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Sibylle Vogt: Startbox: „Das ist der gefährlichste Teil“ | Weiterlese |
Maxim Pecheur über Stress an der Startmaschine | Weiterlese |
Christian von der Recke über die Startmaschine | Weiterlese |
Marco Klein über die Startmaschine | Weiterlese |
Sibylle Vogt: Startbox: „Das ist der gefährlichste Teil“
Die Startboxen sorgen zu Beginn eines Rennens für Fairness, denn die Pferde sollten zum Anfang einer Prüfung alle dieselben Chancen erhalten. Doch der Aufenthalt in der Startmaschine kann für manches Pferd schon mit Aufregung verbunden sein.
RaceBets-Botschafterin Sibylle Vogt berichtet in ihrem neuesten Blog-Beitrag über diese Situation.
„Die Zeit in der Startbox ist meiner Meinung nach der gefährlichste Teil rund um ein Rennen. Es kann sehr viel passieren, denn in der Maschine ist es sehr eng. Die neueren Startmaschinen sind zum Glück gut gepolstert.
Das Verletzungsrisiko ist hoch, wenn Panik ausbricht, ein Pferd steigt, sich überschlägt und unter der Maschine rausgeht oder sogar unten hängenbleibt. Aber im Großen und Ganzen funktioniert es ja gut.
Gleichzeitiges Einrücken in Frankreich ist hilfreich
Wenn in Frankreich zum Beispiel 18 Pferde in einem Rennen laufen, dann beginnt man in der Mitte und gleichzeitig innen mit dem Einrücken in die Boxen. Kein Pferd steht dann länger als drei Minuten in der Maschine. Das könnte man sich in Deutschland vielleicht abschauen.
Dadurch läuft es in Frankreich ruhiger ab. Es gibt fast keinen Stress für Pferd und Reiter. Bei uns ist das oft anders.
„Je ruhiger der Reiter, desto ruhiger das Pferd“
Je ruhiger der Reiter ist, desto ruhiger ist auch das Pferd. Das überträgt sich. Was ich in Deutschland gut finde, ist die Tatsache, dass wenn ein Pferd in der Box unruhig wird und ein Arbeitskollege neben einem in der Box ist, er einem schon mal hilft und zum Beispiel das Pferd am Ohr anfasst. Das ist ausgesprochen kollegial.
Es gibt natürlich Pferde, die Platzangst haben und daher einem höheren Stressfaktor ausgesetzt sind. Allerdings reagieren die meisten eher auf Geräusche oder Hektik hinter der Maschine.
Sie müssen lernen, dass es keine Situation ist, die ihnen weh tut. Wenn sie aber Angst vor Schmerzen im Rennen entwickeln, dann sind sie meistens vorher schon in der Maschine aufgeregt. Das ist vergleichbar mit Leuten, die beim Ironman mitlaufen und Angst vor den Strapazen unterwegs haben.
„Zum Glück ist mir nichts Schlimmeres passiert“
Wenn ein Pferd gut trainiert und gut vorbereitet ist, dann klappt es in der Startmaschine auch meistens ohne Probleme. Ich habe mich zum Glück dort noch nie schwerer verletzt. Und wenn ein Pferd schief vom Start abkam, ist mir Gott sei Dank nie etwas Schlimmeres passiert.“
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Maxim Pecheur über Stress an der Startmaschine
Ein Jockey und die Startmaschine – diese Verbindung gibt es an jedem einzelnen Renntag für die beteiligten Reiter den ganzen Tag hindurch. Wobei es selbstverständlich auf die Anzahl der Ritte ankommt. Und dann ist man auch noch im Training mit ihr konfrontiert. Nicht nur die Reiter müssen quasi an der Maschine trainieren, in erster Linie geht es natürlich um die Pferde. Wie diesen möglichst der Stress genommen wird, der zu Problemen führt, ist ein Thema in diesem Artikel.
Nervosität vor der Maschine
„Die Startmaschine ist sowohl für uns Reiter als auch für die Pferde natürlich mit einer gewissen Anspannung verbunden. Gerade wenn man jung ist und mit dem Rennreiten beginnt, ist man tatsächlich sehr nervös. Man weiß halt, dass es gleich losgeht. Und jeder Fehler wird bestraft. Es wird alles in Sekundenbruchteilen geschehen, man hat kaum eine Reaktionszeit. Die Box öffnet sich und wenn man dann nicht direkt abspringt und mehrere Längen verliert, sind die oft nicht mehr aufzuholen. Auch die Taktik, die man sich zuvor gemeinsam mit dem Trainer überlegt hat, kann dann nicht mehr umgesetzt werden. Das ist Stress.
