Insider-Talk mit Klaus Eulenberger: „Das Preis-Leistungsverhältnis ist gut!"

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Die BBAG-Auktionen in Iffezheim sind eine Erfolgsstory. Klaus Eulenberger hat daran einen maßgeblichen Anteil als Geschäftsführer der Baden-Badener Auktionsgesellschaft, die diese Versteigerungen durchführt. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog erzählt der 41-jährige über Auktionen in Corona-Zeiten und seine persönliche Philosophie.

Die BBAG-Frühjahrsauktion geht am 4. Juni erstmals als Online-Auktion über die Bühne. Wie wollen Sie die Menschen zum Kauf motivieren?

Klaus Eulenberger: Aktuell ist die Nachfrage, trotz der aktuellen Situation, sehr hoch. Viele Kunden suchen Startpferde und auch Zweijährige. Motivieren müssen wir eher die Verkäufer, denen es schwer fällt, sich von Ihren Pferden zu trennen. Prinzipiell ist das Angebot in ganz Europa stark zurückgegangen. Wir haben auch in diesem Jahr nicht annähernd 10 Breeze Up Auktionen in Europa, wie noch in 2019!

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Online-Premiere

Wie läuft die Versteigerung nach bisherigem Stand ab? Inwiefern hat die Pandemie Auswirkungen auf das Geschäft der BBAG?

Klaus Eulenberger: Auch in diesem Jahr hat die Pandemie starken Einfluss auf unsere Auktionen. Deshalb sind wir gezwungen die Frühjahrs-Auktion zum ersten Mal online abzuhalten. Dieses Modell ist für uns und unsere Kunden neu aber alternativlos. Ab der Jährlings-Auktion rechnen wir jedoch mit einem Ablauf wie im letzten Jahr.

Wann haben die Vorbereitungen begonnen? Was ist im Vorfeld einer Auktion alles in die Wege zu leiten? Nach welchen Kriterien suchen Sie und Ihr Team die Pferde aus?

Klaus Eulenberger: Die ersten Gespräche werden mit den Züchtern teilweise bereits nach den Fohlengeburten geführt, um Elitepferde im Land zu halten. Auch der europäische Markt wird im Auge behalten, um möglichst viele gute Pferde für unsere Auktionen zu gewinnen.

Die Qualität des Angebotes ist in der Vorbereitung das wichtigste. Nur mit Qualität können wir dauerhaft international Konkurrenzfähig bleiben.

Klaus Eulenberger (links) und Matthias Tandler auf der BBAG Jaehrlingsauktion
Klaus Eulenberger (links) und Matthias Tandler auf der BBAG Jaehrlingsauktion, 28.08.2019, Iffezheim, Foto: Galoppfoto

Viele Black Type-Pferde verkauft

Welche Vorzüge haben die BBAG-Auktionen gegenüber anderen Versteigerungen auf der Welt?

Klaus Eulenberger: Bei uns werden prozentual gesehen überdurchschnittlich viele Black Type-Pferde verkauft. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut!

Über 1,1 Millionen Euro werden ausgeschüttet

Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht die Auktionsrennen?

Klaus Eulenberger: Eine sehr große! Die Auktionsrennen machen aktuell ca. 10% des Gesamtrennpreisvolumens in Deutschland aus. Bezogen auf die Zwei- und Dreijährigen-Rennen natürlich noch einmal wesentlich mehr. Somit ist die Startberechtigung in den Auktionsrennen natürlich ein bedeutender Kaufanreiz. Inzwischen gibt es 18 BBAG Auktionsrennen, sieben für Zweijährige und elf für dreiährige Pferde. Insgesamt werden jährlich in den Auktionsrennen mehr als 1,1 Mio Euro an Rennpreisen ausgeschüttet.

Übrigens besteht dieses Auktionsrennen-System in Deutschland erfolgreich seit über 20 Jahren. Andere Systeme im europäischen Ausland konnten sich nie lange halten, wurden jährlich verändert und letztendlich meist „eingestampft“. In Frankreich wird das „deutsche“ System aktuell mit einem Rennen kopiert.

