Manfred Walter gehört von jeher zu den so genannten »kleinen Trainern« mit nur wenigen Pferden im Training und überschaubaren Erfolgen.
Große Rennen, die ihn prominent gemacht und mehr Pferde in den Stall gebracht hätten, konnte er nicht gewinnen, obwohl er laut einer auf der Website des Verbandes veröffentlichten Statistik immerhin 1.275 Rennen als Fahrer und fast 2.200 als Trainer gewonnen hat. Der inzwischen 60-Jährige kommt »irgendwie rum«, tingelt häufig über die so genannten ländlichen Bahnen, wo die Rennpreise inzwischen auch nicht mehr geringer sind als auf den so genannten A-Bahnen und wo seine Schützlinge häufig siegreich sind. Zudem managt er erfolgreich seine Tochter Ronja (23), die jetzt vier Jahre in Folge das Championat der Trabreiter gewinnen konnte.
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Unter ihren deutschen Kolleginnen ist sie inzwischen so dominant, dass nach den ersten vier Monaten des Jahres 2018 außer ihrem kein weiterer Name in der Statistik der siegreichen Trabreiter zu finden ist. Das heißt zwar nicht, dass sie jedes Rennen gewinnt, aber wenn sie mal verliert, dann allenfalls gegen eine niederländische oder belgische Reiterin. Ronja hat nie eine Lizenz als Fahrerin besessen, weder als Amateur noch als Profi. Und es dauerte lange, bis die französische Aufsichts-Organisation S.E.C.F. ihre deutsche Trabreit-Zulassung anerkannte. Dabei hat sie in den letzten vier Jahren mehr als 110 Rennen in Deutschland, Holland, Belgien und Dänemark für sich entschieden. Allein mit ihrem damaligen Paradepferd Garry gewann sie über 40 Rennen und blieb auf der Halbmeilenbahn in Dinslaken bei 13 (!) Auftritten im Monté ungeschlagen.
Ende März war die Sache endlich durch, und die Familie Walter konnte mit ihrem neuen Paradepferd Zauni die Reise auf die andere Rheinseite antreten. Der Fünfjährige gehörte 2016 zur erweiterten Spitze der damaligen Derby-Generation und gewann unter der Obhut von Thorsten Tietz u.a. das Traber St.Leger. Nach einem Intermezzo beim dänischen Spitzentrainer Steen Juul beorderten seine Züchter und Besitzer, Thomas Freitag und Klaus Tamaschke, ihn zu Walter nach Alveslohe – und werden diesen Schritt mit Sicherheit nicht bereut haben.
Nach drei erfolglosen Versuchen vor dem Wagen hatte Manfred Walter die Nase voll, meldete ihn am 17. Dezember 2017 erstmals in einem Trabreiten an und erlebte gleich einen hoch überlegenen Erfolg mit acht Längen Vorsprung. Es folgten zu Beginn des neuen Jahres drei Treffer im niederländischen Wolvega und einer im belgischen Mons. Am 29. März klappte es dann endlich mit einem Start in Reims im Osten Frankreichs. Zwar setzte es für den nicht überraschend favorisierten Deutschen die erste Niederlage unter dem Sattel, doch hatte der Fünfjährige alles gegeben, trabte mit 1:13,8 einen erstklassigen Durchschnitt und verdiente mehr als 5.000 Euro, mehr als bei all seinen Siegen zuvor.
Vielleicht hatte sich Ronja Walter in der Zielgeraden zu sicher gefühlt, jedenfalls lernte sie aus dieser Niederlage. Letzte Woche Samstag stand das zweite Gastspiel für Zauni in Argentan auf dem Programm. Dort war er »nur« der Co-Favorit, doch mit einem taktisch ausgezeichneten Ritt setzte sich das deutsche Team zu Beginn der Zielgeraden an die Spitze und ließ den favorisierten Darko des Brousses mit dem zweifachen französischen Champion Yoann Lebourgeois nicht mehr in seine Nähe. Dieses Mal wanderten sogar 9.000 Euro auf das Konto der beiden norddeutschen Besitzer.
Die Vorstellung war so gut, dass Manfred Walter beschloss, nicht heimzufahren, sondern noch eine weitere Chance am Donnerstag in Mauquenchy wahrzunehmen. Dort trifft Zauni (3) auf lediglich acht Gegner und erneut auf den in holländischen Farben laufenden Dirty Dancing In (Laurent Jublot / 9), den er als Dritten schon am Samstag ziemlich klar hinter sich lassen konnte. Gefährlichster Gegner der Deutschen sollte freilich Caesar Du Home (Romain Marty / 5) sein, während die sechs anderen Teilnehmer nur an einem »Schokoladentag« eine Chance gegen dieses Trio besitzen. Im Erfolgsfall kämen noch einmal 9.450 Euro in die Reisekasse, die dann innerhalb von fünf Wochen um fast 20.000 Euro aufgestockt wäre.