Die Fieberkurve der Galoppfreunde steigt bald wieder in die Höhe. Es sind nur noch zwei Wochen, dann wird am 12. Juli 2020 in Hamburg der 151. Gewinner des Deutschen Derbys gekrönt. Wer tritt die Nachfolge des von Andreas Wöhler für das Gestüt Ittlingen trainierten Laccario an, das ist die alles entscheidende Frage. Im RaceBets-Langzeitwettmarkt führt kaum ein Weg an Wonderful Moon vorbei. Doch am Sonntag wollen noch weitere Pferde ins Feld für das Blaue Band rutschen – im Großen Preis der Brümmerhof – Derby Trial (Listenrennen, 12.500 Euro, 2.200 m) auf der Galopprennbahn Hannover, die auch während der Corona-Zeit eine tragende Säule im deutschen Rennsport ist und am Sonntag sogar 14 Rennen austrägt.
Es wäre nicht das erste Mal, dass der Gewinner dieser Prüfung später auch der Derby-Held war, auch wenn das schon ein paar Jahre zurückliegt. In den Jahren 2005, 2006 und 2007 setzten sich auf der Neuen Bult Nicaron, Schiaparelli und Adlerflug in Szene, kurz darauf sicherten sie sich auch die „Krone der Dreijährigen“ auf dem Horner Moor. Der letztjährige Hannover-Sieger Ashrun ließ das Blaue Band aus.
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Beeindruckender Sieg auf dieser Bahn
Man darf gespannt sein, ob im jetzigen Aufgebot der neun Kandidaten ein Derby-Sieger schlummert. Als Nachfolger für Laccario würde natürlich Slogan (M. Seidl) gut passen, denn auch er trägt die Farben des Gestüts Ittlingen von Möbel-Unternehmer Manfred Ostermann. Doch eine Nennung besitzt er für das Derby nicht mehr, nachdem er im April gestrichen wurde. Seine Vorjahresleistungen waren noch wenig überzeugend. Inzwischen wechselte der Hengst zu Markus Klug nach Köln-Heumar (vorher Peter Schiergen). Und der Auftritt vor wenigen Wochen hier in Hannover in einem Maidenrennen war beeindruckend. Start-Ziel dominierte der Sohn des bereits erwähnten Adflerflug. Der gerne von Lars-Wilhelm Baumgarten zitierte Satz „Adler können fliegen“ hatte seine volle Berechtigung. Per Nachnennung könnte er noch einen Platz im Derby-Feld finden, doch wird man das sicherlich nur machen, wenn er am Sonntag in Hannover brilliert. Denn 65.000 Gebühr sind ja alles andere als eine kleine Investition. Zuzutrauen ist ihm ein Erfolg im Trial allemal.
Klug hat zudem den Röttgener Dartan (M. Pecheur) im Rennen. Er entsprach bei seinem Kölner Sieg allen Erwartungen. Wie ein Steher musste er erst etwas angeschoben werden, dann wurde er immer länger. Alerdings hat in der langen Historie noch nie ein Schimmel das Deutsche Derby gewonnen.
Champion Henk Grewe hat ebenfalls zwei Hoffnungen am Start. Da wäre zum einen der Auenqueller Oriental Dream (B. Murzabayev), der bis zum ersten Sieg etwas gebraucht hat. Locker setzte er sich als heißer Favorit gerade in Hoppegarten in Szene, schwer zu sagen, was das wert war. Aber falsch gemacht hat dieser Hengst noch nichts.
Noch mehr wert war der Gruppesieg von Stall Torjägers Kalifornia Queen (C. Lecoeuvre) im Diana Trial in Hoppegarten. Sie gehört Lars-Wilhelm Baumgarten gemeinsam mit Fußball-Profi Nick Proschwitz, der für Eintracht Braunschweig spielt. Auch gegen die Hengste ist bei der Rückkehr auf Listen-Niveau alles möglich.
Gespannt sein darf man auch auf Kellahen (A. Best) aus dem kleinen Hoppegartener Quartier von Sarka Schütz. Drei Saisonsiege sind schon ein Wort, nun wagt man erstmals den Sprung auf die höhere Ebene.
