Galopprennbahn Köln: Geht in der Union wieder der „Mond“ auf?

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Es ist das älteste noch bestehende Galopprennen Deutschlands und gilt als die bedeutendste Vorprüfung für das Deutsche Derby: Das Sparkasse KölnBonn-Union-Rennen (Gruppe II, 35.000 Euro, 2.200 m) am Sonntag auf der Galopprennbahn in Köln hat mehr als wegweisenden Charakter. Hier live auf dem Stream von RaceBets dabei zu sein ist Pflicht, denn sonst hat man möglicherweise den Finalstart des künftigen Derbysiegers vor dem Blauen Band nicht gesehen.

Im Jahr 1834 wurde die Prüfung, die 2020 ohne Zuschauer vor Ort und mit halbem Preisgeld über die Bühne gehen wird, aus der Taufe gehoben. Damals allerdings war Tempelhof in Berlin, dort wo später ein Flughafen entstand, der Austragungsort. Die Distanz war damals eine ganz andere. Zu Beginn wurde die Union über 2.400 Meter gelaufen. 1837 wurde das Rennen sogar auf 2.800 Meter verlängert.

Das Rennen wurde 1868 nach Hoppegarten verlegt und 1888 auf 2.200 Meter verkürzt, eine Strecke, die bis heute geblieben ist. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es die Prüfung für kurze Zeit in Grunewald ausgetragen, und in den 1920er Jahren kehrte sie nach Hoppegarten zurück. In den Jahren 1945 und 1946 musste man pausieren, ehe 1947 die Verlegung an ihren seither ständigen Ort nach Köln erfolgte.

Viele Union-Sieger haben anschließend das Blaue Band gewonnen, auch etliche platzierte Pferde aus der Union. Der Erste, der das Doppel schaffte, war Schwindler im Jahr 1875. Besonders hochkarätig war Sea The Moon im Jahr 2014.  Um die Bedeutung der Union zu erkennen, muss man sich eigentlich nur die letzten drei Jahre anschauen.

Direkt zum Union-Rennen

2018 und 2019 war die Union-Zweierwette auch der Derby-Einlauf

2017 belegte Windstoß hier Platz zwei und avancierte anschließend zum ersten Derby-Helden des Gestüts Röttgen seit Uomo 1959. Lang, lang ist es her. Aber 2018 kam es noch besser, da belegten mit Weltstar (wiederum für Trainer Markus Klug und das Gestüt Röttgen) und Destino die Pferde Platz eins und zwei in der Union, die dann auch die beiden Erstplatzierten des Derbys waren! Und dieses Bild wiederholte sich 2019. Damals siegte der Ittlinger Laccario aus dem Stall von Andreas Wöhler zunächst in der Union gegen Django Freeman aus dem Quartier von Henk Grewe. Und wenige Wochen später in Hamburg gab es ein Déja-vu, denn auch im IDEE 150. Deutschen Derby siegte Laccario vor Django Freeman. Was für eine Wiederholung der Geschichte!

Klarer Favorit bei der Neuauflage

Einen heißen Favoriten gibt es bei der Neuauflage am Sonntag im Weidenpescher Park mit 100 Zuschauern vor Ort, und dieser dreijährige Hengst des Stalles Wasserfreunde (einer Besitzergemeinschaft um Lars-Wilhelm Baumgarten, Peter Vogt und Eckhard Sauren) heißt Wonderful Moon (A. Starke). Denn dieser Superstar unter den Vertretern des Derby-Jahrgangs scheint ganz klar aus seiner Altersklasse herauszuragen.

Wonderful Moon siegt unter A. Starke, Foto: TT
Wonderful Moon siegt unter A. Starke, Foto: TT

Nach der unglücklichen Niederlage im Preis des Winterfavoriten im Oktober auf diesem Kurs (er wäre am Start fast von den Beinen gekommen und musste dem Trainingsgefährten Rubaiyat den Vortritt lassen) gab er sich keine Blöße mehr. Imponierend waren die Siege des von Henk Grewe in Köln trainierten  Sea The Moon-Sohnes im Herzog von Ratibor-Rennen im November 2019 in Krefeld und beim Saisondebüt 2020 im Cologne Classic auf diesem Kurs. Nicht den Hauch einer Chance hatten die Konkurrenten. Längst gilt Wonderful Moon als kochendheißer Favorit im Langzeitwettmarkt von RaceBets für das IDEE 151. Deutsche Derby am 12. Juli in Hamburg-Horn.

