Turfteufel: Großbritannien gegen Deutschland

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Häufig sind auch bei uns die Pferde aus UK zu Gast. Nicht immer gern gesehene Gäste, wir Deutschen erfreuen uns vor allem daran, wenn deutsche Trainer mit deutschen Pferden die Rennen gewinnen. Hin und wieder, wenn sich Rennsportler unterhalten, dann blitzt da aber auch der Neid durch. “Mensch, in England ist es viel toller. Das ist alles bombastischer, größer … das hätten wir auch gern.” Und ich muss leider sagen: Ja, das stimmt. Wir sind nicht Ascot. Auf keiner Bahn in Deutschland. Wir sind nicht so laut wie Cheltenham, wir sind nicht so fanatisch wie das Publikum in Aintree (wir sind aber auch weniger betrunken), wir sind hier in Deutschland eben … anders. Aber ist das denn schlechter? Gucken wir uns das doch mal an.

Der Dresscode:

Beginnen wir mit dem offensichtlichen Unterschied: dem Dresscode. In Großbritannien ist Rennsport noch ein Schaulaufen der schönen Klamotte. Man macht sich hübsch. Frei nach dem Motto: Putz dir die Zähne, wir gehen zum Pferderennen. Und natürlich die Hüte. In letzter Zeit legt Deutschland allerdings mit den Hüten nach, man sieht sie immer häufiger, vor allem in Düsseldorf und Köln ist es deutlich mehr geworden. Hüte sind total toll. Aber es gibt keine Pflicht, diese zu tragen (Royal Ascot besteht auch heutzutage noch auf den Dresscode, während andere englische Bahnen diesen gelockert haben). Das interessiert nur niemanden in England. Es ist, als ob die Anwesenden sich vornehmen, mit ihren Outfits die Pferde in puncto Eleganz zu übertrumpfen. Vergleicht das mit deutschen Rennen, wo die Dresscodes entspannter sind – hier geht es mehr um die Rennen als um die Hutparade. Es fühlt sich aber auch niemand dazu verpflichtet, pompös aufzufahren. Hier ist jeder, in jedem Outfit willkommen.

Die Bahn:

Englische Vorzeigebahnen sind pompös und da kommt keine deutsche Bahn ran. Das ist einfach Fakt. Deswegen sind sie aber nicht zwingend besser, denn es kommt ja auch immer auf das Programm und das Publikum an. Zwar kann sich mit einem Royal Ascot Tag keine Bahn in Deutschland messen, allerdings hat auch unser Sport Top-Bahnen zu bieten. Und beim Geläuf brauchen wir uns wahrlich auch nicht zu verstecken, das ist selbst auf kleinen Bahnen, wie Bad Harzburg, ein Vorzeigeobjekt. 

Die Atmosphäre:

Nun, wenn man denkt, die Engländer könnten schrullig sein, wenn es um Tee und Traditionen geht, dann hat man definitiv noch nie ein Pferderennen in England erlebt. Das Aufkommen der Hymne „God Save the Queen“ (mittlerweile King) ist fast wie ein rituelles Gebet vor dem großen Rennen, das die Nation vereint und es wird kräftig mitgesungen. Da sind wir etwas biederer, wir warten erst mal, ob es was zu jubeln gibt. Doch obwohl es keine großen Rituale gibt, merkt man an der Stimmung auf einer deutschen Rennbahn, wann ein Gruppe 1 Rennen stattfindet, ohne in das Rennprogramm zu schauen. Vor dem Hauptrennen knistert es regelrecht auf der Bahn.

Wettkampf oder gesellschaftliches Ereignis:

Englische Pferderennen haben einen intensiven Wettbewerbscharakter. Wetten sind hier fast so wichtig wie das Rennen selbst. Jeder analysiert die Form, die Statistiken und die Quoten, als hinge die Welt davon ab. Deutsche Rennen sind da etwas lockerer. Klar, Wetten sind immer noch ein Teil des Spaßes, aber es geht auch um das gemeinsame Erlebnis, das Rennen zu genießen und mit Freunden und Familie Zeit zu verbringen und so manch einer wettet keine müde Mark, hat aber trotzdem einen super Tag auf der Rennbahn.

Das Essen:

In England könnte man denken, es gäbe nur Sandwiches mit Gurken und Pimm’s, aber die Realität ist vielfältiger, vor allem in den teureren Enclosures. Für das Volk ist es am Ende dann vielleicht doch nur Fish & Chips oder Heißwürstchen im labbeligen Burger-Bun (Und es kostet 12 Pfund! Ja, ich gucke auf dich, Aintree!). Das ist in Deutschland dann doch ein bisschen anders. Neben Süßspeisen wie Waffeln und Crêpes reihen sich Grillstationen, Burger, Döner (ja, kein Witz, es gibt Döner auf der Rennbahn), bis hin zu gutbürgerlichen Speisen, Häppchen und … sorry, UK, das Essen auf deutschen Bahnen ist besser, wenn man nicht gerade bei euch in ner Loge mit Buffet sitzt.

Fazit:

Beide Länder haben ihre eigene einzigartige Art, Pferderennen zu zelebrieren. Während England mit seinem königlichen Flair punktet, bringt Deutschland eine bodenständige Herzlichkeit in den Mix ein. Letztendlich geht es bei beiden darum, die Faszination für Pferde und Rennen zu teilen – und dabei das Leben in all seiner Vielfalt zu feiern. Also, egal ob ihr euch für den britischen Pomp oder die deutsche Variante entscheidet. Hauptsache Galopp.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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