Sabiango, Ein Königreich für ein Pferd

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Sabiango
Sabiango im Gestüt Fährhof iam 20.09.2014

Mit Sabiango verlässt eine wahre Ikone die große Bühne des Galopprennsports. Auch wenn Sabiango der Durchbruch als Deckhengst nicht gelang, so war er eines der wenigen Pferde, das auch international auf die deutsche Vollblutzucht aufmerksam machen konnte. Vergangene Woche vermeldete das Gestüt Fährhof den tragischen Verlust des Globetrotters, der auf drei Kontinenten und mehrmals auf Gruppe-Ebene erfolgreich war. Das Leben von Sabiango ist die Geschichte eines unvergessenen Helden aus einer glorreichen Zeit, die, obwohl sie noch gar nicht so lange zurückliegt, aus einem ganz anderen Kapitel des deutschen Rennsports zu stammen scheint.

Acatenango
Championdeckhengst Acatenango im Portrait.

Sabiango wurde 1998 auf dem Gestüt Fährhof geboren. Sein Vater war der einzigartige Acatenango und so ruhten auf dem jungen Hengst natürlich schon ab dem Zeitpunkt seiner Geburt eine Menge Hoffnungen. Das lag aber zum Teil auch daran, dass Sabiango der jüngere Bruder eines anderen berühmten Helden war. Denn seine Mutter, die Beau‘s Eagle-Stute Spirit of Eagles, brachte 1996 bereits den Superstar Silvano zur Welt.

Spirit of Eagles
Spirit of Eagles am 13.06.2006 in Haberloh

Als Sabiango das Licht der Welt erblickte, ging der Stern von Silvano gerade am Turfhimmel auf. Silvano machte bereits beim Debüt 1998 mit seinem Sieg mächtig Eindruck. Der Lomitas-Sohn avancierte im weiteren Verlauf seiner Karriere unter Trainer Andreas Wöhler aber nicht nur in Deutschland zum Gruppe 1-Sieger, sondern reiste nach Dubai, Japan, in die USA und sogar nach Australien. Silvano gewann dabei sieben Rennen und verdiente umgerechnet knapp 2,5 Millionen Euro. Die Fußstapfen, in die Sabiango bereits als Jährling treten musste, waren also groß. Aber der mächtige Fuchs bewies im Laufe seines Lebens, dass er nicht nur der Sohn von Acatenango und der Bruder Silvanos war. Sabiango schrieb seine eigene einzigartige Turfgeschichte.

Silvano
Silvano am 12.08.05 im Gestüt Fährhof.

Sabiango begann seine Karriere ebenfalls bei Trainer Andreas Wöhler. Er debütierte als Zweijähriger am 10.09.2000 in Hannover und war unter Jockey Andreas Suborics direkt siegreich. Erst im darauffolgenden Jahr kam Sabiango, nun dreijährig, wieder an den Ablauf, konnte beim ersten Start in Hannover im April 2001 auf Listenebene aber noch keine Akzente setzen. Dafür war er bei seinem Auftritt in einem Sieglosen-Rennen in Baden-Baden vier Wochen später wieder erfolgreich.

Danach gewann Sabiango in großartiger Manier das Oppenheim Union Rennen auf Gruppe 2-Ebene. Spätestens da war wohl ganz Turfdeutschland klar, dass auch Sabiango seiner royalen Familie alle Ehre machen würde. Im Düsseldorfer Deutschland Preis wurde er danach Zweiter bei seinem ersten Versuch in der höchsten Rennklasse. Anschließend konnte er unter seinem ständigen Partner Andreas Suborics in Köln auch auf Gruppe 1-Niveau gewinnen. Zum Jahresabschluss der Saison 2001 gelang ihm noch ein dritter Platz im Großen Preis von Baden, ebenfalls auf Gruppe 1-Level.

2002 war bis dato das schwierigste Jahr für den großen Fuchs. Jetzt vierjährig, wurde Sabiango Fünfter im Gran Premio du Milano und Sechster im Deutschland Preis in Düsseldorf. Nach diesen zwei Rennen kam der Hengst erst 2003 wieder an den Start. Er zeigte beim Saisondebüt am 29.06.2003 im Hamburger Hansa Preis aber wieder eine starke Leistung, denn dort wurde er Dritter. Damals saß bereits der diesjährige Derbysiegreiter Eduardo Pedroza im Sattel des Fährhofers. Anschließend gewann Sabiango, dieses Mal wieder mit Eduardo Pedroza, erneut den Deutschland Preis in Düsseldorf auf Gruppe 1-Level. Im Kölner Credit Suisse Private Banking Pokal wurde er danach aber nur Vierter.

