Insider-Talk mit Holger Faust: „Samum war der beste Derbysieger“

Datum:

Teilen:

Seiner Familie gehört das Gestüt Karlshof, eine der erfolgreichsten Zuchtstätten Deutschlands. Er selbst ist zudem als Racing Manager (vor allem für Darius Racing und die Cometica AG) und Top-Einkäufer und Agent bei Auktionen hocherfolgreich: Holger Faust. Exklusiv im Inside-Interview auf dem RaceBets-Blog berichtet er über seine großen Triumphe und gerade auch über das Derby, bei dem er zuletzt als Racing Manager mit Sisfahan 2021 und Isfahan 2016 tolle Siege feierte.

Die heutigen Rennen bei RaceBets

Können Sie sich noch an Ihren ersten Derby-Sieg erinnern, mit dem Sie als Besitzer oder Racing Manager verbunden waren? Was war das Besondere am ersten Triumph im Blauen Band?

Holger Faust: Das war im Jahr 2000 Samum. Ich war damals schon voll im Rennsport und in unserer Zucht integriert und wusste natürlich schon, welche Bedeutung dieser Sieg im Blauen Band hat. Der Besitzer von Samum, Herr von Gaertner, war immer im wöchentlichen Austausch mit meinem Vater, und beide haben sich damals schon für meine Anregungen interessiert. Samum war das beste Rennpferd aller bisherigen Derbysieger, bei denen ich involviert war. Leider ist er in diesem Jahr auch in Hong Kong angetreten, was ihn meiner Meinung nach auf den Kopf gestellt hat, ansonsten hätte er die Qualität gehabt, nicht nur den international stark besetzen Großen Preis von Baden zu gewinnen, sondern diesen Sieg auch im Ausland zu bestätigen.

Hamburg selbst war ein einziges Fest, der Rennsport hatte damals noch die Tragweite, dass gefühlt die ganze Stadt wusste, wer Samum ist und dass der Hamburger Jung Andrasch Starke das Derby gewonnen hat.

Siegerjubel bei Andrasch Starke und Holger Faust nach dem Sieg von Sisfahan im 152. Deutschen Derby am 04.07.2021 Renntag in Hamburg.

„Das sicherste Ding war Schiaparelli“

Gerade das Gestüt Karlshof hat eine Erfolgsgeschichte im Derby geschrieben. Was war der bislang beste Derbysieger aus Ihrer Zuchtstätte aus Ihrer Sicht und weshalb?

Holger Faust: Wie gesagt das war Samum. Den Grund habe ich in der ersten Antwort beschrieben. Der Derbysieger, der im Vorfeld, das „sicherste Ding“ war, war Schiaparelli, dennoch war es eine unglaubliche Freude, als er es dann wirklich auch geschafft hat.

Holger Faust jubelt nach dem Sieg von Isfahan im IDEE 147.

Welche Qualitäten muss ein Pferd mitbringen, um das Derby zu gewinnen? Stehvermögen und auf den Punkt in Top-Form zu sein, oder was sind die entscheidenden Faktoren?

Holger Faust: Der Weg ist wichtig. Welchen Weg man wählt, kann man aber individuell gestalten. Ich war nie ein Freund des „kleinen Derbys“, dem Union- Rennen, aber die Statistik gibt mir dabei nicht unbedingt Recht. Am liebsten gönne ich den Derbypferden mindestens vier Wochen Pause vor dem Rennen, was nicht im Einklang mit der Union steht. Keiner der sieben Derbysieger Samum, Schiaparelli, Kamsin, Isfahan, Sisfahan, Ardakan und Borna ist deshalb in der Union gelaufen, und Straight wäre im vergangenen Jahr auch besser dort nicht gestartet. Das Derby gewinnt meistens das beste Pferd, also liegt es auf der Hand, wer das Derby gewinnen will, braucht das beste Pferd im Jahrgang.

„Es ist DAS Rennen des Jahres“

Bei allen anderen wichtigen Rennen im In- und Ausland, was macht das Derby für Sie so einzigartig?

Holger Faust: Es ist DAS Rennen des Jahres in Deutschland, ohne Wenn und Aber. Das Preisgeld, die Anerkennung, die Wertschätzung, das Derby ist das wichtigste Rennen in Deutschland.

Gab es aus Ihrer Erinnerung Pferde, bei denen Sie schon im Zweijährigen-Alter wussten, das wird ein Derby-Kandidat?

Holger Faust: Ja. Bei Isfahan als Winterfavorit, war es klar, und auch bei den beiden Derby Italiano-Siegern Ardakan und Borna, wusste ich über den Winter, wenn alles gut bleibt, sind das Derbypferde.