Wir haben die Rennpreise in diesem Jahr und auch im letzten Jahr nicht reduziert, was ein deutliches Signal an unsere Kunden ist!

Die berühmten 3 G’s

Was würden Sie Neueinsteigern im Metier raten, die sich ein Pferd zulegen möchten?

Klaus Eulenberger: Die berühmten 3G’s (Geduld, Glück und Geld) sind unabdingbar. Eine seriöse Beratung ist für Neueinsteiger sehr wichtig, um diese möglichst langfristig an den Sport zu binden. Außerdem ist eine persönliche Sympathie zum Trainer sehr wichtig, dieser ist schließlich die wichtigste Kontaktperson mit der man zusammenarbeitet.  Wir brauchen dringend neue Leute im Rennsport, der für Neueinsteiger auch nicht immer einfach zu verstehen ist, deshalb ist eine gute Betreuung besonders wichtig. Da sind wir alle gefordert.

Klaus Eulenberger
Klaus Eulenberger, 01.09.2017, Iffezheim, Foto: Galoppfoto

Vor kurzem kam die Meldung, dass die Zukunft der Rennbahn Iffezheim gesichert ist dank der Übernahme von Baden Galopp. Inwiefern bringt sich die BBAG ein?

Klaus Eulenberger: Die BBAG ist Gesellschafter bei Baden Galopp. Mit der aktuellen Gesellschafterstruktur ist der Rennverein breit aufgestellt und stark regional verankert. Die Aufbruchsstimmung ist beeindruckend und die Zusammenarbeit hervorragend.

Wie wichtig ist Iffezheim für den Rennsport in Deutschland?

Klaus Eulenberger: Nicht wichtig! Die Rennbahn in Iffezheim ist EXISTENZIELL!

Ihre Laufbahn im Rennsport begann im Gestüt Graditz. Können Sie Ihre bisherigen Stationen schildern?

Klaus Eulenberger: Ich habe 1996 meine Ausbildung im Gestüt Graditz begonnen und hatte dort meinen ersten Kontakt zum Englischen Vollblut. Damals hat Markus Buchner noch die private Vollblutzucht als Pächter betrieben, der so unterschätzte Zinaad oder auch Chief Singer waren damals Deckhengste in Graditz.

Die Ausbildung war sehr umfangreich und anspruchsvoll, da wir bereits während der Lehrzeit intensiv mit mehreren Pferderassen gearbeitet haben. Vollblutzucht und Rennen haben mich dauerhaft gefesselt.

Nach meiner Zeit in Graditz bin ich im Jahr 2000 für zwei Jahre nach Irland ins Ballylinch Stud gegangen und habe dort die „Industrie“ kennengelernt. Damals deckten in Ballylinch nur zwei Deckhengste: Soviet Star und King’s Theatre, Bob Back als führender National Hunt-Deckhengst stand außerhalb des Gestüts bei Victor Connolly. Diese Zeit war unheimlich wichtig und prägend für mich.

Seit 2004 arbeite ich für die Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) e.V. in Iffezheim.

Redakteur Patrick Buecheler (rechts) interviewt Klaus Eulenberger von der BBAG
Redakteur Patrick Buecheler (rechts) interviewt Klaus Eulenberger von der BBAG, 03.10.2019, Hoppegarten, Foto: Galoppfoto

Welche Deckhengste haben es Ihnen persönlich aktuell besonders angetan?

Klaus Eulenberger: Da gibt es national wie international einige. Wichtig ist, dass in Deutschland wieder mehr Deckhengste aufgestellt und diese auch von den Züchtern unterstützt werden. Wir sind mit unserer kleinen aber qualitativ starken Zucht auf gute Hengste im Inland angewiesen!

Was schätzen Sie am Leben in der Region Iffezheim?

Klaus Eulenberger:  Ich fühle mich in „Iffze“ zuhause und bin gut integriert. Mein Sohn ist hier geboren und aufgewachsen. Die Region ist sicher eine der lebenswertesten in Deutschland.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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