Ach, es ist schon schade, was wir diese Woche lesen mussten. Silvery Moon hört auf. Der schnelle Schecke hat sich leider eine Verletzung zugezogen, die dafür gesorgt hat, dass das geplante letzte Rennen schneller war, als den Zuschauern lieb ist. Aber hey, das kann halt passieren. Der Schecke war trotzdem ein harter Hund, der 47 Rennen bestritten hat, seitdem er Zweijährig das erste Mal Seide trug. Und dabei war er eigentlich immer fit and well.
Eigentlich sollte man ja meinen, dass das so gar nichts Besonderes ist. Zwar hat Silvery Moon Black Type – aber das allein macht noch keinen Kracher und zu Grupperennen hat das auch nie gereicht. Er ist das, was die meisten Rennpferde sein sollten: Ein Spaßpferd, das dabei noch Geld mit nach Hause bringt und seinen Besitzern Freude bereitet hat. Wie es sie häufiger gibt. Nur mit dem feinen Unterschied: Silvery Moon holte die Zuschauer auf die Rennbahn. Weil er anders war. Nicht die Aschenputtel-Geschichte, wie bei Overdose, war es diesmal, sondern seine Farbe. Er ist auffällig. Er ist unverwechselbar. Das zog die Massen an. Leute, die gar nichts mit Pferderennen am Hut haben, haben sehr wohl schon von Silvery Moon gehört, dem einzigen Schecken, der auf Deutschlands Bahnen läuft und dabei sogar gewinnt und die edlen einfarbigen Vollblüter alt aussehen lässt. Ein bisschen der Underdog.
Denn am Anfang, als Silvery Moon nur den Rennsportlern bekannt war (da noch nicht gelaufen und frisch gekauft), da hat man ja schon gedacht: Na, ja … was soll die Kuh jetzt auf der Bahn? Der läuft doch eh hinterher. Ich war sogar noch optimistisch, ich habe behauptet, der erschreckt jetzt alle „normalen“ Blüter so, dass die nicht mehr mit ihm um die Wette laufen wollen. Schließlich hatte ich schon erschreckende Erlebnisse mit Punkteponys, die unseren Rennstall heimgesucht haben. Da wollten sogar Derbysieger auf den Arm.
Die anderen Pferde muckten sich aber gar nicht. Dafür lief er halt auch nur als Zehnter durchs Ziel. Kritiker fühlten sich also bestätigt.
In Köln wurde das dann schlagartig besser. Der Schecke mag Köln, und Köln liebt ihn. Erst zweiter in einem kleinen Feld, dann plötzlich im Listenrennen platziert. Huch! Muss man auch erst mal schaffen. Trotzdem noch immer diese ätzenden Unkenrufe, die ihn bis zum Schluss begleitet haben – Mimimi, wieso machen alle so einen Trubel um das Pferd, was hat der denn schon Tolles gemacht? Och … also wenn mein Rennpferd sich Black Type holt, würde ich mich jetzt nicht beklagen. Und auch nicht jammern, dass es nix tolles gemacht hat. Das kann ich euch flüstern.
Nur mit dem Siegen … also da brauchte er ein paar Anläufe. Aber wen juckt das wirklich, wenn das Pferd immer Geld mitbringt, die Menschen auf der Bahn, inklusive Besitzer, verzaubert und Leute ranholt, die plötzlich auf die Rennbahn wollen? Wundert nicht, dass 2015 dann endlich der erste Sieg auch in Köln kam. Mensch, da stand tatsächlich mal das Internet der Nichtrennpferdereiter mit auf dem Kopf. Danedreammäßig fast schon. Und das nur, weil ein schneller Schecke endlich seinen lang verdienten Sieg holte. In einem Ausgleich 3. Nichts Wichtiges. Nichts Großes.
Aber um große Taten geht es beim Thema Silvery Moon auch nicht. Sondern um die vielen kleinen Dinge, die ihn vor allem begleitet haben. Eine Menge Fans, eine liebevolle Facebookseite – genau SO muss sich Rennsport präsentieren, wenn er wieder sexy sein will. Und Silvery Moon war sein Marketingheiliger. Er ist exemplarisch für die vielen tollen Basispferde, die wir brauchen, um den Sport am Leben zu halten. Er ist halt kein Gruppesieger. Aber fragt mal die Nicht Rennsportler wer eigentlich Novellist ist. Oder wenn wir „kleiner“ werden wollen: Wiesenpfad, Prince Flori, Intendant oder andere Gruppepferde, die leistungsmäßig weit über Silvery Moon liegen. Kennt keiner. Silvery Moon hingegen – den hat man schon mal gesehen.
Ja, natürlich, dem Rennsportler klopft das Herzchen bei den Gruppesiegern. Aber der allein wird niemals den Rennsport am Leben halten. Dazu braucht es außergewöhnliche Rennpferde wie Silvery Moon, die endlich die Deutschen mal wieder auf die Rennbahn locken. Daher bleibt mir nur zu sagen: Mach es gut, Schecke. Ich mag eigentlich gar keine Schecken – du bist die einzige Ausnahme. Schenk uns ein paar außergewöhnliche Nachkommen, die Köln rocken. Das tut dem Rennsport gut.
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