Galopp+Insider Ralf Wilhelms: „Ich habe die Sonnenseiten des Sports kennengelernt“

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Eigentlich wollte er Rennreiter werden, doch so richtige Meriten verdiente er sich als Reisefuttermeister an renommierten deutschen Rennställen: Ralf Wilhelms (48) aus Köln ist eine der vielen Personen aus dem Hintergrund, die für den Erfolg an den Quartieren maßgeblich mitverantwortlich sind.
Exklusiv im Galopp+Insider auf dem RaceBets-Blog schildert Ralf Wilhelms seine bisherigen Stationen und gibt einen spannenden Einblick in sein Leben.

Saltas unter Ralf Wilhelms bei der Morgenarbeit am 16.02.2011 in Koeln.

„Ich wollte immer Sportler werden und habe als Jugendlicher alles Mögliche probiert, Fußball, Tennis, Hockey, auch Schach. Als ich 12 war, zog ich mit meinen Eltern in die direkte Nachbarschaft der Kölner Rennbahn, und so eröffnete sich quasi zufällig ein weiteres Feld für meine Träume von sportlichen Erfolgen. Die körperlichen Voraussetzungen brachte ich damals noch mit. Als ich 14 wurde, durfte ich nach der Schule am Stall von Anton Pohlkötter helfen, Boxen misten, Pferde am Strick grasen lassen, usw. Meine Eltern waren wenig begeistert von meinen Ambitionen, eine Lehre als Rennreiter zu beginnen aber schließlich wurden wir doch bei Bruno Schütz vorstellig. Ich wurde auch gleich genommen, allerdings sagte er schon voraus, dass ich vermutlich zu groß und zu schwer werden würde. So kam es dann auch.
Ein paar wenige Ritte habe ich absolviert, war im allerersten Rennen sogar Dritter in Düsseldorf auf einem mäßig begabten Pferd namens Mignette. Trotz meiner früheren Ambitionen habe ich mich schnell damit abgefunden, dass es mit einer Karriere als Jockey nichts wird und mich auf andere Aufgaben im Rennstall konzentriert. Nach dem Abschluss meiner Ausbildung und einigen kleineren Stationen wurde ich Reisefuttermeister bei Uwe Ostmann in Mülheim. Das war eine Zeit mit großartigen Pferden wie Mandelbaum, Turfkönig, Hollywood Dream und großen Reisen, nach Frankreich, nach Italien, sogar in die USA. Vor allem aber habe ich von Uwe Ostmann sehr viel gelernt, er ist wirklich ein erstklassiger Pferdemann. Er trainierte jedes Pferd sehr individuell und er konnte erklären, warum er dieses oder jenes tat.
Auch den Hengst Sternkönig betreute Ralf Wilhelms im Laufe seiner Karriere.

Nach fünf Jahren am Stall von Uwe Ostmann zog es mich zurück in meine Kölner Heimat, ich wurde Reisefuttermeister bei Hans-Albert Blume in Röttgen. Auch hier erlebte ich eine sehr erfolgreiche Zeit, betreute Pferde wie Sternkönig, Desidera, Ungaro, Waky Nao und hatte fast wöchentlich große Reisen wie Mailand, Rom oder Istanbul auf dem Programm. Hier lernte ich auch meinen heutigen Chef Andreas Suborics kennen, der zu dieser Zeit Stalljockey in Röttgen war. Als Peter Schiergen den Asterblüte-Stall übernahm wurde ich dort Futtermeister. Leider stimmte die Chemie dort von Anfang an nicht, wir haben sehr verschiedene Arbeitsweisen, und es entstand kein Vertrauensverhältnis, so dass ich dort nur zwei Jahre blieb.
Weitere Stationen waren Andreas Trybuhl und Andreas Löwe, bei denen ich viele neue Erfahrungen sammeln konnte und die mir beide einiges an Anregungen mitgegeben haben. Ende 2010 erhielt ich einen Anruf von Manfred Ostermann, der mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, für ihn zu arbeiten. Es ging um die Betreuung seiner Pferde in den Kölner Rennställen, insbesondere bei Waldemar Hickst und auf Auslandsreisen. Ich verstand mich als eine Art ‚Racing Manager‘ ritt seine Pferde in der Arbeit, bildete die Schnittstelle zwischen Besitzer und Trainer und sorgte auch auf längeren Reisen für einen reibungslosen Ablauf vor Ort. Unvergessen bleibt z.B. eine mehrwöchige Reise nach Toronto mit mehreren Ittlinger Pferden zusammen mit meiner heutigen Kollegin Ilke Hildebrand. Diese Arbeit für einen großen Besitzer brachte noch einmal ganz neue Herausforderungen mit sich, forderte kommunikative und organisatorische Fähigkeiten sowie ein unbedingtes Vertrauensverhältnis zu Manfred Ostermann, vor dem ich als Chef, als Besitzer und als leidenschaftlichem Förderer des Rennsports bis heute den allergrößten Respekt habe.
Manfred Ostermann und Ralf Wilhelms im Portrait am 14.06.2015 Renntag in Köln.

Unsere Wege trennten sich, als er seine Pferde Ende 2016 neu auf die Rennställe verteilte und ich gleichzeitig ein Angebot von Andreas Suborics erhielt, zusammen mit meiner Kollegin Ilke Hildebrand den Kern seines neuen Teams zu bilden. Ich bin sehr dankbar, dass ich unseren Sport über all die Jahre überwiegend von seiner Sonnenseite aus kennengelernt habe. Nicht ohne tragische Unfälle und ärgerliche Rückschläge, aber eben überwiegend an Spitzenställen mit Spitzenpferden auf großen Rennbahnen.
Eine lustige Anekdote war sicherlich, dass ich mal das falsche Pferd mit nach Gelsenkirchen genommen habe. Das fiel erst bei den Sattelboxen auf, das Pferd war dann Nichtstarter. Es handelte sich um Highland Melodie, Reiter sollte Olaf Schick sein. Trainer Blume und Besitzer Matusche verhielten sich großartig und waren nicht nachtragend. Fehler passieren hat.
In meiner Freizeit genieße ich übrigens gerne die Ruhe mit meiner Frau Barbara und unserer sechsjährigen Tochter Alessia in unserem kleinen Häuschen im Kölner Norden.“

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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