Als Pressesprecherin des Rennvereins Hannover und Chefredakteurin des Fachmagazins Vollblut ist Susanne L. Born dem Galopprennsport gleich mehrfach beruflich verbunden. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet sie über Ihre vielvielfältigen Ideen, den Turf in die breite Öffentlichkeit zu bringen.
Mit welchen Top-Aktionen begeistern Sie auch 2019 die Presse in Hannover für eine Berichterstattung über den Rennsport?
Susanne L. Born: Mir fällt immer etwas ein! Der Rennsport ist gespickt mit medienwirksamen Themen, man muss sie nur erkennen und kommunizieren. Wie geht’s Hans-Jürgen Gröschel im Jahr eins nach Iquitos? Begleiten wir ein Pferd aus dem Moser-Rennstall auf dem Weg ins Deutsche Derby? Und wie funktionieren die gut gelaunten Besitzergemeinschaften am Stall von Bohumil Nedorostek? Lilli-Marie Engels als neue Auszubildende ist ein tolles Thema für RTL, das ist schon eingetütet.
Der Hannover 96-Renntag (Fußballer) und der Audi Ascot-Renntag (Promis) sind PR-mäßig Selbstläufer. Von diesen Renntagen wird auch überregional berichtet, die Klickzahlen im Internet schießen in die Höhe, und es rauscht im Blätterwald.
Zum Saisonbeginn am Ostermontag wird ein Team vom NDR für die Sendung DAS eine Besitzergemeinschaft beim Start ihres Pferdes beobachten. Diese Art von Zusammenschlüssen sind überhaupt ein ganz großes Thema, was ich in diesem Jahr in den Fokus rücken werde.
Am 17. Mai, einem After Work-Renntag, haben wir SAT1 zu Gast. Die werden den ganzen Tag hinter die Kulissen des Geschehens schauen und vielleicht sogar eine Live-Übertragung machen.
Es fällt auf, wie viele Journalisten bei den Pressekonferenzen des Rennvereins mit von der Partie sind. Wie schaffen Sie das?
Born: OK, dann verrate ich jetzt ein Modul meiner Arbeit (lacht): Ich pflege das Gespräch mit den Journalistinnen und Journalisten, das dürfen gerne auch mal ein paar persönliche Worte sein. Ich lade nicht nur zum Renntag ein, sondern auch mal zwischendurch zum Training, oder einfach nur auf einen Kaffee in die Fußgängerzone. Zeitaufwändig, klar. Aber diese Bindung schafft ein besonderes Verhältnis, was überaus nachhaltig und entsprechend effektiv ist. Nur Pressemitteilungen auszusenden ist unpersönlich und weitgehend unproduktiv.
Vor jeder Saison frage ich 20 bis 30 Redaktionen außerhalb Hannovers ab, ob sie an einer Leseraktion „Rennbahnführung mit Blick hinter die Kulissen“ interessiert sind. Bedingung: Vor- und Nachberichterstattung. Diese Aktionen werden unglaublich gut angenommen. Eines unserer Beiratsmitglieder macht dann am Renntag die Führung, anschließend sponsern wir einen kleinen Sektempfang, und es können Fragen gestellt werden.
Gregor Baum sei es gedankt, bin ich in der angenehmen Position, tolle Renntage mit Substanz „verkaufen“ zu können. Ich behaupte mal, dass es keine Tageszeitung, keinen Hörfunk- oder TV-Sender im Radius von 150 Kilometern gibt, der noch nicht über die Neue Bult berichtet hat.
Wie sind Sie zum Rennsport gekommen?
Born: Opa und Vater waren Buchmacher, da liegt der Sport schon fast in den Genen. Ich selbst habe das Buchmachergeschäft im Wettbüro der Borns in Hannover sowie bei Coral und Ladbrokes in London gelernt. Ein eigenes Buchmachergeschäft war für mich keine Option, ich habe dann erstmal studiert, bin in die USA gegangen, habe Auslandskorrespondenz für den NDR gemacht und in einer PR-Agentur gearbeitet. Ich kam als gestandene Medienfrau zurück, dann kam ein Anruf von Gregor Baum …
Welche Faszination übt der Turf auf Sie aus?
