Über die Gesundheit von Rennpferden

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Darüber wird verdammt viel spekuliert. Erst Mal sind es ja Vollblüter und die sind ja arme Zimmerpflänzchen, die immer was haben… weil… aus Gründen. Weiß ich auch nicht so genau, aber der allgemeine Tenor dort draußen lautet so. Dann sind es auch noch arme Rennpferde, die ja seit frühester Kindheit gedrillt werden und das ist natürlich auch schlimm, weswegen die dazu noch gleich zehnmal mehr krank sind. Sagen zumindest die Gegner des Vollbluts und meist auch die Renngegner, die ja ständig behaupten, die Rennpferde wären eh alle platt am Ende ihrer Karriere, sonst würden die ja weiterlaufen. Tja… was soll man da sagen? Vielleicht, dass Vollblüter auch nicht öfter krank sind als Warmblüter? Ja, manche Krankheiten für das Vollblut auch noch völliges Neuland sind, weil sie es nie bekommen? Vollblut mit Rehe? Zeig mal… außer Overdose wohlgemerkt. Vollblut mit irgendwelche Ekzemen? Noch nie gehört (gibt aber sicher irgendwo eins). Cushing? PSSM? Liste ist lang.
Und selbst wenn es Vollblüter gibt, die häufig krank sind – so wage ich zu bezweifeln, dass sie kränker sind als andere Pferde, vor allem im Freizeitbereich. Denn sind wir mal ehrlich: Wenn das Rennpferd drei Tage komisch guckt, dann ist der Tierarzt da. Das tut (und muss vor allem auch nicht) noch lang nicht jeder Freizeitreiter. Was bedeutet – viele Dinge bleiben auch einfach unerkannt. Und im Hardcore Fall juckeln ja auch einige Kandidaten mit stocklahmen Pferden jahrelang durch die Felder. Nö, sieht nie den Tierarzt… was im Umkehrschluss bedeuten muss, dass es wohl gesund ist? Auch nicht wirklich, ne?
Was hat denn so ein Rennpferd jetzt, dass es ausgemustert wird? Meist was mit den Beinen. Seltener Lungenbluten. Sofern es denn wegen Verletzungen oder Erkrankungen ausgemustert wurde. Eigentlich gehen die meisten einfach deswegen von der Bahn, weil sie nicht mehr gewinnen, keine Lust mehr haben, oder nervlich einfach keine Rennpferde sind. Aber jetzt gehen wir trotzdem mal von den „Kranken“ aus. Sehnenschaden. Passiert überall auf der Welt jeden Tag. Das hat nichts damit zu tun, dass ein Pferd zwingend überfordert sein muss (bei den ganzen Freizeitpferden dürfte ja quasi gar keins überfordert sein und trotzdem haben die Sehnenschäden). Das kann komplett ausheilen und niemand hat damit je wieder Ärger. Natürlich geht das auch nicht immer glimpflich ab, aber eben häufig.
Lungenbluten klingt schlimm: Hat der gemeine Freizeitreiter, der ein Pferd von der Bahn kauft, aber überhaupt nichts mit am Hut. Er wird das nie wieder sehen. Es sei denn, er macht mit dem Pferd ein paar merkwürdige Dinge.
Dann ist ja immer wieder ein Thema: Der Rücken. Das Vollblut hat nur erst Mal gar keine Rückenprobleme – es hat nur eine andere Bemuskelung als ein Reitelefant. Das ist natürlich doof, wenn man es trotzdem reitet wie einen Dressurzausel und sich dann wundert, warum das Pferd anschließend sagt: Aua! Lass den Dreck! Da brauchen sie dann alle plötzlich einen Osteopathen und das arme, arme Tier hat ja nur Probleme. Die liegen zu 99% am Reiter. So ein Vollblut nimmt nämlich auch Dinge sensibler wahr und meldet sich sehr viel schneller, als manch andere, gutmütigere Rasse. Während der Tinker den unpassenden Sattel und das schwere Frauchen noch paar Tage weglächelt, hat das Vollblut schon seinen Ausraster bekommen und sich außerdem noch gemerkt, was alles mal wehgetan hat, sodass sein Reiter eine ganze Weile damit beschäftigt ist, dem Pferd zu verklickern, dass der Sattelgurt nicht mehr beißt, der Reiter abgenommen hat und dass man jetzt sowieso nur longiert.
Und ansonsten? Witzigerweise verlieren ja die Gegner selten ein Wort über das, was beim Vollblut wirklich anstrengend ist: Die Hufe. Krank sind die zwar nicht… aber richtig scheiße, auf gut Deutsch. Vollblüter haben gerne Plattfüße und schlurfen sich direkt auf dem Leben herum. Okay… mit Eisen ist das kein Problem. Ohne Eisen hat man dann doch schnell eine Lederhautentzündung (was ja nun mal eine Rehe ist). Oder zumindest ein extrem fühliges Pferd. Ich habe jedenfalls ganz schnell den Versuch aufgegeben, ein reines Barfußpferd aus meinem zu machen und Hufschuhe sind mir zu viel Gefummel. Der behält vorne schön seine Alus und alle sind wieder zufrieden.

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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