„Man braucht einen absoluten Superstar“

2024 durften Sie bereits im Derby Italiano mit Borna das Gefühl eines Sieges genießen, was nicht das erste Mal war. Gibt es ein Derby in einem anderen Land, das Sie gerne einmal gewinnen würden?

Andreas Suborics, Holger Faust und Filip Minarik
Andreas Suborics, Holger Faust und Filip Minarik machen ein Selfi.

Holger Faust: Natürlich ist der Prix du Jockey Club oder das Epsom Derby ein großes Ziel, aber dafür braucht man nicht nur einen Star ,sondern einen absoluten Superstar. Vielleicht haben wir irgendwann mal so ein Pferd.

Ein Alounak und auch ein Palang hatten sich für das Rennen, den Jockey Club in Chantilly, empfohlen, aber leider vor dem Rennen verletzt.

Was sind die Prinzipien, die Sie und Ihre Familie bei der Zucht besonderen Wert legen, in wenigen Sätzen zusammengefasst?

Holger Faust: Mein Vater sagt immer, wir wollen Rennpferde züchten, und wir sind besonders stolz, wenn die Pferde nicht nur gut, sondern auch hart sind, dann ist das Zuchtziel aufgegangen. Bestes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist Rubaiyat. Er war Champion-Zweijähriger, Galopper des Jahres, in zwei Klassikern Zweiter und bis Ende fünfjährig jedes Jahr Gruppesieger. Ein tolles Pferd.

Ein besonderer Deckhengst könnte Isfahan werden, nur leider fehlt es ihm an Unterstützung, vielleicht gelingt es uns, aus seinem Umfeld zu beweisen, wie gut er ist. Sein Vater Lord of England hatte schon fünf klassische Sieger gebracht, und der diesjährige Derbyfavorit stammt auch von ihm. Da Isfahan als Winterfavorit und Derbysieger das bessere Rennpferd als sein Vater war und bereits drei klassische Pferde, darunter mit Sisfahan einen Derbysieger produziert hat, ist es eigentlich ein No-Brainer die Qualität, die in Isfahan steckt zu erkennen.

„Das Rennstall-Management ist schon eine tolle Sache“

Sie sind ein Mann mit vielfältigen Aufgaben und Funktionen im Rennsport. Welche Zeit nimmt welche Aufgabe ein? Und was bereitet Ihnen die meiste Freude?

Holger Faust: Das Rennstall-Management ist schon eine tolle Sache und Arbeit, die Freude macht, auch wenn man Verletzungen und Niederlagen hinnehmen muss. Man kommt viel herum, jedes Rennen benötigt seine eigene Taktik, und auch die Zusammenarbeit mit meinen Klienten macht mir sehr viel Spaß.

Welches Pferd im In- und Ausland würden Sie aktuell gerne besitzen?

Holger Faust: Im Inland Borna, aber ich bin schon Happy involviert zu sein, neben Wintertraum und Any Moon das interessanteste Pferd für das Deutsche Derby. Im Ausland Sosie aus einer der besten deutschen Linien aller Zeiten.

Holger und Michaela Faust.
Holger und Michaela Faust.

Gibt es für Sie ein Leben neben dem Rennsport, sprich andere Hobbies?

Holger Faust: Mein Beruf ist mein Hobby und beschäftigt mich jeden Tag. Ansonsten mache ich gerne das, was alle Menschen gerne machen: Urlaub, Reisen, gut Essen gehen in tollen Restaurants, Events wie Konzerte oder Sportveranstaltungen besuchen, Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen, und ich liebe es, auf der Couch Filme oder Sportevents zu schauen. Ins Kino gehen ist ja nicht mehr so zeitgemäß.

Die heutigen Rennen bei RaceBets

Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

Top-Beiträge

Vorschau für Französische Rennen
Die Englische Videovorschau für die USA
RaceBets Million
RaceBets Archive

Related articles

Insider-Talk mit Oliver Sauer: „Wir müssen wieder eine feste Größe werden“

Sein Vater war ein hocherfolgreicher Trainer in Dortmund, und Oliver Sauer selbst leitet als Geschäftsführer die Geschicke des...

Insider-Talk mit Sara Bechere: „Lege hunderttausend Kilometer im Jahr zurück“

Ohne die Menschen an der Basis würde nicht viel gehen im Rennsport. Ein sehr gutes Beispiel ist Sara...

Insider-Talk mit Vivian Fahrnow: „Das war der Wahnsinn“

Was für ein Einstieg in die gerade erst begonnene Zeit als Reiterin! Vivian Fahrnow, 22 Jahre aus Mülheim...

Insider-Talk mit David Liska: „Ich mag die Rennbahn in Hannover“

Sein Name ist in Deutschland noch eher unbekannt, auch wenn er 2024 hierzulande schon sechs Rennen gewann. Doch...