Galopp+Insider Fabian Xaver Weißmeier: Auch schwere Stürze können die Leidenschaft nicht bremsen

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Es gibt sie, die Rennsportfamilien, regelrechte Dynastien, in denen sich alles um den Turf dreht. Wie bei der Familie Weißmeier. Regine Weißmeier ist Trainerin in Sonsbeck, ihr Ehemann Joachim der Stallmanager. Die drei Kinder Marian Falk (Trainer), sowie Esther Ruth und Fabian Xaver (beide Reiter) haben die Passion voll und ganz geerbt.
Exklusiv im Galopp+Insider von RaceBets gibt Fabian Xaver Weißmeier (27) einen Einblick in seine bisherige Laufbahn, in der er bisher 159 Flach- und 16 Hindernisrennen gewann, allerdings auch schon häufig von Verletzungen zurückgeworden wurde.

Fabian Xaver Weißmeier im Portrait am 01.07.2015 Renntag in Hamburg.

„Mir wurde der Rennsport quasi in die Wiege gelegt, meine Mutter ist zweifache Pferdewirtschaftsmeisterin (Zucht/Haltung und Rennen). Sie machte vor 24 Jahren mit Wilhelm Giedt, Waldemar Hickst und Thorsten Mundry ihren Meister im Rennsport (Trainerschein) und besaß auch schon davor Rennpferde. Das erste Mal auf dem Pferd saß ich passiv im Bauch meiner Mutter (lacht) und aktiv ab dem dritten Lebensjahr.
Ich wollte nie die Ausbildung zum Pferdewirt machen, mein eigentliches Ziel war es Schlosser zu werden. Dies klappte nicht, da der Azubi der Firma damals durch die Abschlussprüfung fiel und er sich keine zwei Azubis leisten konnte. Bevor ich ein Berufsfindungsjahr machen sollte, entschied ich mich kurzer Hand die Ausbildung im elterlichen Betrieb zu beginnen. Mein Start-Gewicht war 59 Kilo und meine Körpergröße betrug 1,70 Meter, nicht gerade ideal für diesen Beruf. Nach einer Handvoll Ritten als Amateur begann ich 2006 meine Ausbildung und bekam langsam Gefallen an dem Beruf.
Harte Arbeit und Ehrgeiz wurden 2007 mit dem Nachwuchschampionat 2009 2010 und 2012 mit dem Araberchampionat belohnt. Nur ein Jahr danach musste ich schon feststellen, dass nicht alles nur schön, sondern auch gefährlich sein kann. Anfang des Jahres 2008 zog ich mir einen Meniskusriss beim Hindernis-Training zu, als mein Pferd ausbrach, eine Operation war die Folge. Zwei Wochen später stieg ich bereits wieder in den Sattel und ritt gleich mit Ocareion einen Sieger, was natürlich nach der Verletzung toll war.
Terach el Samawi siegt unter F.X. Weißmeier im Araber-Rennen am 06.03.2011 Renntag in Dortmund.

Leider sollte dies nicht mein einziger Unfall in diesem Jahr gewesen sein, am 17.08.2008 ging mein Pferd Sagitario zu Boden, und das dahinter liegende Pferd Boludo fiel auf mich. Resultat war ein komplizierter Beckenbruch mit einer Eckgeleckssprengung, dies waren die schlimmsten Schmerzen in meinem Leben. Zum Sanitäter sagte ich noch „lass mich liegen, ich muss noch drei Rennen gewinnen“. Ich befand mich im Kampf um das erneute Championat gegen Steffi Hofer, was bis dato sehr ausgeglichen war.
Nach der Operation sagte ich bereits, dass ich wieder zurück in den Sattel kommen werde, doch die Ärtzte meinten, dass das Hauptziel wäre, wieder normal gehen zu können. Es war keine leichte Zeit aber ich wollte unbedingt wieder Rennen reiten, nach zwei Monaten im Rollstuhl begann meine stationäre Reha in Bad Salzufflen. Ich gab jeden Tag 100 Prozent, um schnell wieder fit zu werden.
Gerade mal fünf Monate nach meinem Unfall gab ich mein Comeback auf der Sandbahn mit einem Sieger! Suriano von Toni Potters war sein Name, die Ärzte hatten mir als Wiedereingliederung für einen Ritt grünes Licht gegeben. Es war gerade 14 Uhr, als man die Nennung online sehen konnte, da durchsuchte ich alle Rennen und entschied mich am Ende für Suriano. Kurz darauf rief ich Toni an und fragte ihn nach dem Ritt, und er meinte wenn du fit bist, okay. Auch heute noch bin ich dankbar, dass Toni mir das Vertrauen nach der Verletzung geschenkt hatte.
Geographical siegt unter Fabian Xaver Weißmeier am 28.01.2017 Renntag in Dortmund.

