Eine Geschichte über den schwedischen Traber-Wallach Harry Haythrow wäre schnell erzählt, würde man sie ausschließlich an seinen Erfolgen festmachen.
Von denen gibt es nämlich nicht sonderlich viele, gerade einmal 14 Rennen hat der 2006 von Johnny Johansson in Ljungby, einer 15.000 Einwohner-Stadt in der Provinz Kronobergs län, gezüchtete »Harry« bei bislang 133 Karrierestarts gewonnen. Spektakuläre Rennen sind nicht darunter, und die Tatsache, dass der höchste Einzelscheck, den der Zwölfjährige jemals erhielt, jene 220.000 Kronen (ca. 22.000 Euro) sind, die es für einen zweiten Platz im C.L. Müller-Memorial 2013 hinter On Track Piraten gab, mag Beweis dafür sein, dass es eher der Fleiß als die Klasse ist, der seine Gewinnsumme auf beinahe eine halbe Million Euro steigen ließ.
Und trotzdem: es gibt etwas, das den Wallach, der auch heute noch in den Farben seines Züchters an Rennen teilnimmt, zu etwas Besonderem macht. Am 9. Juli 2011 war er erstmals in einem so genannten Rikstoto-Rennen engagiert, einer jener Prüfungen, die Samstag für Samstag (und inzwischen auch deutlich häufiger an anderen Wochentagen) das Gerüst der V75-Wette bilden, die die Grundlage dafür ist, dass Schwedens Trabrennsport die Nummer zwei in Europa hinter dem uneinholbaren Frankreich sein kann. Mit dem vor Jahrzehnten nach Skandinavien ausgewanderten Österreicher Peter Untersteiner, seinem häufigsten Fahrer, lief Harry Haythrow zum ersten von insgesamt 69 Mal (!) ohne Unterbrechung in einem dieser Rikstoto-Rennen, eine Serie, von der man ziemlich sicher annehmen darf, dass sie ein »Rekord für die Ewigkeit« ist.
Erst im August 2015, als aufgrund einer längeren Formschwäche die Startpunkte nicht mehr ausreichten, um in dieser Kategorie mitmischen zu können, war man gezwungen, ein »normales« Rennen zu bestreiten (und zu gewinnen), um sich wieder für den V75-Zirkel zu qualifizieren. Das gelang, und nun steht Harry Haythrow am heutigen Samstag vor einer weiteren Rekordmarke: zum 100. Mal wird der Traber-Veteran, längst in der höchsten Landesklasse, der »Gulddivisionen«, etabliert, in einem solchen Rikstoto-Rennen dabei sein. Kurioserweise nicht in seiner Heimat, sondern im norwegischen Momarken, wo einer der jährlich zwei Vergleichskämpfe zwischen den skandinavischen Nachbarn Schweden und Norwegen stattfindet.
Direkt zum Rennen
Steinlagers Äreslöp
Bedingt durch die hohe Zahl schwedischer Pferde, die am gerade erst beendeten Wintermeeting in Paris-Vincennes beteiligt waren, ist der Steinlagers Äreslöp (480.000 Nkr / 1640 Meter) sportlich sicher kein Top-Ereignis. Auf der Sprintdistanz darf man trotzdem eine rasante Auseinandersetzung erwarten, deren Ausgang ziemlich offen ist. So haben die in der Vorjahres-Auflage auf den Plätzen zwei und drei eingekommenen B.B.S. Sugarlight (Vidar Hop) und Bruno di Quattro (Frode Hamre) mit der »2« bzw. dem inneren Startplatz ideale »Abschussrampen« gelost, die sie mit einiger Sicherheit gleich in günstige Positionen bringen werden. Der Start ist Samstag, 18:20 Uhr.
Schnelligkeit nicht nur im Namen hat Quick Fix (Lutfi Kolgjini / 6), der das Quartier des inzwischen zurückgetretenen Vorjahressiegers Mosaique Face vertritt. Rocky Winner (Peter Ingves / 7) sorgte vor zwei Wochen in Halmstad für eine handfeste Überraschung, als er beim 100. Start seiner Karriere den 26. Volltreffer landen konnte – zur nicht alltäglichen Quote von 179:10. Die aktuell stärkste Verfassung hat wohl Sir Ratzeputz, doch muss der Boxen-Nachbar von Prix d´Amerique-Sieger Readly Express, der dessen Fahrer Björn Goop hinter sich weiß, mit der »10« aus der zweiten Startreihe beginnen, was auf der Sprintstrecke regelmäßig ein besonders schwer zu überwindendes Handicap darstellt.
Für Harry Haythrow, heute mit Untersteiners Sohn Johan, dem aktuellen schwedischen Shootingstar unterwegs, ist die Ausgangslage mit der »8« auch alles andere als versprechend, und so wird sich Wallach im sportlichen Vergleich wohl mit einer Nebenrolle begnügen müssen – die mediale Hauptrolle als »Rikstoto-Rekordler« hingegen ist ihm sicher.
