Im Trabrennsport ist sein Name schon lange hocherfolgreich. Doch der Trabrennfahrer Bernd Schrödl, der weit über 200 Rennen als Fahrer und rund 500 als Züchter und Besitzer gewann, hat sein Engagement im Galopper-Lager nun weiter verstärkt. Nachdem er stets als Besitzer sehr viele schöne Treffer feiern durfte, ist er inzwischen auch als Besitzertrainer aktiv. Schon während der Sandbahn-Saison in Dortmund durfte er sich über einen ersten Treffer freuen. Gründe genug für Insider-Talk mit Bernd Schrödl auf dem RaceBets-Blog.
Wie kamen Sie auf die Idee, Ihre Galopper auch selbst zu trainieren?
Bernd Schrödl: Das ging über Heinz Baltus, den Präsidenten des Rennvereins in Magdeburg. Ich habe früher für ihn schon Traber trainiert. Als ein Galopper abzugeben war, meinte er, ich könnte doch versuchen, ihn zu trainieren. Das Pferd war vorher bei fünf Starts immer abgehängt Letzter. Nach gut zwei Monaten, die er hier bei meinen Trabern mitgearbeitet hatte, war er gleich auf Anhieb Dritter. Das ist vier oder fünf Jahre her.
Vor zwei Jahren habe ich meinen Besitzertrainer-Schein gemacht, doch da mein Trainer Frank Fuhrmann ums Championat kämpfen wollte, habe ich meine vier Pferde letztes Jahr noch von ihm vorbereiten lassen. Jetzt wollte ich es einmal ausprobieren.
Zwei Trainingsbahnen zur Verfügung
Wie sind die Trainingsmöglichkeiten in Möckern? Und welche Vorzüge hat Ihre Anlage?
Bernd Schrödl: Möckern, unsere Hauptgemeinde, ist etwa zehn Kilometer entfernt. Ich trainiere auf einem Außenhof meines landwirtschaftlichen Betriebes. Wir sind hier ziemlich allein und haben zwei Sand-Trainingsbahnen zur Verfügung, die 1.000 bzw. 2.200 Meter umfassen. Zur Zeit stehen drei Traber, die ich im Rennen selbst fahre, und vier Galopper hier.
Was waren in der Vergangenheit als Galopper-Besitzer Ihre schönsten Momente und beste Pferde?
Bernd Schrödl: Der schönste Moment ist, wenn die Abrechnung vom Verband kommt und man sieht, wie wenig übrig bleibt (lacht). Spaß beiseite, vor allem Kodi Beach hat mir schon viel Freude gemacht. Er war eines meiner ersten Pferde. Mit Slay The Dragon haben wir schon in Hoppegarten, Dresden und Dortmund gewonnen.
„Traber haben ein ganz anderes Arbeitspensum“
Und worauf legen Sie ganz besonderen Wert? Was können Sie aus dem Trabrennsport übernehmen und was sind die größten Unterschiede?
Bernd Schrödl: Übernehmen kann man fast alles. Traber werden intensiver trainiert. Sie haben ein ganz anderes Arbeitspensum als die Galopper zu bewältigen. Ich versuche, in einem 14-Tage-Start-Rhythmus zu bleiben. Die Pferde sollen hier Pferde sein können. Wir haben hier eine sehr große Fläche. Die Pferde gehen jeden Tag mindestens vier Stunden raus auf die Weide. Ich verstehe nicht, wie Pferde in den großen Rennställen teilweise 23 Stunden in der Box stehen.
Wie sieht Ihr aktuelles Engagement bei den Trabern aus?
Bernd Schrödl: Ich habe hauptsächlich die ländlichen Grasbahnen im Auge. Ich denke da an die Kombi-Renntage in Magdeburg, an Cuxhaven oder Stove.
Welche Galopprennbahnen möchten Sie in nächster Zeit besuchen oder mit Startern beschicken? Und welche Ziele setzen Sie sich?
Bernd Schrödl: Auf jeden Fall Magdeburg, Hoppegarten, Halle, Leipzig, Dresden, Hannover und Hamburg. Ich lasse alles auf mich zukommen und setze mir keine genauen Zielvorgaben. Wenn man viel versucht, wird es meistens sehr wenig.
