Insider-talk mit Julia Rogl: „Die Pferde sind meine Familie“

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Es sind die Menschen im Hintergrund, die Basis, ohne die der Galopprennsport nicht existieren könnte, die mit ihrer großen Passion Pferde vorbereiten. Julia Rogl arbeitet als Besitzertrainerin und Amateurrennreiterin in Iserlohn. Auch wenn der erste Sieg als Trainerin bisher noch nicht realisiert werden konnte, geht die 28-jähriger ihrer Leidenschaft mit großem Engagement nach. Hier ein Exklusiv-Insider-Talk mit ihr auf dem RaceBets-Blog.

Wie ist bei Ihnen das Faible für den Galopprennsport entstanden? Gab es einschneidende Erlebnisse oder familiäre Bande, die dazu beigetragen haben?

Julia Rogl: Der Galoppsport hat einen ganz entscheidenden Platz in meinem Leben bekommen, als ich Ende 2008 bei Trainer Joachim Schriever angefangen habe, die Vollblüter zu reiten. Ab diesem Zeitpunkt habe ich verstanden, was es heißt, wirklich reiten zu lernen. Denn das Probereiten endete für mich im Sand. Die Stute hieß La Traviata, die mir später meinen ersten Sieg im Juniorcup und schlussendlich auch meinen ersten Sieg als Amateurrennreiterin schenkte. Am Stall Schriever habe ich viel gelernt und Erfahrungen machen dürfen, die mir heute auf die Sprünge helfen. Ich war damals 15, als ich Joachim kennenlernte, und mich hat das Fieber gepackt …Dieses unvergleichliche Rennsportfieber!

Wie ist Ihre persönliche Einstellung zu den Pferden als „verbeinigen Sportlern“, und was motiviert Sie besonders?

Julia Rogl: Meine Einstellung zu meinen Pferden ist in erster Linie, dass sie meine Familie sind! Motivieren tut mich am meisten, dass sie in den Farben meines Vaters laufen, da er viel für mich getan hat und das irgendwie Ehrensache für mich ist.

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„Ich hatte Beine wie Pudding“

Können Sie sich noch an Ihren ersten Ritt erinnern? Und wie kam es dazu, dass Sie auch selbst Pferde vorbereiten?

Julia Rogl: An meinen ersten Ritt kann ich mich sehr gut erinnern. Es war ebenfalls die Stute La Traviata, die mir dieses Erlebnis möglich machte, im Mai 2011 in Karlsruhe. Ich werde es nie vergessen, da meine Beine danach wie Pudding waren (lacht). Es hat mich viel Kraft gekostet, aber ich war glücklich! 

Das ich Pferde selbst vorbereiten wollte, war ein jahrelanger Wunsch und Traum von mir, dem ich nie nachgegangen bin, aus Respekt vor dem Lehrgang,  den Kosten und der Prüfung! Schlussendlich konnte ich es mir Anfang letzten Jahres dann leisten, hab allen Mut zusammen genommen und meinen Traum einfach gelebt und es tatsächlich geschafft! Ich glaube, ich war die stolzeste Besitzertrainerin von allen, weil es seit Jahren ein Ziel und ein Traum war, der mir unerreichbar schien . Einfach unabhängig sein und selbst zu entscheiden mit den Familienpferden.

„Mein Papa ist bei allen Rennen dabei“

Wo und wie genau läuft das Training in Iserlohn ab? Wie ist Ihre Familie involviert?

Julia Rogl: Das Training findet sowohl in Iserlohn statt, als auch im Gelände in Schwerte und auf der Galopprennbahn in Dortmund. Es ist individuell je nach Pferd angepasst, und auch bei Regen und Sturm kann zumindest zu Hause auf dem wunderschönen Gut Eichelberg,  das uns für jede Wetterlage etwas bietet, trainiert werden. Wir haben eine Reithalle, Longierhalle, einen großen Reitplatz und ein Solarium für die Pferde zur Verfügung,  wo sie an kalten Tagen vor dem Reiten entspannen können. Zudem habe ich zu meinem Glück die Dortmunder Sandbahn zur Verfügung und kann so die Pferde auch im Winter vorbereiten, auf das, was so kommt. Meine Familie ist insofern involviert, dass mein Papa bei allen Rennen dabei ist, ob ich selber reite oder Maike Riehl. Er unterstützt uns mental und ist stolz auf uns!

