An diesen Namen werden sich nicht mehr viele Turffreunde erinnern, die sich auf den Klassiker um die zum 100. Mal ausgetragenen WEMPE German 1.000 Guineas (Gruppe II, 62.500 Euro, 1.600 m) am Sonntag auf der Galopprennbahn in Düsseldorf einstimmen. Das Kisasszony -Rennen im Jahr 1919 auf der früheren Rennbahn Berlin-Grunewald war der Ursprung des heutigen Top-Events. Vier Jahre später wurde Hoppegarten zum neuen Austragungsort. Im Jahr 1941 erfolgte die Umbenennung in Schwarzgold-Rennen, in Anlehnung an die legendäre Rennstute, die 1940 hier gewonnen hatte, ehe sie am Ende des Jahres in die Zucht wechselte.
Nur 1945, dem Ende des Zweiten Weltkriegs, und im Jahr darauf wurde diese wichtige Zuchtleistungsprüfung nicht abgehalten, dann fand sie 1947 in Köln eine neue Heimat, 1948 gab es einen Wechsel nach Krefeld. Doch auch dieser war nur von kurzer Dauer, denn seit 1949 ist der Düsseldorfer Grafenberg der Schauplatz.
1972 erhielt das Rennen Gruppe III-Status, 1985 ging es noch eine Etage nach oben, auf die Gruppe II-Ebene. Es wechselten Namen und Sponsoren. 2020 gibt es eine weitere Premiere, die allerdings wenig wünschenswert scheint. Denn erstmals muss man die German 1.000 Guineas ohne Zuschauer auf der Rennbahn austragen. Die Corona-Pandemie ist natürlich der Grund. Aber auf dem RaceBets-Livestream entgeht Ihnen nicht das Geringste.
Vier Jahre hintereinander dominierten die Gaststuten aus England. Hawksmoor, Unforgetable Lady Nyaleti und Main Edition entführten den Klassiker auf die Insel. 2019 war es allerdings extrem spannend, denn die von Andreas Wöhler trainierte Axana hatte den Sieg schon vor Augen, ehe sie von der Konkurrentin aus dem Stall von Marl Johnston, dem Trainer mit den meisten Siegen in England, noch abgefangen wurde. Und auch Shalona war als Dritte dichtauf.
Mark Johnston, der auch 2018 mit Nyaleti die Siegerin stellte, kehrt nun nach Düsseldorf zurück. Diesmal will er es mit Rose Of Kildare (unter dem französischen Spitzenjockey Ioritz Mendizabal wissen, die sicherlich genug Können besitzt, um den Johnston-Hattrick zu schaffen. Zwei Gruppesiege in ihrer Heimat sind schon ein Wort. Den neunten Platz in den 1.000 Guineas in ihrer Heimat sollte man nicht überbewerten, hier ist es im Schnitt sicher einfacher. Die Tschechien Achird (B. Ganbat) kann dagegen nur zweite Wahl sein.
No Limit Credit die beste Deutsche?
Diesmal gibt es keine heiße Favoritin, sondern eine Favoritengruppe. Und das ist für die Wetter sicherlich spannend, zumal gerade auf dem wendigen Düsseldorfer Kurs mit seinem Berg immer wieder Überraschungen an der Tagesordnung sind. Das meiste Vertrauen dürfte die Karlshoferin No Limit Credit (C. Lecoeuvre) genießen.
Ihr Trainer Andreas Suborics managte die Karlshoferin glänzend, denn eine Gewinnsumme von 166.200 Euro ist schon ein Wort. Schon als Zweijährige machte sie große Kasse in diversen Auktionsrennen. Und ihre Klasse konnte die Stute auch 2020 halten, wie ihr Erfolg im Karin Baronin von Ullmann-Schwarzgold-Rennen in Köln beweist.
In der bedeutendsten Vorprüfung auf die 1.000 Guineas wehrte sie mit einer großen Energieleistung unter ihrem nach Deutschland gewechselten französischen Jockey die Ebbesloherin Democracy (L. Delozier), die für Trainer Peter Schiergen die Revanche sucht. Man darf gespannt sein, wer diesmal das bessere Ende für sich haben wird.
