Galopp+Insider Stephan Buchner: „Die Liebe zum Rennsport ist immer geblieben“

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„Glück, Geduld und Geld“, sind seiner Meinung nach die drei großen Gs des Galopprennsports: Stephan Buchner, unter anderem Geschäftsführer der Betriebs Gesellschaft Galopp, kann sich ein Leben ohne den Turf nicht vorstellen. Über einen Besuch in einem Stall in Mannheim entstand die Passion des heutigen Funktionärs und Besitzertrainers.
Exklusiv im Galopp+Insider auf dem RaceBets-Blog berichtet Stephan Buchner über sein spannendes Leben.

Peter Gaul, Stephan Buchner und Andreas Braun im Portrait am 22.03.2009 in Mannheim.

„Zum Rennsport kam ich Ende der 80er Jahre über meine damalige Freundin, die zu mir nach Heidelberg gezogen war und unbedingt wieder reiten wollte. Nach einigem Suchen landete sie über eine Kleinanzeige im Stall Rudolph in Mannheim-Seckenheim. Ich bin dann mal aus Neugier mitgegangen und war von Anfang an fasziniert von den Vollblütern. Dies steigerte sich nach meinem ersten Rennbahnbesuch in Frankfurt zu einer allgemeinen Begeisterung für Pferderennen, Rennbahnen und Zocken (ich muss leider zugeben, dass ich schon als Kind gerne um Geld gespielt habe, sogar beim Murmeln…).
Später haben die Freundinnen dann gewechselt, aber die Liebe zum Rennsport ist immer geblieben. Nach dem Studium konnte ich mir endlich mein erstes Rennpferd leisten. Er hieß Tippo Tip, und ich habe ihn zusammen mit einer Freundin in Baden Baden gekauft. Leider hat er sich bereits auf der Heimfahrt einen Sehnenschaden zugezogen und konnte erstmal sechs Monate nur Schritt geführt werden. Ein großartiger Einstieg! Allerdings hatte ich später noch viel Spaß mit ihm, habe auf ihm angefangen zu reiten, und er ist mit dem Freund meiner Mitbesitzerin relativ erfolgreich Dressur – und Vielseitigkeitsprüfungen gegangen (Merke: Vollblüter können alles).
1995 habe ich einen Zweijährigen namens Readers Wells gepachtet. Er war bei Klaus Wilhelm im Training auf dem Ohlerweiherhof und hat nur winzige Hufspuren in der Geschichte des Galopprennsports hinterlassen. Allerdings hat der Besitz dazu geführt, dass ich regelmäßig im Training mitgeritten bin und in dieser Zeit sehr viel über Haltung, Training und Fütterung von Rennpferden gelernt habe. So kam es dann, dass ich 1998 selbst meine Besitzertrainerlizenz gemacht habe. In dieser Zeit bin ich bei Peter Schiergen in der Arbeit geritten, später bei Werner Hefter und Waldemar Himmel in Iffezheim und noch später bei Uwe Stech und Harald Franke in Hoppegarten.
Mein erster Starter als Trainer war Nightrain in Dortmund, der in seinem ersten Rennen für mich Dritter wurde und anschließend gewann. Danach hätte ich meine Trainerlaufbahn vielleicht beenden sollen. Habe ich aber nicht, und so trainiere ich immer noch mit durchaus überschaubarem Erfolg. Am meisten Spaß hatte ich bisher mit meiner Stute Schalke (schon wegen des Namens), die zwar nur zwei Rennen gewann, aber fast immer im Geld landete.
Außerdem habe ich ein paar Jahre für die Sport Welt von den Südwestbahnen berichtet. Anfang 2000 nahm ich an einem Seminar für Rennsportmanager in Newmarket teil, und der Zufall wollte es, dass ich kurz danach als Geschäftsführer beim Badischen Rennverein in Mannheim angefangen habe. Damals standen die Rennvereine wirtschaftlich noch deutlich besser da, aber bereits ein, zwei Jahre später ging es (ohne mein Zutun hoffe ich) spürbar bergab. Da kam der Badische Rennverein auf die Idee, dass ich meine Tätigkeit eigentlich genauso gut als Vorstandsmitglied und damit ehrenamtlich ausüben könnte. Und ehe ich mich versah, war ich Vorstand, dann Vizepräsident und schließlich Präsident des Badischen Rennvereins.
Dazu kamen dann noch das Ehrenamt des Präsidenten des Verbandes Südwestdeutscher Rennvereine und die Position eines Verwaltungsrats der BGG und Vorstands des DVR. Als mir meine Frau androhte, sich bei Übernahme eines weiteren Ehrenamtes scheiden zu lassen, habe ich in den nächsten Sitzungen nicht mehr „hier“ gerufen, wenn es um die Verteilung von Ämtern ging.
Impression der Rennbahn Hoppegarten aus dem Sommer 2013.

Im Sommer 2013 suchte die Rennbahn Hoppegarten einen neuen Geschäftsführer. Nach ca. 30 Sekunden Überlegungszeit habe ich mich dort beworben und die Stelle auch tatsächlich bekommen. Meiner Frau konnte ich sagen, dass es sich jedenfalls nicht um ein weiteres Ehrenamt handelt, dass wir aber dafür umziehen müssen. So kamen wir dann Ende des Jahres 2013 nach Hoppegarten.
Meine Tätigkeit für die Rennbahn Hoppegarten war leider etwas kürzer als gedacht, aber manche Dinge funktionieren eben in der Realität nicht so, wie man sich das vorher ausmalt. Anfang 2015 begann ich als sportlicher Berater der Rennbahn Scheibenholz in Leipzig, und wir haben auch erwogen, nach Leipzig umzuziehen. Am Ende wollte meine Tochter aber zurück in die alte Heimat, und so sind wir wieder in Mannheim gelandet. Mit der Rennbahn Scheibenholz arbeite ich aber immer noch gut und gerne zusammen.
Seit Anfang 2015 bin ich auch Geschäftsführer der BGG (Betriebs Gesellschaft Galopp), ich erkläre das immer so, dass die BGG eigentlich wie die DFL ist, nur ohne Geld und Einfluss. Dennoch macht die Arbeit viel Spaß. In Mannheim gehe ich wieder meiner ursprünglichen Tätigkeit als Rechtsanwalt nach, und weil ich mich sonst langweile, arbeite ich auch noch als Projektleiter für eine Sportagentur, die Laufveranstaltungen für Menschen organisiert, unter anderem den Mannheimer Marathon. Ich habe auch wieder ein Pferd in Training, einen Fünfjährigen mit Luft nach oben. Ich hoffe, dass mir von den drei Gs des Rennsports wenigstens das Glück hold ist, wenn es schon an Geduld und Geld fehlt. Schau mer mal!“

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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