Das Podcast Jubiläum: Ronald Köhler im Gespräch

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„Die Wette ist eine intellektuelle Herausforderung“

Ronald Köhler

Wie ist bei dir die Leidenschaft für den Rennsport entstanden? Gab es einen familiären Hintergrund?

Ronald Köhler: Durch meinen Vater, der mich bereits als Kind auf die Rennbahn in München-Riem mitgenommen hat.

Als Totomitarbeiter in München begann alles

Kannst du dich noch an deine ersten Tätigkeiten im Rennsport erinnern?

Ronald Köhler: Ja, als Totomitarbeiter auf den beiden Münchner Rennbahnen in der Studentenzeit. Man konnte ein bisschen Geld verdienen und so ganz nebenbei noch das ein oder andere Rennen anschauen.

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Was macht die Faszination des Turfs für dich ganz persönlich aus?

Ronald Köhler: Das besondere Flair dieses Sports, die kraftvolle Schönheit des Vollbluts, die Spannung die vor den Rennen liegt und die schon spürbar ist, wenn man eine Rennbahn betritt, noch bevor sich die Startboxen das erste Mal geöffnet haben.

Die intellektuelle Herausforderung einer Wette, bei der man die verschiedensten Faktoren berücksichtigt und versucht, „besser“ zu sein als der Durchschnitt.

Die fast immer unkomplizierte Art und Weise wie man auf den Rennbahnen der Welt mit Menschen ins Gespräch kommt und fachsimpeln kann, egal ob im Belmont Park in New York oder bei den Dingle Races in Irland.

Nika S. Daveron, Ronald Köhler, David Conolly-Smith und Catrin Nack im Champions Club in Baden-Baden (Foto: Vanessa Rodriguez-Busch)

Bei Le Glorieux für die ARD beim Japan Cup

Was waren die schönsten Erlebnisse in all der Zeit?

Ronald Köhler: Die TV Berichterstattung aus Tokio, die ich auf Vorschlag von Addi Furler für die ARD Sportschau gemacht habe, als 1987 Le Glorieux den Japan-Cup gewonnen hat.

Die Einblicke in Gestüte, z.B. Isarland zu Monsuns Zeiten oder Ammerland mit der großartigen Borgia, und die unterschiedlichen Impressionen aus Trainingsställen von Charly Seiffert bis Sarah Steinberg, die mir meine journalistische Tätigkeit ermöglicht hat – und durch den Racebets-Podcast bis heute ermöglicht.

Der deutsch-deutsche Renntag in Hoppegarten nach der Maueröffnung am 31. März 1990 mit 45.000 Zuschauern und einer unvergleichlichen Atmosphäre und Aufbruchsstimmung.

Welche Pferde haben dich am meisten begeistert und wer sind deine vierbeinigen Favoriten aktuell?

Ronald Köhler: Oh je, das waren so viele. Ich nenne mal drei die mir spontan einfallen. Der kleine Le Glorieux, wie er als Dreijähriger den Japan Cup für einen deutschen Besitzer an seine Fahnen geheftet hat.

Borgia, wie sie als eine der wenigen Stuten das Deutsche Derby gewonnen hat.

Und Artan, der erste Gruppesieger aus den neuen Ländern nach der deutschen Einheit, der auf seinen Reisen meist von Marcel Weiß als Reisefuttermeister begleitet wurde, womit sich der Kreis in die Gegenwart schließt.

Denn aktuell komme ich an Torquator Tasso mit seinem enormen Kämpferherz nicht vorbei, weil ich dieses Pferd vom ersten Start an im Auge gehabt habe und ihm, natürlich nicht ahnend, dass es sogar zum Arc-Sieg reichen könnte, eine große Zukunft zugetraut habe.

10 Siege im Sulky

Was waren oder sind deine eigenen Pferde, mit denen du besonders viel erlebt hast?

Ronald Köhler: Da muss ich jetzt die Gangart wechseln. Da ich mich als Journalist auch um die Berichterstattung über den Trabrennsport in Bayern gekümmert habe (der hier in den 1970er und 80er Jahren eine größere Rolle spielte als der Galoppsport) hatte ich einen Anteil an einem Traber, den ich gelegentlich im Training fuhr. Vor allem aber waren die Einladungsrennen für Journalisten Höhepunkte in unserem Jahreskalender. Dass ich gleich beim ersten Start in einem solchen Rennen gewinnen konnte, hat meine Leidenschaft naturgemäß zusätzlich befeuert. Am Ende kamen 10 Siege in diesen Rennen zustande.

Was sind die Gründe dafür, dass du dich unverändert in diesem Metier engagierst?

Ronald Köhler: Ungebrochene Begeisterung für diesen tollen Sport, auch wenn manches im Argen liegen mag. Ich bewundere und schätze das Engagement und die Leidenschaft der allermeisten Aktiven, die ich in diesem Sport kennengelernt habe. Und habe Respekt vor allen, die, egal ob beruflich oder ehrenamtlich, in diesem Sport arbeiten.

Ronald Köhler punktet mit Helmut von Fincks Trabern

Lohnende Ziele: Deauville, Goodwood und die Wiener Freudenau

Welche Rennbahnen im In- und Ausland würdest du gerne in der Zukunft besuchen?

Ronald Köhler: Deauville, Goodwood und – würde sie sich wiederbeleben lassen – die Rennbahn in der Wiener Freudenau, ein Kulturdenkmal der K&K-Zeit.

Bei welchem Ereignis wärst du gerne dabei gewesen, konntest aber leider nicht vor Ort sein?

Ronald Köhler: Da gibt es sicher viele, aber die Erinnerung an den Arc 2021 ist noch so frisch, dass sie im Moment den 1. Platz einnimmt.

Wenn du Rennsport-Persönlichkeiten an einem Abend treffen könntest – wo würde das Meeting stattfinden und mit wem?

Ronald Köhler: Ich würde mich gerne mit zwei Frauen unterhalten, die in der Männerdomäne Galopprennsport große Erfolge hatten und haben, jede zu ihrer Zeit und auf ihre Weise.

Angelika Glodde, weil sie einen ganz besonderen Lebensweg im deutschen Rennsport Ost und West hat, von dem ich gerne mehr erfahren würde.

Sybille Vogt, weil sie eine tolle Entwicklung gemacht hat und weil sie eine Sympathieträgerin ist, die mit ihrer herzerfrischenden Natürlichkeit auch Menschen erreichen kann, die noch nicht zu den eingefleischten Rennsportfans zählen.

Am liebsten in entspannter Atmosphäre in einer badischen Weinstube am Rande der Rennen in Iffezheim. Ich hoffe, die beiden vertragen sich auch untereinander (lacht).

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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