Insider-Talk mit Miguel Lopez: „Ich habe das Vertrauen, tolle Pferde zu reiten“

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Die Top 10 der Jockeys in Deutschland hat er fest im Visier. Nicht mehr weit entfernt ist Miguel Lopez von diesem Ziel. Beinahe Woche für Woche macht der 39-jährige mit Top-Ritten auf sich aufmerksam. Gründe genug für ein Exklusiv-Interview auf dem RaceBets-Blog mit dem gebürtigen Schweizer.

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Sie hatten in den vergangenen Jahren oft Pech mit Verletzungen. 2023 sieht es viel besser aus, die viele Erfolge stellten sich ein. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Miguel Lopez: Ich bin dieses Jahr sehr zufrieden. Ich habe das Vertrauen verschiedener Trainer, tolle Pferde zu reiten. Es läuft momentan sehr gut, wobei ich natürlich hoffe, dass das anhält und so weitergeht. Auch mit dem Gewicht geht es derzeit super-leicht. Ich kann aktuell problemlos 52 Kilo reiten.

Coole Aktion

In Bad Harzburg wurden Sie als erfolgreichster Jockey der Rennwoche in den See der Rennbahn geworfen. Die Bahn gilt als sehr anspruchsvoll. Wieso kommen Sie dort besonders gut zurecht, und wie muss man im Harz reiten?

Miguel Lopez: Ja, das war ein tolles Erlebnis und klasse, das Gesamtchampionat in Bad Harzburg zu gewinnen. Ich hatte viele Pferde, die dort mit der Bahn sehr gut zurechtkamen. Man muss hier den Schwung des Pferdes mitnehmen in die Gerade hinein. Etliche Pferde werden während der Rennwoche dort galoppiert und kennen die Bahn in- und auswändig. Es war schon cool, in den See geworfen zu werden außer das man nach Seegras riecht und das fast nicht mehr aus der Wäsche herausbringt (lacht). Aber das war es wert.

Jangkhe siegt unter Miguel Lopez am 29.07.2023 in Bad Harzburg

„Nastaria ist der Wahnsinn“

Vor allem die Stute Nastaria war auch 2023 für Sie wieder ein besonderes Pferd mit zwei Listen-Treffern. Was verbindet Sie und Nastaria? Und was zeichnet sie aus?

Miguel Lopez: Das ist natürlich eine hammer-geile Stute. Ich habe sie schon zweijährig debütiert und war schon damals so begeistert von ihr, was für ein Herz und was für eine Galoppade sie hat. Das ist der Wahnsinn. In diesem Jahr haben wir den Langen Hamburger gewonnen, was für die Familie Schleusner ein Riesen-Traum war, zumal sie das Rennen schon mit Summershine gewonnen hatten. Es hat mich für Familie Schleusner sehr gefreut, die diesen Sport mit so viel Herzblut betreibt. Wir haben ein weiteres Listenrennen  gewonnen und waren im Gruppe III-Rennen Dritter sowie Gruppe II-Zweiter. Eine eisenharte Stute.

Summershine siegt unter Jozef Bojko – am 29.06.2018 in Hamburg

Auf welche Pferde haben Sie bei Ihrem Trainer Marcel Weiß für die Zukunft besonderen Mumm? Ist auf Dauer ein Nachfolger von Torquator Tasso in Sicht?

Miguel Lopez: Bei den Zweijährigen hat es ein paar tolle dabei, aber da kann sich innerhalb kurzer Zeit vieles schnell verändern. Der Ittlinger Alleno gefällt mir zum Beispiel oder die Stute Emily aus dem Gestüt Paschberg. Bei Vollgas aus dem Gestüt Auenquelle hoffe ich, dass er seinem Namen auch alle Ehre macht. Und natürlich Lordano, der sich über die Rennen immer weiter gesteigert hat und sehr eindrucksvoll das St. Leger gewonnen hat.

„Ich war immer an der Seite von Torquator Tasso“

Ein kurzer Blick zurück: Wie war genau Ihre Rolle beim Werdegang des Arc-Siegers Torquator Tasso?

Miguel Lopez: Ich habe ihn tagtäglich im Training geritten und war immer an seiner Seite.

Torquator Tasso unter Miguel Lopez bei der Morgenarbeit am 27.09.2022 in Mülheim a.d. Ruhr.

„Es bleibt in der Familie“

Ihr Freund Sean Byrne hat sogar noch ein paar Rennen mehr in diesem Jahr gewonnen als Sie. Wie unterstützen Sie sich gegenseitig, und wer wird am Ende des Jahres weiter vorne in der Statistik stehen?

Miguel Lopez: Wir unterstützen uns gegenseitig und schauen uns nach den Renntagen die Rennfilme noch einmal zusammen an und besprechen, was man hätte besser machen können. So profitieren wir beide voneinander. Wer am Ende des Jahres in der Statistik vor dem anderen ist, ist nicht egal, aber es bleibt in der Familie.

Wie sind Ihre Pläne für den Winter und die nächste Saison?

Miguel Lopez: Wie es leider aussieht, muss ich in diesem Winter neu operiert werden an meinem linken Oberschenkel, da noch das Metall drin ist. Das soll entfernt werden. Es wird dann nicht so eine lange Pause wie beim letzten Mal geben, aber ein wenig aussetzen muss ich schon. Letztes Jahr tat es mir sehr gut, nach Thailand in die Wärme zu reisen, etwas abzuschalten und dann mit voller Kraft wieder in die Saison zu starten. Daher gehen die Pläne auch wieder in diese Richtung zum Erholen im Januar oder Februar.

Belisaire siegt unter Miguel Lopez am 03.09.2023 in Baden-Baden

Gibt es das ein oder andere Rennen, das Sie besonders gerne gewinnen würden, im In- oder Ausland?

Miguel Lopez: Es gibt so viele tolle Rennen, am liebsten alle (lacht). Natürlich muss jedes Rennen gewonnen werden, vom Ausgleich IV bis zu Listen- oder Grupperennen. Ganz toll wäre natürlich ein Sieg im Grossen Preis von Baden oder im Preis der Deutschen Einheit bzw. dem Grossen Preis von Berlin.

Abschließend: Haben Sie schon Ziele nach Ihrer Jockey-Laufbahn? Wird es später einen Trainer Miguel Lopez geben?

Miguel Lopez: Eigentlich fühle ich mich noch sehr fit, motiviert und sportlich, dass ich daran noch nicht daran gedacht habe oder noch nicht ans Aufhören denken möchte. Da mein Lebenspartner das Gleiche macht, motivieren wir uns gegenseitig und hoffen, dass wir das hoffentlich noch ein paar Jahre machen können. Dann müsste ich mir überlegen, was ich danach machen werde.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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