Direkt zum Deutsches Derby

Es wäre schon eine große Überraschung, wenn am Sonntag in Köln nicht „der Mond aufgehen“ würde. Und es spricht nahezu alles dafür, dass dieser Crack aus der Zucht des Gestüts Görlsdorf in Hamburg seinem Vater Sea The Moon nacheifern kann, der der imponierendste Derby-Held der jüngeren Vergangenheit war.

Starke Klug-Hoffnungen

Markus Klug, der bekanntlich mit Sea The Moon, Windstoß und Weltstar drei Derbysieger stellte, hat mit dem Röttgener Kaspar (M. Pecheur) einen interessanten Aufsteiger am Start. Wie dieser Hengst in Baden-Baden mit der Konkurrenz umsprang, war absolut sehenswert. Start-Ziel dominierte er und ist sicherlich auf dem Weg nach oben. Der Trainingsgefährte Palao (M. Seidl) war in Iffezheim unter Wert geschlagen, denn es stellte sich anschließend ein Infekt heraus.

Nicht auslassen darf man auch den von Waldemar Hickst betreuten Grocer Jack, der für Besitzer Dr. Christoph Berglar Zweiter hinter Wonderful Moon auf dieser Bahn war. Man engagierte nun Championjockey Bauyrzhan Murzabayev, der auch aktuell die Statistik klar anführt und noch am vergangenen Sonntag in Hannover alle drei Highlights auf sein Konto brachte. Die längere Strecke dürfte für Grocer Jack nur von Vorteil sein.

Hier unsere Einzelvorstellung der Starter:

Grocer Jack: Stetig verbesserter Hengst, der als Zweiter im Cologne Classic zwar nicht den Hauch einer Chance gegen Wonderful Moon besaß, der aber von einem der letzten Plätze noch mächtig Boden gutmachte und sehr guter Zweiter wurde. Die etwas weitere Distanz sollte daher nur von Vorteil sein. Ein vorderer Rang scheint vorprogrammiert. Champion im Sattel kann nur helfen.

Kaspar: Stark verbesserter Hengst in den Farben von 2018er-Sieger Weltstar. In Baden-Baden ging er an der Spitze auf und davon. Soll sich hier das Derby-Ticket verdienen. Pferd mit jeder Menge Potenzial, vielleicht einer der stärksten Gegner für Wonderful Moon.

Kaspar siegt unter Maxim Pecheur
Kaspar siegt unter Maxim Pecheur

Nippon: Bruder des 2015er-Derbyiegers Nutan, gab ein sehr gutes Debüt, doch blieb er anschließend als klarer Favorit in Baden-Baden als Vierter klar unter Wert geschlagen, diese Form kann eigentlich nicht stimmen, vielleicht lag es am damals weichen Boden, ein Platzgeld ist durchaus möglich.

Palao: Schon 2019 mit guten Empfehlungen, wie einem dritten Rang (klar hinter Wonderful Moon) im Preis des Winterfavoriten. Jahresdebüt als gut anpackender Dritter im Cologne Classic (wieder hinter Wonderful Moon sowie Grocer Jack) war gut, machte mit zunehmender Distanz Boden gut. Form aus Baden-Baden ist zu streichen, hatte dort einen Infekt. Ein vorderer Rang ist möglich.

Palao 24.05.2020 Renntag in Baden-Baden.
Palao 24.05.2020 Renntag in Baden-Baden.

Sir Polski: Trägt die Farben von Kaffeekönig Albert Darboven, lief bei beiden Starts gut, aber noch ohne Sieg, hat eine schwere Aufgabe vor sich.

Tax for Max: Ebenfalls bei zwei Starts zweimal platziert, hatte zuletzt keine Chance gegen Kaspar, ein Honorar wäre sicherlich schon ein Erfolg.

Tax for Max 23.05.2020 Renntag in Baden-Baden
Tax for Max 23.05.2020 Renntag in Baden-Baden

Wonderful Moon: Die klare Nummer eins im derzeitigen Derby-Jahrgang. Begeisterte im Ratibor-Rennen in Krefeld und zuletzt im Cologne Classic, als er jeweils spazieren ging und sich seine exponierte Stellung im RaceBets-Langzeit-Wettmarkt für das Blaue Band mehr als verdiente. Der heiße Favorit auf den Union-Sieg. Eine Niederlage käme einer Sensation gleich.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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