Gelassenheit ist wichtig
Wenn was passiert, ist das Risiko einer Verletzung recht hoch, sowohl für uns Reiter als auch für die Pferde. Das ahnen auch die Pferde. Die Startmaschine besteht schließlich aus Metall, das spürt man. Diesem Stressmoment muss man mit viel Ruhe und Gelassenheit begegnen. Man muss entstressen, auch um Unfälle zu vermeiden. Sind alle Parteien gestresst, erhöht das nur die Gefahr. Ein Pferd, das immer wieder schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird immer mehr Probleme vor dem Start machen. Das ist meine Erfahrung.
Gute Vorbereitung
Die Pferde müssen natürlich auf diese Aufgabe vorbereitet werden. Sie lernen recht schnell, dass die Maschine dafür steht, dass die echte Arbeit gleich beginnt. Schulung ist wichtig, eine schlechte Vorbereitung führt häufig zu Problemen.
Ich arbeite bekanntlich am Stall von Markus Klug und bei uns gehen alle Pferde an jedem Tag an und durch die Maschine. Selbst wenn der erste Start noch weit entfernt liegt, gewöhnen wir sie an diese und an den Ablauf. Und tatsächlich haben wir meiner Meinung nach seit Jahren kaum Kandidaten, die Schwierigkeiten bereiten. Natürlich ist das mit dem täglichen Training an der Startmaschine nicht in allen Quartieren so. Wenn ein Pferd nur am Tag der Rennen mit dieser Prozedur behellig behelligt wird und dann vielleicht auch noch mal schlechte Erfahrungen gemacht hat, kann es schon mal zu Schwierigkeiten kommen. Das dürfte meiner Meinung nach für jeden nachvollziehbar sein.
Pferde sind unterschiedliche Charaktere
Natürlich haben wir es hier mit unterschiedlichen Individuen zu tun. Manchen Pferden ist es zu eng in der Maschine, andere sind allgemein unruhig und nervös, wiederum andere haben keine Lust zu laufen und verbinden die Startmaschine mit einer ungeliebten Arbeit. Das ist von Pferd zu Pferd total unterschiedlich. Die Motive sind also immer andere, sie gilt es zu erkennen. Und wenn man sie erkannt hat, muss man an der Lösung arbeiten.
Über Hilfsmittel
Hilfsmittel sind tatsächlich eine gute Sache, aber sie wirken nicht bei allen Pferden gleich. Man kann sie also nicht als Allheilmittel verwenden. Aber zum Beispiel die Monty Roberts Decke ist dazu gedacht, damit die Pferde nicht das Metall berühren müssen. Sie ist so dick gepolstert, dass diese also gar nicht spüren, dass sie in der Maschine sind. Das kann hilfreich sein, wenn die Pferde unter so etwas wie Platzangst leiden.
Bei uns im Stall befindet sich zum Beispiel die Stute Meadowsweet, der diese Decke tatsächlich sehr geholfen hat. Sie war etwas auffällig am Start, macht jetzt alles prima mit und ist entspannt. Ein spezielles Halfter zur besseren Kontrolle (Monty Roberts Halfter) oder eine Kapuze haben ebenfalls positive Wirkung bei einigen Pferden. Das geht auch einher mit einem Lerneffekt. Meiner Meinung nach ist aber die Gewöhnung am wichtigsten, so wie wir es wie beschrieben bei uns am Stall machen. Der Sinn und Zweck dieser Routine ist es keine Gewalt und Kraft anwenden zu müssen, um das Pferd in die Maschine zu bekommen. Wir nehmen Stressfaktoren und schaffen Vertrauen, dass die Startmaschine keine große Sache ist.“
Christian von der Recke über die Startmaschine
Jeder Trainer hat Erfahrung mit Pferden, die etwas schwierig am Start sind, also ungerne in die Maschine gehen. Auch unser Botschafter Christian von der Recke, schließlich ist er schon lange dabei. In diesem Artikel berichtet er über seine Meinung zu verschiedenen Vorgehensweisen und zu seiner Einschätzung, weshalb manche Pferde Probleme am Start machen.
Stress haben wir alle
„Beim Thema Startmaschine und dem dazugehörigen Stress stellt sich mir natürlich zuerst einmal die Frage, ob es hier um die Pferde und die Reiter geht oder um uns Trainer, die wir Stress haben, weil wir nicht wissen, ob unser Starter vor einem Rennen die Maschine betritt. Ich gehe mal davon aus, dass es wir Trainer nicht das Thema sind. Klar, natürlich ist das mit der Maschine so eine Sache. Manche Pferde sind schwieriger als andere. Trainiert sind sie alle.
