Was für ein Einstieg in die gerade erst begonnene Zeit als Reiterin! Vivian Fahrnow, 22 Jahre aus Mülheim an der Ruhr, gelang das Kunststück, gleich zwei ihrer fünf Ritte in Siege umzumünzen. Grund genug für ein Inside-Interview mit Ihr auf dem RaceBets-Blog.
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Besser konnten Sie die Saison 2024 nicht beginnen. Wie ist bei Ihnen der Wunsch entstanden, Rennreiterin zu werden?
Vivian Fahrnow: Mein Vater war leidenschaftlicher Rennsportfan und auch Mitbesitzer. Er nahm mich regelmäßig mit auf die Rennbahn. Als Kind fing ich an, Reitpferde zu reiten. Dabei wurde mir schnell klar, dass ich meine Leidenschaft gerne zum Beruf machen möchte. Durch Zufall bin ich auf eine Stellenanzeige im Internet gestoßen, die eine Ausbildungsplatz anbot. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass Rennreiterin ein Ausbildungsberuf ist.
„Meine Familie steht voll hinter mir“
Wie war die Unterstützung aus Ihrer Familie? Und wer hat Ihnen dabei am meisten geholfen?
Vivian Fahrnow: Meine Familie steht voll hinter mir. Sie sind sehr stolz auf das, was ich tue, und lassen es sich nicht nehmen, jedes meiner Rennen anzuschauen. Es ist toll zu wissen, dass sie immer mitfiebern und mich unterstützen, egal wie es läuft.
Neben meiner Familie bekomme ich auch viel Unterstützung von meiner Trainerin Yasmin Almenräder. Sie nimmt sich Zeit, um die Rennen mit mir im Detail durchzugehen, was mir sehr hilft.
Eine weitere wichtige Unterstützung ist Anna van den Troost. Sie ist Jockey bei uns am Stall. Sie hat mir schon viele wertvolle Tipps gegeben und ist immer für mich da, wenn ich Fragen habe oder Rat brauche. Sie hat außerdem ein mechanisches Pferd, welches sie uns zur Verfügung stellt und von uns liebevoll „Oskar“ genannt wird.
Wie ist der Stand Ihrer Ausbildung? Und wie steht es um Ihr Gewicht?
Vivian Fahrnow: Ich habe meine Ausbildung im Sommer 2023 beendet. Da ich nach wie vor bei meiner Ausbilderin angestellt bin, habe ich für sie 5 Kilo Erlaubnis. In Bezug auf mein Gewicht habe ich viel Glück, denn obwohl ich eine leidenschaftliche Naschkatze bin, wiege ich nur 47 kg und muss mir keine Gedanken darüber machen.
„Ein unbeschreibliches Gefühl“
Wie war das Gefühl, erstmals im Rennen zu reiten, und dann gleich zu gewinnen?
Vivian Fahrnow: Miss Eagle und ich sind als Außenseiter in das Rennen gegangen. Ich hatte das Glückn sie bereits aus dem täglichen Training zu kennen nund wir gingen daher als eingeschworenes Team an den Start. Die Trainerin und ich hatten ein gutes Gefühl, da Miss Eagle zuvor stets gut gearbeitet hat. Dass es dann letztendlich zum Sieg gereicht hat, war für uns alle doch eine Überraschung. Im Rennen ging sie unterwegs gut und zog auf der Zielgeraden immer weiter an. In dem Moment wurde mir bewusst „hey, ich glaube das könnte klappen“. Als wir dann über die Zielgerade flogen, konnte ich es gar nicht richtig fassen. Bis heute habe ich keine anderen Worte dafür gefunden als „einfach ein unbeschreibliches Gefühl“. Dass uns der Sieg auf unserer Heimatbahn gelang, machte es noch mal schöner
Dass es auch beim zweiten Ritt auf Miss Eagle zum Sieg gereicht hat, muss Ihnen doch wie ein Sechster im Lotto vorkommen. Wie bereiten Sie sich auf die Rennen vor?
Vivian Fahrnow: Das war einfach der Wahnsinn! Die Stute hat ein richtiges Kämpferherz und gibt im Rennen alles, dafür bin ich ihr unendlich dankbar.
Zur Vorbereitung auf ein Rennen schaue ich mir Rennvideos meines Pferdes und der anderen Starter in dem Rennen an. Außerdem mache ich regelmäßig Kraft- und Ausdauertraining. Zusätzlich trainiere mit unserem mechanischen Pferd Oskar die Bewegungsabläufe. Das ist besonders hilfreich, da das Reiten im Rennen sich sehr von dem im täglichen Training unterscheidet.
Was sind für Sie die besonderen Reize einer Arbeit mit den Rennpferden?
Vivian Fahrnow: Mich begeistert vor allem, die Entwicklung begleiten zu können und zu sehen, wie ein Jährling allmählich körperlich und mental zu einem Rennpferd heranreift. Es gibt für mich kaum etwas Schöneres, als gemeinsam mit den Pferden diesen Weg zu gehen.
„Möchte den Mülheimer Nachwuchs Cup gewinnen“
Welche Ziele haben Sie sich für dieses und nächstes Jahr gesetzt?
Vivian Fahrnow: Mein Ziel für dieses Jahr ist es den Mülheimer Nachwuchs Cup zu gewinnen. Ich denke dadurch, dass ich bereits zwei der drei Durchgänge für mich entscheiden konnte, sollten meine Chancen dafür recht gutstehen. Von dem Preisgeld möchte ich meinen ersten Rennsattel kaufen. Nächstes Jahr möchte ich mich darauf konzentrieren, regelmäßig Rennen zu reiten und eine gewisse Routine zu entwickeln. Mein Fokus hierbei liegt erst einmal darauf, an mir selbst zu arbeiten und mit jedem Rennen besser zu werden.
Haben Sie Vorbilder, im In- oder Ausland?
Vivian Fahrnow: In Deutschland sind meine Vorbilder Sibylle Vogt und Anna van den Troost. Auf der internationalen Bühne bewundere ich am meisten Ryan Moore. Er ist ein Weltklasse- Jockey und hat trotzdem eine sehr bodenständige Art, das lässt ihn auf mich sehr sympathisch wirken.
Wie sieht ein normaler Tag bei Ihnen aus?
Vivian Fahrnow: Arbeitsbeginn ist bei mir morgens um 5:30 Uhr. Zur täglichen Arbeit gehört das Reiten von 5-6 Lots sowie die anschließende Versorgung inklusive Fütterung der Pferde. Am Wochenende geht es dann häufig noch zu Rennen. Viel Freizeit bleibt leider nicht. Wenn ich am Nachmittag mal ein paar Stunden Zeit für mich finde, mache ich gerne Yoga oder Backe.
Gibt es ein besonderes Rennen, das Sie gerne einmal gewinnen möchten?
Vivian Fahrnow: Ein Rennen in Hoppegarten zu gewinnen wäre für mich ein echtes Highlight, da ich im Nachbarort aufgewachsen bin und meine Kindergeburtstage dort auf der Rennbahn gefeiert habe.