Insider-Talk mit Inken Pallas: „Ich bin ein Rennbahn-Groupie“

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Wenn die ARD vom Skispringen berichtet, ist sie am Mikrofon und die Schnellste, wenn es darum geht, versierte Stimmen von den Akteuren einzufangen. Aber Inken Pallas, die gleichzeitig Autorin, Redakteurin und Moderatorin für den SWR ist, hat auch ein großes Faible für den Galopprennsport und berichtet über die Vollblüter auch stets aus Baden-Baden. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog schildert Inken Pallas, welche Faszination von diesen beiden Sportarten ausgeht.

„Es sind viel weniger Reisen geworden“

Sie bereisen derzeit die Wintersport-Hochburgen und berichten wieder live für die ARD vom Skispringen. Was begeistert Sie an dieser Disziplin? Was ist durch die Corona-Zeit anders geworden?

Inken Pallas: Es sind viel weniger Reisen geworden, mit viel weniger Kollegen & Technik. An vielen Wochenenden stehen Ü-Wagen und Schnittmobil in der Garage, um dort das Signal aus dem Weltcup-Ort zu bearbeiten, die Sendung mit Moderator Opdenhövel, Experte Hannawald und Kommentator Bartels noch ein bisschen „aufzupeppen“ (zusätzliche Bilder von deutschen Startern, Stories, etc.), vor Ort ist nur eine Mini-Crew für Interviews.

Ende Januar in Willingen gab es endlich wieder ein „Teamspirit“ Highlight, wir waren mit mehreren Kollegen live dabei und haben Wind und Kälte genossen!

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„Live dabei sein und die Skispringer befragen“

Inken Pallas
Inken Pallas

Ich freue mich live dabei zu sein und die Skispringer zu befragen, das ist einfach die schönste Arbeit. Natürlich mit Sicherheitsabstand und Gesichts-Maske, wir treffen uns nur noch in der Mixed-Zone. Mit in die Sporthalle, um Krafttraining oder Stretching zu drehen, das geht derzeit leider nicht. Aber wir alle sind glücklich, dass der Weltcup überhaupt stattfindet. Extrem viele Sportler, ob nun Profis oder Freizeitsportler sind ja total ausgebremst worden, uns geht es mit Hygiene-Vorschriften und regelmäßigen PCR-Tests sehr gut.

„Perfekte Bilder sind garantiert“

Der Wintersport beherrscht  das Wochenend-Programm im Fernsehen. Was kann der Galopprennsport in Sachen Vermarktung davon lernen? Weshalb sind hier die Akteure nicht solche Stars wie beim Skispringen?

Inken Pallas: Beim Skispringen (oder beim Biathlon) sind es meist spannende 90 Minuten, mit den zahlreichen Kameras ist der Fernsehzuschauer dicht dabei, kann quasi „mitfliegen“ (oder mitschießen und laufen). Jedes Wochenende kann man die „Helden“ wieder sehen, für den DSV sind 6 Skispringer am Start, aus den paar Sekunden ihres Sprungs ist man von oben bis unten dabei: Zuerst nah der Kopf oben auf dem Balken, die Kontrolle von Schuh und Bindung, das Abstoßen, der Flug über den Hang hübsch total, damit man die Weite sieht, dann die Reaktion direkt danach…inklusive tolle Slomos, auch aus verschiedenen Perspektiven. Auch die Live-Zuschauer vor Ort (in diesem Jahr leider nicht dabei) sehen das auf einer großen Videowall. Perfekte Bilder sind garantiert!

Inken Pallas
Inken Pallas

„Warum ist der Start soweit weg?“

Beim Galopp-Sport ist das viel schwieriger! Der (Ex-) Renndirektor Walter Hofer war mal mit auf der Rennbahn und fragte, warum ist denn der Start soweit weg, die Zuschauer vor Ort sehen ja nichts……nur der Ziel-Einlauf sei zu wenig, warum galoppieren die nicht zwei kurze Runden…?

Das ist ja in Mannheim-Seckenheim so, allerdings ist der große Teil des Rennens blöd weit weg bzw. nur als Totale auf der Videowall.  Insgesamt ist es beim Galopp-Sport schwer, nahe Einstellungen zu zeigen. Selbst vor dem Start, beim Einrücken in die Boxen sind Nahaufnahmen sehr selten und nach den Rennen ist häufig nur die Totale als Slomo zu sehen, für Buchmacher/Wetter interessant, aber bei allen Sportarten (Fußball, Basketball, Handball oder eben Biathlon, Skispringen) sind „dichte“ Bilder das reizvolle!

