Bekanntermaßen handelt es sich beim Grand National du Trot um einen Wettbewerb für Trabrennpferde, dessen Modus sich teilweise an die Tour de France der Radprofis anlehnt, hingegen mit dem Tennis-Sport eher weniger zu tun hat.
Weshalb also diese Headline, werden Sie zu Recht fragen? Die Antwort ist einfach. Wenn auf der fünften Etappe der Rennserie am Mittwoch in Marq-en-Baroeul, der 40.000 Einwohner-Stadt im Norden von Lille an der belgischen Grenze gelegen, überhaupt jemand den bereits zweifachen Etappensieger Cleangame (Alexandre Abrivard / 12) schlagen kann, dann ist es der in niederländischen Farben laufende Coup Droit (Matthieu Abrivard / 16), dessen Namen das digitale Fremdsprachen-Lexikon leo.org mit dem Begriff »Vorhand« übersetzt. Der nicht sonderlich groß gewachsene Hengst hat in den letzten zwölf Monaten zahlreiche Erfolge erzielt, die man dem Schützling von Trainer Paul Hagoort so gar nicht zugetraut hatte.
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Grand National du Trot
Sein bislang größter Treffer war zweifellos der Gewinn des Prix de la Cote d´Azur im Februar dieses Jahres in Cagnes-sur-Mer, der ihm den größten Scheck (67.500 Euro) seiner Karriere einbrachte und sein Gewinnkonto auf mehr als 430.000 Euro voran brachte, womit er das gewinnreichste Pferd im heutigen Rennen ist. Gilt der Grundsatz, dass nach einer verpatzten Generalprobe meist eine erfolgreiche Premiere folge, so steht der Start in Le Croise-Laroche, wie die Bahn renntechnisch heißt, unter allerbesten Voraussetzungen, denn Coup Droit wurde zuletzt in Vincennes nach einem eher unauffälligen Rennen nachträglich disqualifiziert, hätte aber ohnehin nur ein kleines Platzgeld abbekommen.
Dagegen agiert Top-Favorit Cleangame weiter in absoluter Bestform. Seit dem Wechsel in die Obhut von Jean-Michel Bazire ist der Wallach bei fünf Starts ungeschlagen und löste seine Aufgaben dabei jeweils in leichter Manier. Auch ein auf den Punkt »fitter« Coup Droit steht also vor einem extrem schweren Gang. Beide Pferde sind indes für die mit diesem Rennen verbundene Quinté+-Wette unerlässlich. Streng nach Form käme danach Caduceus des Baux (Pierre-Yves Verva / 13), doch stammen die jüngsten Spitzen-Resultate des gleichfalls der Generation 2012 angehörenden Hengstes überwiegend aus dem Reiten, was ein wenig zur Vorsicht mahnt. Chancenlos ist der Mark Speed-Sohn aber auch vor dem Sulky nicht.
Von den restlichen Pferden des zweiten Bandes muss man vielleicht noch Bahia Quesnot (Gabriele Gelormini /14) in Betracht ziehen, die allerdings lange nicht überzeugt hat, bevor sie sich beim letzten Engagement in Vincennes als Vierte ankündigte. Nach Gesamtform steht Athena des Ravaux (Glenny Delaune / 9) danach deutlich über Kandidaten wie Africain (Yann Gerard / 10), Best du Hauty (Olivier Bizoux /10) oder Anette du Mirel (Matthieu Verva / 15).
25 Meter vor den vermeintlichen Favoriten könnte Class de Loriol (Eric Raffin / 6) sehr gute Aussichten besitzen. Die Ready Cash-Tochter hat zwei schwächere Vorstellungen in der Provinz zuletzt mit einem Ehrenplatz in Vincennes richtig gestellt und wird ihren Startvorteil sicher längst möglich verteidigen. Ex-Seriensieger Be Bob Haufor (Christian Bigeon / 5) tritt beim zweiten Start nach der Pause wieder in gewohnter Aufmachung – also von allen Eisen »befreit« – an und ist vielleicht noch etwas stärker einzustufen. Balando (Nico d´Haenens / 7) war in La Capelle schon einmal Etappen-Dritter hinter Cleangame, eine Wiederholung dieser Leistung würde aber bereits eine handfeste Überraschung bedeuten.
Un Cher Ami (Francois Lecanu / 3) kann zu keiner konstanten Form finden, ist in der Verfassung vom 26. April auf einem der ersten fünf Plätze aber eher vorstellbar als Vivien (Franck Ouvrie / 1), Blues de Landiers (Yoann Lebourgeois / 2), Viking Fromentro (Thomas Levesque / 4) oder Belline d´Urzy (Pierre Vercruysse / 8).
Greenspan für Deutschland
Im Rahmen der fünften GNT-Etappe kommt der achtjährige Wallach Greenspan (1) aus dem Besitz der Gladbeckerin Kirsten Kleinbrahm in einem Satteltraben an den Start. In der Hand der jungen Nachwuchsreiterin Mathilde Collet sind dem Oscar Schindler SL-Sohn in einer ziemlich »undurchsichtigen« Partie aus dem ersten Band heraus gewisse Platzchancen nicht abzusprechen. Die in Holland zu den besten älteren Stuten gehörende Dame Alki (5) zählt unter Ex-Champion Yoann Lebourgeois sogar zum Favoritenkreis der 5. Etappe des Grand National du Jockeys, die mit 30.000 Euro dotiert ist.