Zweimal schlug eine der größten Stunden des deutschen Galopprennsports auf der Rennbahn Paris-Longchamp: 1975 Star Appeal (zur Quote von 1.197:10) und 2011 die Wunderstute Danedream stehen als bislang einzige deutsche Gewinner in der Siegerliste des Prix de l‘ Arc de Triomphe. Das mit fünf Millionen Euro dotierten 2.400 Meter-Spektakel gilt als die bedeutendste Prüfung der Welt. Dieses Jahr, wie schon 2016, wird das Rennen auf dem Kurs von Chantilly ausgetragen, da das neugestaltete Longchamp-Hippodrom erst im kommenden Jahr wiedereröffnet wird.
Man könnte den Arc auch inoffiziell als die Weltmeisterschaft der Galopper bezeichnen, was schon alles über die Bedeutung aussagt. Seit dem 3. Oktober 20120 wird der Arc stets am ersten Oktober-Sonntag ausgetragen. Diesmal tragen mit Dschingis Secret und Iquitos gleich zwei deutsche Pferde unsere Hoffnungen.
Wir wollen Ihnen hier einen Überblick über die Favoritengruppe geben.
Zum Langzeitmarkt
Prix de l’Arc de Triomphe 2017
Enable
Sieben Jahre (2010) ist es her, dass Besitzer Khalid Abdullah zuletzt mit Workforce den Arc gewann. Der Saudi-Prinz, dem auch das Überpferd Frankel gehört, gilt als einer der erfolgreichsten Besitzer weltweit. Auch Trainer John Gosden aus England hat 2015 schon mit Golden Horn dieses Event für sich entschieden. Und wenn alles nach Plan läuft, dann sollte Enable hier auch triumphieren. Dreijährige Stuten haben hier einen glänzenden Rekord, wenn man allein nur an Danedream denkt. Aber der Stil der sechs Siege bei insgesamt sieben Starts war atemberaubend, vor allem in den King George in Ascot und den Yorkshire Oaks. Es spricht eigentlich nichts gegen Enable, die als heiße Favoritin im Arc gehandelt wird, zumal mit Frankie Dettori der Meisterjockey an Bord ist.
Ulysses
Workforce-Trainer Sir Michael Stoute, der schon vor einigen Jahren von der Queen geadelt wurde, bereitete Ulysses zielstrebig auf den Arc vor. Viereinhalb Längen trennten ihn in den King George noch von Enable, da ist schwer an eine Revanche zu denken. Aber was der Sohn des Ausnahmedeckhengstes Galileo zuletzt im Juddmonte International in York auf den Rasen zauberte, war grandios. Man darf ihm weitere Reserven und einen vorderen Rang zurecht zutrauen.
Winter
Eine Stuten-Hoffnung aus dem O‘ Brien-Quartier und eine weitere starke dreijährige Stute im Aufgebot, die ja hier einen so guten Rekord haben. Mit vier Gruppe I-Erfolgen hintereinander sogte Winter für Furore, beim 1000 Guineas-Doppel in England und Irland sowie den Coronation Stakes in Royal Ascot und den Nassau Stakles in Ascot. Sensationell unterlag sie zuletzt in Leopardstown in den Matron Stakes der Stallgefährtin Hydrangea, aber dabei sollte ihr kein Zacken aus der Krone gefallen sein. Allerdings war Winter noch nie auf einer solch weiten Strecke am Start.
Dschingis Secret
Die Haupthoffnung aus Deutschland. Schon 2016 ging der Stern des Hengstes des in Hong Kong lebenden Horst Pudwill auf, u.a. als Derby-Dritter in Hamburg. Doch 2017 wurde zu seinem Jahr schlechthin. Der Gerling-Preis in Köln deutete schon das große Können an, aber später ging es Schlag auf Schlag mit dem ersten Gruppe I-Treffer im Großen Preis von Berlin. Und die Arc-Generalprobe im Prix Foy in Chantillxy geriet zu einem beeindruckenden Solo des auf weichem Boden am besten aufgehobenen Soldier Hollow-Sohnes aus dem Stall von Championtrainer Markus Klug. Natürlich wird Adrie de Vries im Sattel von Dschingis Secret sitzen, der das Zeug besitzt, auf den Spuren von Danedream und Star Appeal zu wandeln.
Trainer Markus Klug äußerte sich exklusiv gegenüber RaceBets:
Zumindest eine Platzierung sollte möglich sein, denn Dschingis Secret legt eine grandiose Saison hin.
