Tomaten auf den Augen

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Nach jedem Renntag kommen sie hervor – die Stewards auf dem Sofa, die dem Rest erklären wollen, warum dieses oder jenes Pferd disqualifiziert werden sollte. Das ist grundsätzlich ja erst Mal wie in jeder Sportart, beim Fußball sind sie ja auch ständig unzufrieden damit, was der Schiri pfeift und welche Karten er zeigt. Bei den Galoppern gibt es allerdings dann noch Veränderungen in der RO, die manche Entscheidungen plötzlich rechtfertigen – die sind dann aber beim Sofasteward nicht angekommen, weil der die neueste RO nicht gelesen hat. UND: es gibt auch noch unverständliche Urteile gratis dazu. Das macht es nicht eben einfacher, für den Zuschauer.

Wir haben in den letzten Jahren ja schon so einiges erlebt. Das skandalöse Derby, wo sie alle nicht zählen konnten (und wollten), Krieg vor dem Renngericht, nicht abgebrochene Rennen, die abgebrochen gehörten und noch viel mehr. Natürlich überwiegt da immer das Negative, weil die Leute sich daran erinnern. Wahrscheinlich könnte jeder Rennsportfan aus dem FF spontan drei Falschentscheidungen der Rennleitung benennen, die zu einem desaströsen Ergebnis geführt haben, aber an sich ist es nun mal so, dass das Negative haften bleibt. Die vielen richtigen und wichtigen Entscheidungen sind dann häufig verbucht unter: Na, ist halt deren Job. Was auch richtig ist – es ist deren Job. 

Wenn man so ein Rennen guckt, dann fällt einem hin und wieder mal was auf. Mich zum Beispiel stört die Rempelei am Anfang häufig – die hat aber keinen Einfluss auf den Einlauf, daher würde da die Rennleitung wohl nur eingreifen, wenn da jemand wirklich umgebügelt wird. Sicher geht es da auch um den Kampf für den besten Platz und natürlich lässt einen niemand auf die gute Spur, wenn er selbst dahin will. Trotzdem fällt es mir immer mal wieder auf und dann sitze ich da und denke: Ey, und das stört jetzt niemanden? Nö! Bin ja auch keine Rennleitung, also kann ich auch leise heulen. 

Dann kommt natürlich auch hinzu, dass man gerade beim Livebild nicht alles sieht. Das ist nur eine Perspektive und was hier so aussieht, kann anders gefilmt völlig anders aussehen. Manchmal denkt man ja auch – wow, das Pferd ist ja meilenweit weg – Perspektivwechsel – huch, ist ja doch ziemlich nah. Und wir haben ja unseren Videobeweis und dürfen schon seit Ewigkeiten den Einlauf über den Haufen schmeißen, wenn man entdeckt, dass es Unregelmäßigkeiten gab. Was da aber genau schief lief, wenn es soweit ist, muss natürlich auch erklärt werden. Das wäre wichtig, gerade für Neulinge. Im Springen sehen sie, dass eine Stange fällt. Im Rennen kreuzt wer bisschen durchs Feld, wird Erster, aber dann nicht? Muss natürlich aufgeklärt werden. Auch was erlaubt ist und was nicht.

Da kommt man dann immer ins Schwimmen, wenn man das Außenstehenden erklären muss. Peitsche zählen können die ja. Aber etwas sehen und ihnen jetzt erklären, warum etwas Identisch aussehendes nicht geahndet wird und das andere schon – das ist schwierig. 

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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