Wewering ist das beste Beispiel
Welche Probleme sehen Sie in beiden Metiers in allererster Linie? Und was würden Sie sofort verändern, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?
Bernd Schrödl: Das ist schwer zu beantworten, denn jedes Metier und jeder Verband hat seine Probleme. Vieles ist nicht von heute auf morgen zu verändern und liegt oft an wirtschaftlichen Dingen. Ich möchte den Menschen, die sich engagieren, auch keine Steine in den Weg legen.
In meinen Augen wird der Rennsport, ob Galopp oder Trab, nicht gut genug vermarktet. Wir haben doch ein Riesen-Produkt und sind ein Profi-Sport. Zum Beispiel muss man doch Kapital daraus schlagen, dass ein Mann wie Heinz Wewering 16.000 Rennen im Sulky gewonnen hat. Man sollte sich auch bewusst sein, dass auch im Fußball Verletzungen bei prominenten Spielern passieren. Das ist leider auch bei uns nicht vermeidbar. Wir haben eine Satzung oder Rennordnung, die von Tierärzten miterstellt wurde. An diese muss man sich halten, natürlich in allen Bereichen. Leider geben wir selbsternannten Tierschützern manchmal eine viel zu große Bühne.
„Haben Rennpreise auf Hartz 4-Niveau“
Was stört Sie besonders?
Bernd Schrödl: Ich möchte ein Beispiel geben. Wer nicht aus Berlin kommt, der weiß doch gar nicht, dass hier das Deutsche Traberderby gelaufen wird. Leider sind die Rennpreise auf Hartz 4-Niveau. Wenn man zu unseren Nachbar nach Frankreich schaut, bekommt man Tränen in den Augen. Die Basis darf nicht vergessen werden. Jeder kleinste Besitzertrainer ist wichtig. Und natürlich auch die Nachwuchsförderung. Früher konnte man jeden Tag zu einer anderen Trabrennbahn fahren, und vor 25 Jahren wurde auch Geld mit dem Sport verdient.
Alle müssen zusammenarbeiten im Galopp und Trab. Ich versuche ja mit Heinz Baltus in Magdeburg, Brücken zu bauen. Sehr erstaunt und gefreut hat mich vor kurzem der Renntag in Gelsenkirchen, als Jockeys bei Trabreiten mitgemacht haben. Sie waren begeistert. Das ist doch ein kleiner Ansatz.
Wie sehr teilt Ihre Familie Ihr Pferde-Engagement? Und wie ist das Interesse bei Ihnen daran entstanden?
Bernd Schrödl: Meine Lebensgefährtin steht voll hinter meinem Betrieb. Sie macht auch die Büroarbeit. Wenn ich auf der Bahn bin, bleibt sie zu Hause, denn wir sind praktisch ein Ein-Mann-Unternehmen.
Früher in DDR-Zeiten gab es ja praktisch keinen Privatbesitz von Rennpferden. Nach der Wende habe ich mich mit einem landwirtschaftlichen Betrieb selbständig gemacht. Ich wollte erst Holsteiner Pferde züchten, doch hat sich das wieder zerschlagen. Ich war als aktiver Schafscherer weltweit unterwegs bis nach Australien und Neuseeland. Über eine Annonce kam ich in den Trabrennsport, zu dem bekannten Trainer Heiner Christiansen. Ich habe mir eine Zuchtstute gekauft, war dann auch auf der Rennbahn, habe schließlich meinen Amateurschein gemacht und gleich mein erstes Rennen gewonnen. Und dann ging alles von selbst. Wer einmal das Virus Rennsport in sich hat, kommt nicht mehr davon weg.
Könnten Sie sich ein Leben ohne Pferde vorstellen? Und wenn ja, wie würde es aussehen?
Bernd Schrödl: Für drei Tage ja, doch dann bekomme ich Heimweh. Wenn mal ein Renntag nicht so gut lief, fragt man sich schon, ob man nicht aufhören sollte. Doch am nächsten Tag beruhigt man sich und macht weiter. Man sollte zuerst lernen zu verlieren. Ich gebe zu, dass ich schlecht verlieren kann. Ein natürlicher Ehrgeiz muss sein.