Meine Ausbildung beendete ich mit 48 Siegen und wurde kurz darauf in Mannheim Jockey. Nach meiner Ausbildung zog es mich nach Frankreich, wo ich als Jockey am Stall von Elie Lellouche meine Tätigkeit begann. Ein halbes Jahr später beendete ich die Zusammenarbeit der Liebe wegen und zog nach Bensheim (bei Frankfurt). Dort arbeitete ich ein paar Monate als Opel-Autoverkäufer, was mir auch sehr gut lag und Spaß machte. Als meine damalige Freundin und ich uns entschieden, getrennte Wege zu gehen, kehrte ich zu den Pferden zurück. Ich hörte, dass Markus Klug nach Röttgen wechseln würde und fragte gleich, ob ich ein Teil des neuen Teams sein könnte, was dann auch schnell passierte. Circa zwei Jahre war ich auf Röttgen, in der zwischen Zeit hatte ich am 31.07.2011 in Erbach einen schweren Sturz im Jagdrennen mit Holly, als ich mir die rechte Schulter und den linken Unterarm brach.
Nach dem Unfall überlegte ich auch, mit dem Rennreiten aufzuhören, aber viele Freunde und Kollegen bauten mich wieder auf. Auch ein Engagement in Katar hatte ich zu dieser Zeit, was ich leider nicht ausüben konnte, weil ich mir eine Woche vor Abflug die rechte Schulter erneut bei einem Trainingsunfall auf Röttgen brach. Im Januar 2013 wechselte ich in den Rennstall Schlenderhan, wo Trainer Wilhelm Giedt tätig war.
Ein erneuter Trainigsunfall warf mich im März 2013 zurück, als ich mir unglücklich die rechte Hand brach. Die Stute stolperte und traf mich, beim Versuch sich zu fangen, mit ihrem Hals an der Hand. Im Juli 2013 wechselte ich, zusammen mit meiner jetzigen Ehefrau Nadine, zurück in den elterlichen Betrieb, an dem ich bis heute tätig bin. Bis heute habe ich insgesamt 193 Sieger geritten, und ich hoffe, dass ich die 200 noch in diesem Jahr schaffe!
Bon Spiel siegt unter Fabian Xaver Weißmeier am 17.06.2012 Renntag in Zweibruecken.

Meine schönsten Erlebnisse im Rennsattel waren bis jetzt zum einen der Listensieg in St. Moritz mit Fanal El Samawi, einem Araber, den meine Eltern sogar selbst gezüchtet haben; die beiden Ritte auf Forever Beauty vom Gestüt Etzean im Kölner Listenrennen, in dem sie Zweite wurde und anschließend im Gruppe 3-Stutenrennen in Hamburg, als wir als starke Vierte einkamen; der dritte Platz mit Terach El Samawi in einem Gruppe 1-Rennen für die Araber in Irland auf der Rennbahn The Curragh, der ebenfalls von meinen Eltern gezüchtet wurde; und mein 100. Sieger mit Bon Spiel in Baden Baden – zwar am grünen Tisch, aber Sieg ist Sieg!
In diesem Jahr läuft leider nicht alles so rund, wie es sollte. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich das noch bessern wird – der größte Erfolg 2017 war bisher der Sieg mit Linnova im Superhandicap von Bad Harzburg.
Zusammen mit meinen Eltern arbeiten wir Hand in Hand und versuchen alle Pferde auf ihre optimale Leistung zu bringen, was uns meiner Meinung nach auch sehr gut gelingt. Zum Thema Lieblingspferde bin ich eher der Typ, der auf gute und schnelle Pferde steht (lacht), alle Pferde habe ich irgendwie gern, aber aktuell schon zwei besonders. Das sind Incorruptible (im Besitz meines Schwiegervaters) und Authentic Eye, eine zweijährige Stute, die im Besitz meiner Frau steht.
Meine Hobbys sind,  ausserhalb der Pferde, soweit die Zeit es zu lässt, Fussball und Playstation spielen. Meine Ambitionen liegen auch im Rennsport, wo ich gerne als Trainer oder Racing Manager arbeiten würde, sobald der passende Moment gekommen ist. Ich liebe die Arbeit und das Managen von Pferden. Besonders der Ein- und Verkauf bereitet mir Freude , eventuell auch aus der Zeit als Autoverkäufer. Die Auktionen verfolge ich ständig und versuche immer up to date zu sein, um möglichst ein gutes Pferd für einen guten Preis zu erwerben.“

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Fabian Xaver Weißmeier am 12.09.2015 Renntag in Düsseldorf.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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