„Das Finale interessiert“

Gute Bilder gab es in Iffezheim bei dem mitfahrenden Auto, einer Superslomo für den Zieleinlauf, aber natürlich sind das hohe Kosten. Außerdem gibt es ja nicht nur ein Rennen pro Tag, sondern 7, manchmal 9 Rennen. Klar, es gibt das Hauptrennen mit höchster Dotierung, besten Pferden und Jockeys, aber da ist es ja quasi wie beim Langlauf-Sprint, die ganzen Vorläufe werden auch nicht gesendet, da interessiert das Finale.

Und weil die Jockeys immer wieder auf anderen Galoppern sitzen, wird es noch etwas komplizierter für Zuschauer, sich einen „Helden“ zu merken, Lieblings-Sportler wieder zu erkennen, anzufeuern.

Iffezheim
Iffezheim

„Traumhafte Geschichte mit Danedream“

Eine traumhafte Galopp-Geschichte war eben die von Danedream mit Andrasch Starke, eine Außenseiterin mit Sieges-Serie fasziniert, das merkten sich auch Menschen, die sich sonst nicht für Galopp-Historie, Abstammung, etc. interessieren.

Typen sind gefragt, natürlich, die gibt es auch im Galopp: ganz besondere Pferde! Witzige, mutige, schlagfertige  Jockeys,  interessante, leidenschaftlicher Trainer…….  Aber Skispringer Markus Eisenbichler hat eine viel größere Wiedererkennbarkeit!

In Düsseldorf mit dem Reiten angefangen

Als gebürtige Düsseldorferin hatten Sie schon früh auch Interesse am Turf. Wie kamen Sie zu den Pferden und zum Reiten?

Inken Pallas: Meine „große“ Schwester Elke hat mit dem Reiten angefangen, ich durfte als Mini-Zuschauerin mit in den Stall, als der Besitzer ihres Pflegepferdes auf den Koxberg wechselte, standen in einer Box drei Ponies, um die sich keiner kümmerte und es hieß, „wenn Du Dich kümmerst (Misten, säubern, füttern), kannst Du reiten“.  Juchuchu, so begann mein „Reitselbstversuch“ – Zugegeben, mein Stil ist eine Katastrophe, aber die Begeisterung für Pferde  riesig.

Inken Pallas
Inken Pallas

Beim Volontariat in Baden-Baden begann die Galopp-Leidenschaft

Irgendwann machten unsere Eltern einen Ausflug auf die Rennbahn in Grafenberg (schööööön), ich durfte bei einem Pony-Rennen dort das Pferd einer Stall-Freundin reiten…und die ganz große Leidenschaft Galopp-Sport begann, als ich mein Volontariat in Baden-Baden machte und Iffezheim kennenlernte!

„Addi Furler nahm mich mit“

Welche Rolle spielte dabei Addi Furler? Welche anderen Akteure des Rennsports schätzen Sie besonders und weshalb? Wie ist der Medien-Umfang der Galopp-Protagonisten im Vergleich zum Skispringen?

Inken Pallas: Addi Furler marschierte durch die Gänge beim SWF, rief „großer Sport“ und nahm mich mal mit! DANKE! Frank Joyeux und seine Ehefrau Tina halfen mir als Neuling bei allem, Werner Hefter erfüllte damals Träume (auf Senior Belanko bei Morgenarbeit mitgaloppieren)! Gastfreundschaft galt und gilt im Rennsport immer: ob Bürgermeister Werler & Pinkel-Max früher, ob Trainer Geisler, Schmied Norbert, die Buben der Startertruppe….….ob „draußen“ oder „drinnen“ – im Rennsport sind alle Akteure ansprechbar und hilfsbereit – ich könnte eine ewig lange Liste machen.

Leider vereinfacht das nicht die Möglichkeiten auf Sendezeiten/Beiträge,  die Wintersport-Wochenenden liefern den Sendern perfekte Einschaltquoten (Willingen, der windige erste und einzige Durchgang hielt 4,52 Millionen von 16 bis 18 Uhr vor dem Fernseher).

Im Sommer ist es auch bei den anderen Sportarten schwierig, auch wenn das jetzt kein Trost für alle Randsportarten, für Galoppsport ist.

„In Iffezheim sieht man alles auf einmal“

Inken Pallas mit Kamerateam
Inken Pallas mit Kamerateam, 24.05.2020, Baden-Baden

Weshalb hängt Ihr Herz gerade an Iffezheim? Ihr großer Filmbeitrag ist noch in bester Erinnerung.