Drei Pferde sind bei Ihnen beheimatet. Ist das eine ideale Größenordnung, oder haben Sie vor, ihren Stall zu vergrößern?

Julia Rogl: Tatsächlich sind vier Pferde in unsrem Familienbesitz. Die 13-jährige Fearless Grace ist unser Reitpferd und mein Seelenpferd! Sie bleibt für immer! Ansonsten habe ich drei aktive Pferde, und das reicht auch!

„Von Manero erhoffe ich mir mehr“

Bisher haben Sie als Trainerin noch kein Rennen gewinnen können. Was sind Ihre Ziele für 2023? Und wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Julia Rogl und Maike Riehl mit Nolan

Julia Rogl: Als Reiterin durfte ich bereits gewinnen. Als Trainerin ist es natürlich mein Ziel, 2023 ein Rennen zu gewinnen, und ich denke mein Vierjähriger Manero sollte dazu imstande sein. Nolan blamiert sich nicht, ist aber auch kein Siegertyp, und Wingsofangel ist noch in der Findungsphase, weshalb ich denke, dass beide mal kleines Geld nach Hause bringen. Aber von Manero erhoffe ich mir mehr!

Misserfolge gibt es bei mir nicht, es sei denn, meinen Pferden geht es schlecht! Wenn sie nicht gut laufen, dann freuen wir uns auf das nächste Rennen und hoffen, dass sie dann vielleicht besser gehen ! Solange sie gesund aus dem Rennen kommen, war es kein Misserfolg!

„Ich vertraue Maike blind“

Gibt es Menschen, an denen Sie sich in diesem Metier orientieren, oder Vorbilder?

Julia Rogl: Meine beste Freundin und feste Reiterin für meinen kleinen Stall ist Maike Riehl. Ihr vertraue ich blind, und sie ist 100 Prozent meiner kleinen Trainingsliste geritten im Rennen und auch im Training! Sie ist mein Vorbild, und was sie schafft, dass müssen andere ihr erstmal nachmachen! Sie liebt ihren Job, sie liebt die Pferde,  das Reiten und ist immer mit vollem Einsatz, Herzblut und mit ganz viel Liebe bei der Sache! Für mich ist Maike die Beste! Es gibt viele gute Reiter, aber nur zwei, denen ich meine Pferde blind anvertrauen würde, und das sind Maike und Andreas Helfenbein !

Julia vRogl und Maike Riehl

Womit verdienen Sie im Hauptberuf Ihr Geld? Und welchen zeitlichen Anteil nimmt der Rennsport ein?

Julia Rogl: Ich bin beruflich im Verkauf von Wild und Geflügel auf dem Dortmunder Wochenmarkt beschäftigt, und es macht mir sehr viel Spaß . Zumal wir auch Kunden haben, die die Dortmunder Rennbahn regelmäßig besuchen und man immer ein Gesprächsthema hat!

Wenn Sie die freie Wahl hätten, gibt es Pferde, die Sie gerne besitzen würden?

Julia Rogl: Natürlich wünscht sich jeder Stall Pferde, die gewinnen! In meinem Fall jedoch würde ich sagen, dass ich meine Pferde gegen kein anderes eintauschen würde, weil ich alle vier unglaublich liebe und mit jedem einzelnen viel erlebt habe! Klar, wenn ich die Zeit und die finanziellen Möglichkeiten hätte, würde ich mir auch noch einen großen Sieger in den Stall stellen, aber welcher kleine Trainer hat schon Zeit und Geld?  (lacht). Daher bin ich mit dem, was ich habe, mehr als zufrieden!

Womit beschäftigen Sie sich in der Freizeit außer Pferderennen?

Julia Rogl: In meiner Freizeit beschäftige ich mich als alleinerziehende Mami natürlich mit meinem neunjährigen Sohn,  meinen Freunden und meinen Pferden. Viel Zeit für mich bleibt somit nicht, aber ich liebe mein Leben so, wie es ist und investiere viel in diese Dinge. Denn das alles ist mein Leben,  meine Familie und meine Leidenschaft!

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