Alle haben Angst vor dem »roten Mann«

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Das Kinderspiel »Wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann?« ist laut Wikipedia als Laufspiel für mehr als acht Spieler gedacht.
Im Prix de l’Atlantique, dem mit stolzen 200.000 Euro dotierten, ersten Gruppe I-Rennen des Jahres auf der Pariser Sommerbahn Enghien, reicht es dafür nicht. Lediglich sieben Pferde wurden für die Prüfung, in deren Siegerliste viele prominente Namen – so von 2004 bis 2006 drei Mal in Folge der von Jag de Bellouet – verzeichnet ist, eingeschrieben, und das liegt in erster Linie an der »Angst vor dem roten Mann«, dem in genau dieser Dressfarbe antretenden Titelverteidiger Bold Eagle (Franck Nivard / 6). Im Winter schien der siebenjährige Hengst aus dem Besitz des 57-jährigen Pierre Pilarski, der nach seinem Studium zunächst Verwaltungs- und Finanzdirektor einer regionalen Tageszeitung wurde, bevor ihn die Erkenntnis, dort nicht Chef zu können, zum jüngsten Franchise-Nehmer einer großen, amerikanischen Fast Food-Kette in Frankreich werden ließ, so ein wenig zur »Lachnummer« zu verkommen.

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Prix de l’Atlantique

Zwar gewann er mit seinen sechs Auftritten während des Meetings in Vincennes stolze 440.000 Euro, aber nicht ein einziges Rennen (!), was ihm in seiner Karriere nie zuvor passiert war. Das wurmte den Vater von fünf Kindern, der seit vier Jahren in der Schweiz nahe der dortigen Rennbahn Avenches lebt und liebend gern auch selbst wieder zur Fahrleine greifen würde, ziemlich, und so wurde beschlossen, dem Hengst – im Gegensatz zu manchem der Vorjahre – keine Pause einzuräumen, sondern gleich die nächste Chance zu nutzen, endlich wieder auf die Siegerstraße zurückzukehren. Das gelang am 11. März im Grand Criterium de Vitesse in Cagnes-sur-Mer, der dortige 1:08,9-Lauf war eines der schnellsten Rennen aller Zeiten auf französischem Boden und erzeugte offenbar so viel Respekt bei der Konkurrenz, dass nun nur noch sechs Gegner übrig bleiben.
Die darf der wahrscheinliche Vorausfavorit aber keineswegs auf die leichte Schulter nehmen, schließlich waren es zwei von ihnen, die Bold Eagle die Hälfte der sechs Niederlagen beibrachte. Bird Parker (Jean-Philippe Monclin / 5) zeigte dem »Adler« im Grand Prix du Bourbonnais und im Grand Prix de Belgique die Eisen, wurde aber zuletzt an der Mittelmeer-Küste – auf der von ihm nicht gerade geliebten Sprintstrecke – wieder deutlich in die Schranken gewiesen. Dagegen steht die Revanche gegen Frankreichs aktuell beste Stute, Jean-Michel Bazires Belina Josselyn (2), die ihn im Grand Prix de France niedergekämpft hatte, noch aus. Sie fehlte in Cagnes, durfte sich nun sieben Wochen von den Strapazen des Grand Prix de Paris erholen, wo sie nach 4150 Metern knapp gegen Bird Parker unterlag.
Aus diesem Trio sollte der Sieger kommen, obwohl Meistertrainer Sébastien Guarato noch zwei weitere Schützlinge ins Rennen schickt. Billie de Montfort (David Thomain / 7) mag die kurzen Strecken und holte sich im »Grand Criterium« den Ehrenplatz hinter ihrem Trainingspartner Bold Eagle. Ihr letztes Rennen hat die fast 1,6 Millionen Euro »schwere« Stute zwar vor mehr als zweieinhalb Jahren gewonnen, aber zu erstklassigen Platzierungen hat es für die Jasmin de Flore-Tochter auch nach längeren Formtiefs immer wieder gereicht. Carat Williams (Eric Raffin / 3) hat gegen die Allerbesten einige Male vor Augen geführt bekommen, dass er noch kein ganz Großer ist, mit vierten Plätzen im »Paris« und im »Bois de Vincennes« aber unterstrichen, dass der Abstand zu diesen allmählich geringer wird.
Mit acht Jahren sind Akim du Cap Vert (Franck Anne / 1) und Anette du Mirel (Matthieu Abrivard / 4) die ältesten Teilnehmer. Die Stute aus dem Quartier des Schweden Anders Lindqvist ist lediglich eine Feldfüllerin, die – sollte sie ins Ziel kommen – bereits 2.000 Euro »Mitlaufprämie« sicher hat. Der Prix d’Amerique-Vierte von 2016 hingegen läuft seiner früheren Form und Klasse seit langem hinterher und darf normalerweise auch in diesem kleinen Feld in allen Wettüberlegungen getrost vernachlässigt werden. Bold Eagles Fahrer, Franck Nivard, hat im Gegensatz zu den »Super-Bayern« das »Triple« übrigens schon im Sack: vor dem Treffer mit Bold Eagle 2017 gewann er den »Atlantique« 2016 mit Lionel und 2015 mit der Stute Moving On.