Order Of St George
Dieses O‘ Brien-Ass, ein Riesensteher durch und durch, imponierte hier 2016 als Arc-Dritter und kann das wiederholen. Nach der knappen Niederlage im Ascot Gold Cup glänzte er u.a. als Sieger im Irish St. Leger. Kein Weg wird ihm zu weit, ein vorderer Rang ist erneut möglich.
Brametot
Schien lange Zeit der Überflieger der dreijährigen Hengste in Frankreich zu sein, dieser von Jean-Claude Rouget trainierte Crack, der die Farben von Sheikh Al Thanis doppelter Arc-Heroin Treve trägt. Imponierend waren seine Triumphe in der klassischen Poule, aber auch im Prix du Jockey Club, dem französischen Derby. Da schien ein Sieg nach zweimonatiger Pause im Prix Guillaume d‘ Ornano in Deauville nur eine Formsache, aber der fünfte Platz für den eigentlich so enorm speedstarken Crack war eine herbe Enttäuschung, die er nun zurechtrücken muss. Weiter als 2.100 Meter ging es für ihn bisher noch nicht, da Brametot aber immer von weit hinten kommt, muss das kein Hindernis sein. Man sollte ihm nun schon eine andere Vorstellung zutrauen.
Capri
Auch dieser Kandidat im fünfköpfigen Aufgebot von Aidan O‘ Brien gehört zum erweiterten Favoritenkreis. Kein Wunder, denn der Dreijährige münzte die Hälfte seiner bisher zehn Starts in Siege um. So richtig ging für ihn der Stern in den vergangenen Wochen auf – mit dem Doppelschlag im Irish Derby und im St. Leger in Doncaster. Kein Weg wird diesem Galileo-Sohn zu weit. Ihm ist durchaus zuzutrauen, weit nach vorne zu laufen.
Iquitos
Schon 2016 wollte man einen Arc-Start mit dem Hengst der Golffreunde des Stalles Mulligan und von Altmeister Hans-Jürgen Gröschel realisieren, aber nun kommt es für den Gewinner der German Racing Champions League erst jetzt dazu. Mit Platz sieben im Japan Cup bewies das Speedwunder, das auch in internationalen Spitzenrennen mit ihm zu rechnen ist. 2017 triumphierte er im Dallmayr-Preis in München auf höchster Ebene, ansonsten war der zweite Platz seine bevorzugte Ausbeute, zuletzt im Großen Preis von Baden, als er gegen Guignol ohne Chance war. Eine frühere Augenverletzung ist längst kein Thema mehr. Auch er hat sich seine Arc-Teilnahme verdient, doch tritt er zu einer höheren Quote als Dschingis Secret an. Mit Andrasch Starke sitzt Danedreams Siegreiter von 2011 im Sattel.
Hans-Jürgen Gröschel teilte RaceBets exklusiv mit:
Wir wissen schon, wie schwer es ist, aber eine gute Vorstellung wollen wir schon abgeben.
Deutsche Top-Stuten im „Opera“
Auch das Stuten-Event, der Prix de l‘ Opera (Gruppe I, 400.000 Euro, 2.000 m) wird zwei deutsche Asse anlocken. Die Nummer ist sicherlich die Seriensiegerin und im klassischen Henkel – Preis der Diana erfolgreiche Lacazar (A. Starke) für das Gestüt Haus Zoppenbroich und Trainer Peter Schiergen, die seit ihrem Düsseldorf-Coup gezielt auf diese Prüfung vorbereitet wurde. Schiergen hat zudem Eckhard Saurens mächtig verbesserte Ashiana (A. de Vries) im Rennen, die mit dem Triumph im T. von Zastrow-Stutenpreis (Gr. II) in Baden-Baden ihren bisherigen Karrierehöhepunkt markierte. Sie ist eine chancenreiche Außenseiterin, was auch für die von Andre Fabre aufgebotene Ammerländerin Lady Frankel gilt.
Zum Langzeitmarkt
Prix de l’Opera 2017
Hier ist die Partie ausgesprochen offen, aber Aidan O‘ Brien stellt hier gleich zwei Top-Trümpfe mit Rhododendron, die Zweite zu Enable in den Epsom Oaks war, und der zuletzt in den Matron Stakes (Gruppe I) in Leopardstown überraschend sogar gegen Winter erfolgreichen Hydrangea. Aber auch im weiteren Feld schlummern jede Menge starke Ladies, ein Wettrennen par excellence!
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