Das Feld in der Einzelvorstellung
Damit Sie für Ihre Wetten besser disponieren können, stellen wir Ihnen im Folgenden die Kandidaten des Derby Trials in Hannover einzeln vor:
Anatello: Musste im Badener Derby Trial sowie im Münchener Trial für das Blaue Band Grenzen bekennen, ein Platzgeld wäre daher schon ein Erfolg.
Dartan: Gewann in Köln in der Manier eines talentierten Stehers, fraglich, ob er dort die Creme de la Creme hinter sich ließ, besitzt aber Potenzial, weniger gut gefällt die kürzere Distanz, dennoch ein Faktor.
Kellahen: Eine der Entdeckungen der letzten Wochen, gewann drei Rennen in Folge, nun wird ein erheblicher Sprung verlangt, aber man weiß noch gar nicht, was er überhaupt kann.
Oriental Dream: In Hoppegarten leichter und erwarteter Maidensieger, allzu stark waren die Gegner dort nicht, kommt aber aus einem prominenten Stall, steht aber nach Reiterwahl unter Kalifornia Queen, allerdings wurde der Champion gebucht, kann mitmischen.
Palm Springs: Leichter Maidensieger auf diesem Kurs, anschließend guter Vierter im Derby Trial in Baden-Baden, ein vorderer Rang ist sicher auch hier möglich.
Slogan: Imponierender Maidensieger auf diesem Kurs, Start-Ziel dominierte er nach Belieben, den Sprung auf dieses Level darf man ihm allemal zutrauen, sehr interessant.
Kalifornia Queen: Überraschende Gewinnerin des Diana-Trials in Hoppegarten auf Gruppe-Ebene, kehrt auf Listen-Niveau zurück, muss jetzt gegen die Hengste heran, sicherlich allererste Wahl in diesem Feld.
Brian Boru: Zweiter hier in einem Sieglosenrennen, hatte aber nicht den Hauch einer Chance gegen Slogan, daher nur Außenseiter.
Herr Juergensen: Nach allen bisherigen Eindrücken überfordert.
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Stuten-Highlight an Akribie?
Aber das ist beileibe nicht alles. Denn mit dem Großen Preis des Audi Zentrum Hannover (Listenrennen, 12.500 Euro, 2.200 m) erwartet Sie ein weiteres Highlight am Sonntag auf der Neuen Bult. Vielleicht kann die von Markus Klug für das Gestüt Röttgen trainierte Akribie (M. Pecheur) hier gewinnen, denn sie schrammte auf diesem Kurs nur ganz knapp an einem Listensieg vorbei und ist selbst schon Gruppesiegerin. 2019 sicherte sie sich das Diana-Trial in Berlin-Hoppegarten.
Die Starterinnen der Taxi 4 Horses Filly Trophy in der Einzelvorstellung:
Auch hier stellen wir Ihnen die Kandidatinnen detailliert vor.
Akribie: Schien hier schon gewinnen zu können, ehe sie in einem Listenrennen noch minimal abgefangen wurde. Die Favoritin der Prüfung.
Arktis: Sehr ordentliche Handicapperin, die auch in dieser Klasse schon einmal Vierte war. Zuletzt allerdings klar hinter Mitbewerberinnen und daher nur Außenseiterin.
Freedom Rising: Hatte als Dritte hinter Akribie ein unglückliches Rennen, aber auch keine Siegchancen, mindestens ein Platzgeld ist möglich.
Liberty London: Zeigte verschiedentlich Ansätze auf gehobenem Parkett, aber seit September nicht gelaufen, daher könnte sie diesen Start noch benötigen.
Lips Queen: Gruppesiegerin auf diesem Kurs im Oktober 2019, hier zuletzt als Zweite wieder sehr stark unterwegs, sicherlich eine chancenreiche Teilnehmerin.
Mo My Dream: Handicapperin aus Tschechien, das hier ist eine andere Welt.
Nathan Mnm: Zeigte als Dritte hinter Lips Queen eine gute Leistung, eine Formumkehr drängt sich allerdings nicht auf, erster Start für einen neuen Trainer (vorher Werner Haustein), interessante Außenseiterin.
Perfect Pitch: Musste nun doch Grenzen bekennen, ein Platzgeld wäre schon eine starke Form.
Quita: Bereits zweimal Fünfte auf dieser Ebene, Badener Saisondebüt war mäßig, muss sich steigern.
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