Generalprobe »auswärts«

Den letzten Test vor dem Derby der Vierjährigen, dem Criterium des 4 Ans am 5. Mai in Vincennes, müssen Frankreichs Vertreter des Jahrgangs 2014 ausnahmsweise »auswärts« absolvieren. Sowohl der Prix Gaston de Wazieres für die Stuten, als auch das Hengste-Pendant mit Namen Prix Gaston Brunet, jeweils 120.000 Euro wertvoll, wurden von der französischen Aufsichts-Organisation nach Enghien verlegt und führen erstmals über die Distanz von 2875 Metern (früher: 2100 Meter). Bei den Stuten dürfte sich die seit mehr als einem Jahr ihre Altersgefährtinnen überwiegend klar dominierende Erminig d’Oliverie (Franck Nivard / 13) auch von der ungewohnten Linienführung (die Bögen in Enghien sind vergleichsweise eng, die Zielgerade hingen extrem lang) kaum aufhalten lassen.

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Prix Gaston de Wazieres
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Prix Gaston Brunet

Hinter ihr ist – wie zuletzt in Vincennes – vieles möglich, die bei dieser Gelegenheit direkt hinter ihr platzierten Elisione Mag (Alexandre Abrivard / 11) und Elite du Ruel (Franck Anne / 12) machen erneut gute Chancen geltend, doch sind in dem 13-köpfigen Feld auch andere Pferde wie Espella Vedaquais (Yoann Lebourgeois / 8), Epice Turgot (Jean-Michel Bazire / 9) oder die jüngst vom Start gesprungene Eclipse Danica (Pierre Vercruysse / 4) denkbar.
Bei den Hengsten, bei denen es ein Dutzend Bewerber um die 54.000 Euro Siegprämie gibt,  ist der Umbruch offenbar in vollem Gange. Eridan (David Thomain / 11) galoppierte zuletzt im Endkampf über die Linie, Stallgefährte Ecu Pierji (Mathieu Mottier / 12) macht gerade ein langes Formtief durch, und nachdem deren »dritter Mann«, der im Prix Phaeton überraschend erfolgreiche Ever Pride, dieses Mal aussetzt, muss man dessen »runner up« Earl Simon (Franck Nivard / 5) beste Chancen zubilligen. Express Jet (Pierre Vercruysse / 9) hatte mehrfach nicht das beste Rennen, ist aber ebenso Endkampf-Kandidat wie der stets hoch gehandelte, den Beweis seiner Klasse aber noch schuldige El Villagio (Eric Raffin / 6) oder Enino du Pommereux (Jean-Michel Bazire / 8).

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