hat sie nochmal massiv ausgelegt und wird zu einem echten Hingucker. Bei 6 Stunden Koppelgang + viel Heu + 2 x 1 Liter Hafer pro Tag würde ich sie eher zu den leichtfutterigen Blütern zählen.
In den ersten Wochen nach dem Umzug habe ich ihr gegen den Stress etwas Equiliser von Equistro gefüttert: Ein beruhigendes Zusatzfutter mit Magnesium und Tryptophan. Inzwischen bekommt sie “nur” noch ein gutes Mineralfutter sowie Vitamin E und Selen für eine entspannte Muskulatur. Dazu gibt es einen Schuss “Shakingsaft”: Ein Kräutersaft, der gegen Umweltreize und Stress helfen soll.
To Do: Zeit, Geduld und Gymnastik
Die äußeren Stellschrauben scheinen für den Moment gut zu passen. Nun wird Mabou regelmäßig und locker gymnastiziert. Ziel für dieses Jahr ist eine solide, dressurmäßige Grundausbildung und ein zufriedenes, lockeres und rittiges Pferd.