Spannend ist auch der Auftritt von Tabera (F. Minarik), die Miltcho Mintchev für den Stall Litex Commerce in Köln trainiert, dessen Farben hier schon 2008 mit Briseida vorne waren. Ihr dritter Rang im Preis der Winterkönigin machte Appetit auf mehr. Einziges Fragezeichen ist der späten Saisoneinstieg. Klasse scheint sie genug zu besitzen.
Die Einzelvorstellung
Zu Ihrer besseren Übersicht stellen wir Ihnen hier die Teilnehmerinnen in den 100. German 1.000 Guineas in einer Einzelvorstellung vor.
Achird: Gaststute aus Tschechien, die bei vier Starts einmal erfolgreich war. Das kann hier normalerweise nicht ausreichen.
Amabilis: Zeigte beim zweiten Start die erwartete Verbesserung, als sie in Hannover den späteren Platzierten eines Auktionsrennens schlug. Nun wird ein weiterer Sprung verlangt. Ihr Stall agiert 2020 in den Highlight-Rennen aber extrem erfolgreich, gewann unter anderem auch das Hengste Pendant, das Mehl-Mülhens-Rennen mit Fearless King. Kann es durchaus auf einen vorderen Platz schaffen.
Chilly Filly: Weitere Brümmerhoferin (neben Amabilis), die zuletzt auf ihrer Heimatbahn in Hannover ihren ersten Erfolg schaffte. Schlug dabei mir Mrs Applebee die anschließende Siegerin eines Auktionsrennens. Weiteres Potenzial darf man ihr zutrauen, das ist aber auch notwendig, um es nach vorne zu schaffen.
Democracy: Stetig verbesserte Stute, die als Zweite im Kölner Präp-Race ihre bislang beste Vorstellung bot. Dürfte No Limit Credit erneut Paroli bieten. Sicher eine der ersten Anwärterinnen.
Lancade: Souveräne Siegerin auf dieser Bahn, allerdings war die Konkurrenz kaum sonderlich stark, kommt also mit dem Kurs zurecht, doch der Sprung ist schon erheblich.
Lips Eagle: Kommt nach keiner der zuletzt gezeigten Leistungen für einen Platz im Vorderfeld in Betracht, auch wenn die Stallform gut ist.
No Limit Credit: Schon als Zweijährige eine Großverdienerin, gewann zuletzt mit dem Karin Baronin von Ullmann-Schwarzgold-Rennen die wichtigste Vorbereitungsprüfung in Köln mit viel Kampfgeist gegen Democrary, dürfte erneut viel Vertrauen finden.
Paloma Ohe: Gewann im Oktober ein Listenrennen in Hannover, nachdem sie zuvor in verschiedenen Auktionsrennen ansprechende Leistungen gezeigt hatte. Lief auf der Düsseldorfer Bahn als Listen-Zweite im Henkel-Stutenpreis sehr gut, kommt also auf dieser Bahn und Distanz zurecht. Mit dem Championjockey im Sattel, der die Statistik erneut klar anführt, wäre eine Platzierung im Vorderfeld keine Überraschung.
Rose Of Kildare: Vertritt den Stall von Mark Johnston aus England, dem Trainer mit den meisten Siegen auf der Insel, der im Vorjahr hier mit Main Edition die Gewinnerin stellte. Auch diese Lady besitzt großes Können, wie zwei Gruppesiege in England beweisen. Im englischen Pendant, den 1.000 Guineas, spielte sie als Neunte keine Rolle, doch sollte sie eine unbequeme Gegnerin für unsere Ladies sein.
Schwesterherz: Zweijährig Überraschungssiegerin in Frankreich und Zweite im Ratibor-Rennen hinter dem aktuellen Derby-Favoriten Wonderful Moon. In der Winterkönigin hatte sie den Rennverlauf gegen sich. Zuletzt im Karin Baronin von Ullmann-Schwarzgold-Rennen als Favoritin nur Fünfte und dabei deutlich hinter No Limit Credit. Muss diese Form richtigstellen, in Bestform aber gewiss nicht chancenlos, zumal ihr Quartier 2020 in Grupperennen wieder so richtig abräumt.
Tabera: Erst zweimal geprüft, im September auf diesem Kurs imponierend erfolgreich, dritter Platz in der Winterkönigin war stark, hat aber seit damals (Oktober 2019) pausiert. Wenn sie gleich vollen Schwung hat, sehr interessant. Stall weiß, wie man dieses Rennen gewinnt, siehe Briseida im Jahr 2008.
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