Vollblüter in den Reitsport verkaufen: Ein Gespräch mit Ingrid Klimke

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Rennsport ist eine eigene Welt; dem Reitsport nah und doch so fern. Beim Verkauf ausrangierter Galopper als Reitpferde macht sich diese Kluft immer wieder bemerkbar. Die Rennsportler sind guten Willens, doch es fehlt oftmals an grundlegendem Verständnis, was für Pferde Reitsportler suchen. Entsprechend fehlen in den Verkaufsanzeigen oft grundlegende Informationen (wie eine exakt gemessene Größe); Bilder und Videos sind oft eher verkaufsschädigend, als fördernd. 

In diesem Sinne sprach ich mit Reitmeisterin Ingrid Klimke über die generelle Rolle von Vollblütern im Reitsport und ganz konkret das Thema Verkauf: Wie können Rennställe oder auch Verkäufer mit wenig Erfahrung/  Infrastruktur ihre Pferde bestmöglich in Szene setzen?

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Duke of Anzing xx, 5jähriger Wallach von Kendargent
Duke of Anzing xx, 5jähriger Wallach von Kendargent

Welche Rolle spielen Vollblüter im Reitsport, besonders in der Vielseitigkeit?

Klimke: Vollblüter stehen im Reitsport für Härte und Ausdauer, die wir vor allem in der Vielseitigkeit benötigen. Es macht einen Wahnsinns Unterschied, ob man einen Vollblüter bzw. auch einen hoch im Blut stehenden Warmblüter trainiert oder ein normales Warmblutpferd.

Stichwort „Vollblüter Verkaufen“: Wie sollte das Foto einer Verkaufsanzeige aussehen?

Klimke: Wichtig ist, dass man auf dem Foto das Gebäude des Pferdes gut beurteilen kann. Am besten ist eine Aufnahme von der Seite auf ebenem Boden. Man kann zum Beispiel mit einer Tüte rascheln, damit die Pferde den Hals wölben: So braucht es nur noch etwas Fantasie, sich die Pferde unterm Dressursattel vorzustellen. 

Wichtig ist auch das Thema Hufe: Am besten ein Bild von vorne machen, wo die Größe der Hufe und die Stellung erkennbar sind. U.a. in der Vielseitigkeit sind Pferde immer rundum beschlagen: Da sind gute Hufe extrem wichtig.

Ingrid Klimke und Sleep Late xx bei den Olympischen Spielen 2004

Was würde Sie bei einem Verkaufspferd abschrecken?

Klimke: Abschrecken würde mich zum Beispiel ein massiv überbautes Pferd, das auf der Vorderhand läuft.  Dieses „bergab“ ist kein schönes Reitgefühl: Vor allem zum Sprung. 

Geländestrecke der Olympischen Spiele 2004: Ingrid Klimke und Sleep Late xx

Wie sollte das Video einer Verkaufsanzeige aussehen? Vor allem bei Rennställen, die keine große Reit-Infrastruktur zur Verfügung haben? Und Reitern, die im Entlastungssitz mit wenig Zügelkontakt reiten?

Klimke: Ehe ein unpassender Reiter draufsitzt, sollte das Pferd lieber an der Hand bzw. frei gefilmt werden. Im Schritt sollte man der Übertritt* gut erkennen. Trab und Galopp kann man auch frei laufend, zum Beispiel in der Halle oder auf einem eingezäunten Platz, zeigen. 

Springen sollte man lieber gar nicht, als schlecht zeigen: dann ist die Chance 50/50, ob der Interessent das Pferd trotzdem kauft. Wobei sich ein kleines Freispringen in der Halle wirklich leicht umsetzen lässt. Wer regelmäßig Reitpferde verkaufen möchte, sollte zumindest 1 Cavaletti**, 1 Steilsprung*** und 1 Oxer**** haben.

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Ex-Galopper: Beispiele sehr guter Vollblut-Reitpferde

Arak xx in der Dressur:

French Buffet xx im Spring-Parcours:

It’s me xx in der Vielseitigkeit:

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* Anm. für Rennsportler: „Übertritt“ bezeichnet das Ausgreifen der Hinterhand im Schritt: Fußt ein Pferd im Schritt in oder über die Spur der Vorderhand? In Dressurprüfungen gibt es sogar Lektionen, in denen der Übertritt bewertet wird. 

** Anm. : Cavaletti bezeichnet ein kleines Hindernis, bei dem eine Stange an den Enden feste an kleine Halter befestigt ist (klassisch: Kreuze). Anschaffungskosten: ab 120€, je nach Qualität. Erhältlich u.a. hier.

*** Anm. : Steilsprung bezeichnet im Springsport einen Hochsprung, der aus 2 Ständern und 1 oder mehreren Stangen. Anschaffungskosten: Stangen ab 30€, Ständer ab 100€, je nach Qualität

**** Anm. : Oxer bezeichnet im Springsport einen Hochweitsprung, der aus 4 Ständern und 3 oder mehr Stangen besteht. 

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Janina Beckmann
Janina Beckmannhttps://www.expertenmarketing-muenchen.de/
Unsere Autorin Janina Beckmann war lange Jahre als Sportjournalistin und später als PR Beraterin tätig, ehe sie eine eigene PR Agentur in München gründete. Ihre Leidenschaft für Vollblutpferde führte sie über die englischen und irischen Rennbahnen auf die Galopprennbahn Riem. Heute ist sie in der Vielseitigkeit aktiv.

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