Durch intelligente Ausschreibungen, aber natürlich auch mit Hilfe des unerschöpflichen Potenzials an tollen Rennpferden, gelingt es Frankreichs Veranstaltern immer wieder, auch mit vergleichsweise geringem Aufwand zu völlig unspektakulären Terminen tolle Rennen zusammenzustellen.
Jüngster Beweis ist der Grand Prix Angers Loire Metropole am Mittwoch um 13:47 Uhr in Angers, wo man für 60.000 Euro Gesamt-Rennpreis ein internationales Gruppe III-Rennen »aus dem Hut« gezaubert hat, nach dessen Besetzung sich – vielleicht mit Ausnahme von Vincennes und Enghien – jede andere Rennbahn Frankreichs die Finger geleckt hätte. Dabei sind die Bedingungen, an die 27.000 Euro Siegprämie und die lukrativen Platzprämien zu kommen, wirklich »beinhart«. Wer mehr als 280.000 Euro an bisherigem Einkommen aufweist, muss zur ohnehin schon happigen Grunddistanz von 3100 Metern noch 25 Meter mehr zurücklegen, und die noch »Reicheren«, also jene mit Gewinnen von mehr als 612.000 Euro, werden sogar doppelt »bezulagt«.
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Grand Prix Angers Loire Metropole
Alle Augen richten sich natürlich erneut auf den Dreikampf zwischen Aubrion du Gers (Jean-Michel Bazire / 17), dem einstigen Prix d´Amerique-Sieger Up and Quick (Franck Nivard / 18) und dem laufgewaltigen Halbmillionär Bugsy Malone (Yoann Lebourgeois / 13). Die drei Pferde trafen sich, jeweils aus längeren Pausen kommend, schon vor knapp drei Wochen auf der Bahn in Caen, wo sich Frankreichs bester Wallach in der Hand des 19-fachen Landes-Champions schon wieder in erstaunlicher Form präsentierte und trotz recht geringer Erwartungen ein sicherer Sieger über die beiden Rivalen war, von denen Bugsy Malone als Dritter hinter dem auch heute wieder mitmischenden Ultimate du Rib (Jean Loic Claude Dersoir / 12) aber auch schon recht weit wirkte, während sein damaliger Fahrer Björn Goop Up and Quick mehr oder weniger nur die Bahn zeigte.
Das interessante an der heutigen Auseinandersetzung ist nun die Tatsache, dass Bugsy Malone gegen Aubrion du Gers 25 Meter »in der Hand«, will sagen: Startvorsprung, hat, was – rein rechnerisch – ausreichen müsste, um eine Revanche zu erzwingen. Allerdings hat der Siebenjährige gelegentlich Probleme mit dem Bänderstart, so dass keineswegs sichergestellt ist, dass nicht doch der zweifach gehandicapte »Aubrion« am Ende die Nase vorn hat. Auch wenn es letztlich nichts einbringt, aber die seit 8. Juli letzten Jahres anhaltende Erfolgsserie (sieben Siege hintereinander) wird »JMB« ganz sicher nicht kampflos abreißen lassen.
Neben dem genannten Quartett sind mit dem 26-fachen Sieger Brissac (Jean-Alain Eliphe / 14), der immer wieder gegen vermeintlich bessere Pferde überraschenden »Traber-Oma« Uniflosa Bella (Antoine Wiels / 15) und dem zuletzt beim zweiten Start nach neuerlicher »Auszeit« verbessert wirkenden Akim du Cap Vert (Franck Anne / 16) noch weitere, hoch interessante Kandidaten mit von der Partie. Sogar mal »Europameister«, genauer gesagt Europa-Champion der Dreijährigen, war der Finne Jontte Boy (Tuomas Korvenoja / 10), der hier nicht nur sein Frankreich-Debüt, sondern auch sein Comeback nach einer Pause seit September vergangenen Jahres gibt.
Daumen drücken heißt es aus deutscher Sicht einmal mehr für Shark Attack (3), den sein Mentor, Mario van Dooyeweerd, auf die »alten Tage« noch zu einem Top-Pferd entwickelt hat, das vor Nichts und Niemandem Angst hat und sich nun, ausgestattet mit 50 Metern Vorsprung auf die »ganz großen Jungs«, auch in ein Rennen wie dieses traut. Bei aller Begeisterung sollte man aber nüchtern bleiben, der Zehnjährige, für den Ende des Jahres das »Arbeitsleben« zumindest hier in Frankreich endet, ist nur einer der vielen Außenseiter in diesem Rennen. Zusammen mit der vor sechs Wochen in Vincennes siegreichen Charmeuse Royale (Matthieu Abrivard / 9) darf man ihm aber eher eine Überraschung zutrauen als den übrigen sieben Bandgefährten.