Inken Pallas: Ich liebe Pferde und schöne Bilder! Beim Galopp-Rennen in Baden-Baden-Iffezheim sieht man alles auf einmal: schicke und schnelle Pferde, mutige Sportler, anfeuernde Menschen (mit Highheels und Hut, aber auch mit Käppi und Sandalen), der Griff ins Archiv fasziniert. Dabei fehlten in diesen 90 Minuten immer noch einige Aspekte, Menschen, Ideen. Blöderweise will mir niemand Teil 2 genehmigen…..

Der erste Preis mit „Pinkel-Max“

Sie haben einen Preis bekommen mit einem Beitrag über „Pinkel-Max“. Was hatte es damit auf sich?

Inken Pallas: Ich konnte für die Sendung „Sport unter der Lupe“ immer den etwas anderen Blick auf den Sport werfen, und weil ich mal neugierig war, was denn nach einem Rennen so passiert, durfte ich „Pinkel-Max“ begleiten, der die Dopingproben bei den Pferden machte. Diesen Film sah ein Jury-Mitglied vom Sportjournalistenverband, empfahl mir den Film einzureichen…voila, mein erster Preis!

Begeisterung für viele Facetten des Sports

Was waren weitere besonders schöne Erlebnisse hier?

Inken Pallas
Inken Pallas

Inken Pallas: Bei der Morgenarbeit dabei sein, einen Tag mit der Startertruppe, dem Hufschmied, den Stampfern zu verbringen, den Jockey-Service  zu zeigen, Portraits von Trainern, Jockeys, oder auf der Pressetribüne mit Kollegen plaudern und die Rennen verfolgen.

Was mich glücklich macht: wenn „pferdeneutrale“  Freunde/Kollegen aus Stuttgart mit auf die Bahn kommen und hinterher sagen, das müssen wir nochmal machen!!! psssst. Ich bin ein Rennbahn-Groupie, natürlich mit journalistischer Distanz.

„Fände ein Reitsportzentrum genial“

Die nächsten Wochen dürften entscheidend sein für die Zukunft der Rennbahn. Was wünschen Sie sich für die Rennbahn in Baden-Baden?

Inken Pallas: Die Insolvenz vom Internationalen Club 2010 war schon schmerzhaft, dass jetzt das Frühjahrs-Meeting ausfällt ist bitter. Ich fände es genial, wenn hier ein Reitsportzentrum entstehen würde, in der Zeitung stand ein Vorschlag, und ich hoffe, dass so etwas umgesetzt werden kann.

Wir haben erstklassigen Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitssport in Baden-Württemberg, immer wird vom Olympiastützpunkt in Warendorf geredet …… hier wäre eine Zentrale sehr, sehr attraktiv!

Von Düsseldorf bis Happy Valley

Welche anderen Rennbahnen haben es Ihnen angetan und weshalb?

Inken Pallas: Ich durfte in Düsseldorf, Berlin, Hannover, Frankfurt, Mannheim dabei sein, war in Hong Kong sowohl in Sha Tin als auch in Happy Valley – und bin froh, dass Iffezheim so schön nah ist.

„Paulina würde nicht in die Startmaschine passen“

Wieviel Zeit nimmt Ihr eigenes Pferd ein?

Inken Pallas: Paulina habe ich spontan kennengelernt (und gekauft), weil ich einen Surfurlaub in Venezuela wegen Windpocken abbrechen musste. Als „fleckiger“ Mensch lernte ich dann scheckiges Pferd kennen, das war 2003. Jetzt feiern wir Paulinas 20. Geburtstag….quasi täglich, denn wenn ich nicht auf Dienstreise bin, gehe ich jeden Tag in den Stall. Sie wohnt in Filderstadt-Bonlanden, hat schon flotte Galopper als Fohlen kennengelernt, denn Thilo Seyb, Balsaminenhof, ist der perfekte Hausherr dieses Freizeitstalles! Gemeinsam mit Familie Seyb über Galopp plaudern oder nach Iffezheim fahren, genial. Äh, Paulina würde nicht in die Startmaschine passen……

Was sind Ihre größten Wünsche für 2021, persönlich, beruflich und für den Rennsport?

Inken Pallas: Ich wünsche mir, dass Paulina und wir alle gesund bleiben, bald wieder ein hübsches „normales“ Leben haben. Das meine Skispringer im Winter noch ordentlich  jubeln können und auf den Rennbahnen ebenfalls viele Jubler im Fernsehen gezeigt werden! Vor allem natürlich von der Rennbahn in Baden-Baden Iffezheim!

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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