Turfteufel: Kentucky Derby Reloaded

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Am Wochenende war Kentucky Derby. Davon bekommt man selbst als Rennsportfan hier in Deutschland nicht so viel mit, was sicherlich auch an der straffen und strengen Lizenzierung durch NBC liegt, die kaum einem ein popeliges Bildchen gönnen wollen. Aber wer es geschaut hat, der wurde mit einem spannenden Rennen belohnt – wenn man nur das betrachtet, was am Bildschirm geschieht. Mage siegte in einem spannenden Finish – in Abwesenheit des Wettfavoriten Forte in Louisville. Nur … das ist eben das, was man sieht. Was man nicht sieht, sind ganz andere Szenen, die doch zur Besorgnis beitragen sollten. 

Tatsache ist, dass das Meeting rund ums Kentucky Derby mehr tote Pferde gefordert hat als Cheltenham und Aintree zusammen (drei mehr als bei beiden Meetings addiert). Und das kann sich der Sport nicht leisten. Unser Glück, dass in deutschen Medien kaum darüber berichtet wird (aber schon suspekt, dass es in jeder Zeitung heißt: Drei tote Pferde beim Grand National – was ja so nicht stimmt), aber nicht: Sieben tote Pferde beim Kentucky Derby. Ist wohl alles zu weit weg und zu … amerikanisch. Das Problem ist, dass kein Laie zwischen all diesen Rennveranstaltungen unterscheidet. Der Tierschützer, der sich zuhause für Schlachtfohlen engagiert und Tierschutzhunde aus Rumänien holt, der hört nur: Tote Pferde bei Pferderennen. Ganz egal, wie weit das weg ist. Damit werden Pferderennen automatisch böse. 

Allerdings sollten auch wir Rennsportfreunde uns präventiv mit solchen Dingen beschäftigen. Denn am Ende des Tages sind wir alle Botschafter für den Rennsport und wenn wir an so jemanden geraten – was sollen wir denen sagen? Ja, da sind sieben Pferde gestorben. Aber hier passiert das so nicht. Glaubt uns doch kein Schwein. Und doch ist es in Kentucky ja nun doch mal ganz anders als auf unseren Bahnen. Vor allem die Regeln zum Thema Medikamente, die jeder Bundesstaat anders handhabt. Innerhalb von Europa hat man Null Toleranz, in Amerika hingegen geht eine Menge. Am beliebtesten ist dabei Lasix, ein Medikament, das eigentlich das EIPH (Exercise Induced Pulmonary Hemorrhage) Syndrom behandeln soll. Leistungssteigernd kann es aber auch genutzt werden. Gehört in Amerika zum guten Ton – hier darf man nach Lasix-Starts nicht mal mehr Deckhengst werden.

Aber beim Derby-Meeting in Kentucky kam es schon zu seltsamen Vorfällen. So brachen zwei Pferde in ihren Rennen einfach zusammen, beide vom selben Trainer vorbereitet – schon eine ziemliche Auffälligkeit, die nun untersucht wird. Dem besagten Trainer hat man die Lizenz entzogen und dies wird wohl auch bis zur Abschlussuntersuchung so bleiben. Immerhin. Auch, dass beim Vet-Check nicht auf Wetter und Favoriten geschaut, sondern im Sinne des Pferdes entschieden wird, ist eine gute Sache. Auch wenn die Besitzer von Forte, dem Derbyfavoriten über seine Streichung gar nicht glücklich waren (und sie zeitweise sogar als ungerecht bezeichneten). Trotzdem bleiben die Dopingregelungen weiterhin ein Thema, mit dem sich die Amerikaner befassen müssen (neue Regeln werden erst zum 22. Mai diesen Jahres wirksam). 

Im Zuge der gehäuften Todesfälle von Santa Anita hat es Untersuchungen zu den “tödlichsten” Bahnen in Amerika gegeben. Nur eine einzige Bahn übertrifft Churchill Downs (und das war ebenfalls nicht Santa Anita, sondern Hawthorne Race Course). Die Todesfälle in Kentucky sind um 50% höher als der Gesamtdurchschnitt der USA. Cheltenham und Aintree zusammen produzieren nicht so viele tödliche Unfälle wie Churchill Downs allein auf der Flachen. Irgendetwas an dieser Bahn kann nicht funktionieren, trotzdem wird an ihr festgehalten und offenbar ändert man auch nichts daran, weil der Druck der Öffentlichkeit immer noch nicht groß genug ist (in Santa Anita ist das dann ja endlich mal passiert).

Das ist einfach Mist. Und für uns ist es auch Mist. Auch wenn wir natürlich den Kopf schütteln und sagen: Sorry, bei uns geht das nicht so ab, wir sind doch nicht verrückt. Aber in der Öffentlichkeit ist Pferderennen leider Pferderennen. Ob es in Köln, Warschau oder Kentucky stattfindet.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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