Sabiango
Sabiango im Portrait am 28.03.2012 im Gestüt Faehrhof.

Nach dem Rennen in Köln wagte man mit dem Fuchs die Reise in die USA, wo Sabiango in Belmont Park in den Turf Classic Inivitational Stakes an den Ablauf kommen sollte. Der Hengst mit dem Kämpferherz verkaufte sich als Vierter in diesem Gruppe 1-Rennen mehr als ordentlich. Es folgte ein weiterer guter Auftritt in Kanada. Am 19.10.2003 startete Sabiango im Pattison Canadian International in Woodbine und wurde mit dem eigens angereisten Eduardo Pedroza Fünfter. Knapp zwei Monate später kam der Acatenango-Sohn auch noch in Hong Kong an den Start, konnte aber auf der Rennbahn von Sha Tin leider nicht mehr mitmischen und beendete eine sehr erfolgreiche Saison als Fünfjähriger.

Im Jahr 2004 wechselte Sabiango ganz nach Amerika und wurde fortan von Bob Baffert trainiert. Am 12.06.2004 gab der große Fuchs sein Saisondebüt und überzeugte im Charles Whittingham Memorial, das in Hollywood Park ausgetragen wurde, auch direkt auf ganzer Linie. Zwei Monate später zählte Sabiango zum erlesenen Starterfeld der Arlington Million. Allerdings konnte er, im Gegensatz zu seinem Bruder Silvano, der das Rennen im Jahr 2001 gewann, keine Akzente setzen und landete im geschlagenen Feld.

Im September 2004 gelang Sabiango dann der Sieg im Kentucky Cup Turf Handicap auf Gruppe 2-Ebene. Anschließend reiste er abermals nach Kanada und startete nochmals im Canadian International. Nachdem er auch hier nicht vorne mitmischen konnte, beendete er seine Karriere und wurde als Deckhengst in Deutschland, selbstverständlich im Gestüt Fährhof, aufgestellt. Sabiango gewann in seiner aktiven Laufbahn sieben seiner 19 Starts, darunter fünf Rennen auf Gruppe-Ebene. Er verdiente dabei 760000 Euro. Der Hengst hat bis heute 114 Nachkommen auf der Rennbahn. Unter seinen Söhnen war auch der zweifache Gruppesieger Vieux Lion Rouge, der diese Erfolge aber über Sprünge erzielte.

Sabiango
Sabiango am 26.09.2009 im Gestüt Fährhof.

Der ganz große Durchbruch als Vererber gelang Sabiango nicht und die letzten Nachkommen kamen 2014 zur Welt. Er verbrachte den Rest seines Lebens auf dem Gestüt Fährhof und wurde 21 Jahre alt. Mit dem Tode Sabiangos endet vielleicht das Leben eines großartigen Pferdes, doch er hinterlässt viele wundervolle Erinnerungen an eindrucksvolle Siege, wie sie nicht viele Pferde erringen. Sabiango bewegte dabei, ebenso wie sein Bruder Silvano, viele Menschen und oftmals hinterlassen so starke Emotionen wohl auch die schönsten Erinnerungen.

Auch seine Familie wird uns weiterhin an ihn erinnern. Seine Mutter, Spirit of Eagles, brachte im Jahr 2008 die Stute Strela zur Welt. Ihre eigenen Rennleistungen waren zwar überschaubar, aber sie war die direkte Schwester des unvergessenen Silvanos und hatte ebenfalls den großartigen Lomitas zum Vater. Ihr 2016 geborener Sohn Say Good Buy erregte in dieser Saison bekanntlich einiges Aufsehen, denn er gewann unter der Regie von Henk Grewe bereits das BBAG Auktionsrennen in Hannover, wurde zweiter in der Baden-Württemberg Trophy auf Gruppe 2 Niveau und gewann anschließend auf Listenebene in Dresden. Aktuell befindet sich Say Good Buy in Doha, wo er auf das am 21. Dezember stattfindende Katar Derby vorbereitet wird.

Sabiango
Sabiango am 29.06.2017 im Gestüt Fährhof .

Say Good Buy hat wie sein Onkel Sabiango große Fußstapfen zu füllen und man darf gespannt sein, ob er auf der Jagd nach internationalen Lorbeeren ebenso erfolgreich sein wird. Ob er die Geschichte einer so erfolgreichen Familie weiterschreiben kann, wird die Zeit zeigen müssen. Zuerst einmal jedoch ein Abschied.

Mach’s gut, Sabiango.

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