Nun ist es wirklich so weit, wir haben uns ja vor zwei Wochen schon mal mit Japan beschäftigt, aber diesen Sonntag ist es nun auch wirklich so weit und alle Pferde sind in Tokio angekommen. In Quarantäne wird bereits fleißig trainiert und galoppiert, sowie an der Startmaschine geübt (das müssen ausländische Pferde dort vorab machen, die japanischen Pferde gehen mindestens einmal die Woche noch in die Startmaschine). Es wird gecantert, Blut genommen und sich akklimatisiert. Und im Gegensatz zu Deutschland soll es in Tokio zwar nicht so warm werden wie letztes Jahr, aber 13° und Sonnenschein sind am Sonntag angesagt. Zeit, dass wir uns die Starter mal gemeinsam ansehen.
Führend im Wettmarkt ist Cervinia: Die Harbinger-Tochter hat bisher nur einen einzigen Patzer in ihrer ansonsten makellosen Karriere, das war im Oka Sho unter Bauyrzhan Murzabayev. Dafür gewann sie anschließend das Yushun Himba und das Shuka Sho – beides auf Gruppe 1 Ebene und sie ist zurecht die gefürchtete Favoritin. Ihr Trainer, Tetsuya Kimura hat letztes Jahr bereits mit Equinox gewonnen.
Nur ein Euro Unterschied befindet sich zwischen Do Deuce (5:1) und Goliath (6:1) am Wettmarkt. Der Sieger des Tenno Sho (Autumn) ist ohne Frage ein schnelles Pferd, das Problem ist seine Beständigkeit. Letztes Jahr war er Vierter im Japan Cup, allerdings täuscht da der Platz – mit der Spitze hatte er nie irgendetwas zu tun. Dass er kürzer steht als Goliath hat wohl schlichtweg damit zu tun, dass er ein japanisches Pferd ist – und die wissen, wie man in Tokio läuft. Wie schnell und taktisch die Sache wird. Vorsprung durch Erfahrung. Goliath allerdings hat sich beständig gesteigert und befindet sich gerade in der Form seines Lebens. Er kommt mit einem frischen Sieg in den King George VI & QE Stakes – Gruppe 1 nach Tokio und von den ausländischen Pferden ist er der klare Favorit. Auch in Japan ist man sehr interessiert an dem Wallach.
Bei 10:1 stehen gleich drei Pferde. Justin Palace, Blow the Horn und Auguste Rodin. Von den dreien gefällt mir Blow the Horn am Besten, auch wenn er mit einer schlechten Form im Gepäck kommt. Davon hat Auguste Rodin auch immer wieder welche, dieses Jahr musste er sich Goliath schon geschlagen geben, Blow the Horn ist erst dieses Jahr in die Gruppe-Rennen gewechselt und schlägt sich dort stark (bis auf die eine Form in Kyoto). Dafür gewann er das Takarazuka Kinen, wo er einige Pferde, die am Sonntag dabei sind, schlug. Justin Palace kommt mit sehr wechselhaften Formen nach Tokio und ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum er im Mittelfeld steht. Da sind andere Pferde interessanter.
Zum Beispiel Stars On Earth: Die ehemalige Siegerin der japanischen 1000 Guineas und der Oaks kehrt nach einer längeren Pause zurück. Ihre Klasse ist unbestritten, doch ihre Form bleibt abzuwarten. Eine längere Pause kann sowohl positiv als auch negativ gesehen werden. Sie war Dritte hinter Equinox und Liberty Island im Vorjahr. Sie steht, genau wie einige andere bei 21:1, wäre für mich aber die deutlich bessere Wahl als zum Beispiel Justin Palace. Shin Emperor ist ebenfalls in dieser Gruppe. Der irische Champion Stakes-Dritte hat sich in Europa einen Namen gemacht. Im Arc war er aber noch hinter Fantastic Moon, der ebenfalls in dieser 21:1 Gruppe steht. Seine Form ist wohl jedem deutschen Rennsportfan bekannt. Pradaria befindet sich ebenfalls in dieser Gruppe, der große Sieg blieb ihm bisher allerdings verwehrt und vor allem war er häufiger hinter anderen Pferden, die er am Sonntag wieder trifft.
Durezza ist der Sieger des japanischen St Legers, hat in diesem Jahr noch nicht ganz an seine Form aus dem Vorjahr anknüpfen können. Allerdings könnte die längere Pause ihm die Möglichkeit gegeben haben, sich zu erholen und wieder zu alter Stärke zu finden. Sol Oriens hat dasselbe Problem, war aber früher einmal Sieger der japanischen 2000 Guineas. Danon Beluga war letztes Jahr in Tokio ein Geheimtipp, der allerdings nicht zum Zug kam. Seine Platzierung im Dubai Turf zeigt, dass er aber immer noch international mithalten kann. Bleiben noch Struve (noch kein Gruppe 1 Sieger, aber eine recht beständige Form) und Karate: Der älteste Starter im Feld ist auch der größte Außenseiter.