Born: Komisch, zunächst war es nicht der Hauptakteur Pferd, den ich reizvoll fand, eher das Milieu, in dem der Turf stattfindet. Also diese manchmal etwas skurrile Spezies Mensch, die sich in diesem Geschäft bewegt. Seitdem ich selbst ein Pferd gezüchtet habe, ist das anders. Ein Rennpferd ist eine außergewöhnliche Kreatur, die im Galopp ihre sublime Bestimmung findet.
Was können Sie über Ihr eigenes Pferd berichten?
Born: Ich habe die Evasive-Tochter Gavotte letztes Jahr auf der Jährlingsauktion der BBAG ersteigert (mütterlicherseits geht sie auf eine alte deutsche Linie aus Auenquelle zurück). Mittlerweile war sie im Haras de Grandcamp im Pre-Training und ist nun in den Rennstall von Gina Rarick in Maisons-Laffitte eingezogen. Die Trainerin ist von der Stute begeistert. Ich lasse mich überraschen. Kein Druck. Das Pferd entscheidet.
Welche Ereignisse im Jahr wollen Sie nicht verpassen?
Born: Zu viele, um alle besuchen zu können. Neben den Renntagen in Hannover stehen Besuche in Riem und Seidnitz auf der Agenda. Hoppegarten ist ebenso fest eingeplant wie dieser tolle Städtepartner-Renntag in Köln. Als Frankreich-Fan werde ich Auteuil, Deauville und Clairefontaine besuchen, wenn möglich zum Prix de Diane fahren. Höhepunkt ist natürlich das Arc-Wochenende Anfang Oktober.
Welche Rolle spielt das Wetten für Sie?
Born: Ohne Wetten ist ein Rennbahnbesuch irgendwie fade. Ich wette gerne, aber nicht in jedem Rennen. Ich suche mir gezielt ein, zwei Mumm-Pferde aus. Und dann: Hoch Sieg, doppelt Platz! (lacht) Aber Vorsicht: Aus Erfahrung kann ich behaupten, dass am Ende IMMER die Bank gewinnt.
Was war Ihr schönstes Erlebnis bisher im Rennsport?
Born: Der vierte Platz meines selbstgezogenen Landslide in einem Ausgleich IV in Köln. Seinem Jockey Maxim Pecheur werde ich dafür ewig dankbar sein!
Wer sind Ihre aktuellen Derby-Favoriten?
Born: Sehr früh im Jahr gestellt, diese Frage! Da lasse ich das Bauchgefühl sprechen. Ich habe mir im Rennstall von Dominik Moser Woodking und Shamox angesehen. Es sind zwei supercoole Typen, denen ich alles zutraue. Beiden Brümmerhofern habe ich Festkurswetten für das Deutsche Derby 2019 mitgegeben.
Sie sind Chefredakteurin des Magazins Vollblut. Was sind Ihre persönlichen Schwerpunkte bei der Produktion dieses Magazins?
Born: Der Galopprennsport ist ein einzigartiges, komplexes Gebilde im Spannungsfeld zwischen Zucht, Rennen und den beteiligten Aktiven. Mein Ziel ist es, diesen Kontext für Laien nachvollziehbar herzustellen, gleichzeitig die Experten mit fachspezifischen Background-Informationen zu versorgen. Ein Drahtseilakt auf hundert Seiten, der mir unglaublich große Freude bereitet.
Was sind Ihre anderen Lieblings-Freizeitbeschäftigungen?
Born: Reisen! Ich bewege mich zwischen Hannover und Berlin, Deauville und Cagnes-sur-Mer. Aber egal, wo ich bin, ich gehe auf Wochenmärkte, genieße das Flair, kaufe frische Produkte, und stell mich dann an den Herd und zaubere etwas. Ich genieße ein gutes Essen, dazu einen tollen Wein, dann bin ich glücklich.