Über Hilfsmittel und Übung
Was die Übung an der Startmaschine betrifft, muss ein Trainer entscheiden wie viel notwendig ist. Ich kann theoretisch an jedem Tag üben und das kann auch etwas bringen. Manchmal reicht auch eine Erinnerung, denn manch ein Pferd braucht Abstand. Geht es rein, ist dabei aber gestresst, muss das halt hingenommen werden. Geht es darum Vertrauen aufzubauen, zeige ich dem Pferd wie unkompliziert alles ist. Wenn ich aber weiß, dass eines Stress macht, vermeide ich natürlich den regelmäßigen Gang in die Maschine im Training. Denn ich will ja den Stress vermeiden.
Hilfsmittel können eine gute Sache sein. Die Monty Roberts Decke zum Beispiel ist dazu gedacht, dass die Pferde das Metall der Maschine nicht spüren, sie ist stark gepolstert. Das spezielle Monty Roberts Halfter wird von meinem Kollegen Peter Schiergen gerne genutzt. Wenn die Pferde es angelegt bekommen, wissen sie im Grunde schon, um was es nun geht. Auch das ist ein Lerneffekt, der sich einstellt.
Manchmal braucht man Tricks
Alle Kollegen und auch ich, wir haben immer mal wieder den einen oder anderen Kandidaten im Training, der Schwierigkeiten macht. Das kann vollkommen unterschiedliche Gründe haben. Ein aktuelles Beispiel von meinem Kollegen Markus Klug ist der Derbystarter Imi. Klug weiß natürlich was er macht, aber so richtig mit der Maschine funktioniert hat es erst bei Peter Schiergen mit dem Hengst. Ich weiß nicht, was der anders gemacht hat. Manchmal sind es tatsächlich die kleinen Kniffe und Tricks. Welche das genau sind, weiß man als Außenstehender nicht, ansonsten wären es ja keine Tricks.“
Pferde sind Individuen
Am besten sind natürlich die Pferde, die überhaupt keinen Stress machen. Sie sind an der Maschine, gehen rein und das Rennen startet. Aber wir haben es hier mit Individuen zu tun. Bei manchen mag es schlechte Erfahrungen gegeben haben, andere sind einfach vom Kopf her so, dass sie zuerst einmal etwas Widerstand leisten. Ich persönlich glaube ja, dass es sehr hilft, wenn man die Orientierung nimmt, zum Beispiel durch die Kapuze. Oder man schaut mit dem Pferd einfach in eine andere Richtung. Es muss also nicht irritiert sein, es soll nur nicht direkt erkennen, was nun als Nächstes ansteht. Wenn es Aufregung gibt, könnte diese ansteckend sein, auch dies sollte man nicht unterschätzen. So etwas sollte man vermeiden.
Stress kann sich übertragen
Überhaupt gilt, dass sich Stress übertragen kann. Ein junges Pferd ist aufgeregt, ein junger Reiter sicherlich auch. Oder wenn dieser schlechte Erfahrung gemacht hat, ist die Anspannung eine ganz andere, als wenn da jemand ganz Cooles drauf sitzt. So, wie sich der Reiter fühlt und gibt, gibt sich oft auch das Pferd. Hier kann es auch eine gute Sache sein, wenn das Pferd den Reiter oder die Reiterin gut kennt und es eine Vertrauensbasis gibt.
Die Temperaturen haben Auswirkung
Apropos Ansteckung. Man sieht auch oft, dass im Sommer, wenn die Temperaturen hoch sind, die Aufregung vor der Maschine wesentlich größer ist. Ein Pferd steckt das andere an. Im Winter hingegen geht oftmals alles sehr cool vonstatten. Und das hat durchaus auch etwas mit der Temperatur zu tun. Denn wenn es heiß ist, schwitzen die Pferde und die Fliegen kommen. Also regen sie sich leichter auf. Im Winter ist weniger los, das Pferd hat überhaupt keine Zeit, um Stress zu bekommen. Zwei Starthelfer nehmen es, schieben es rein und fertig. Das ist natürlich ideal.“
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Marco Klein über die Startmaschine
Man kennt die Situation: Ein Pferd weigert sich in die Startbox einzurücken, die anderen Kandidaten stehen schon minutenlang in der Maschine und würden nur zu gerne wieder alsbald heraus. Das ist mit Stress für die Pferde verbunden. Denn die Enge der Startbox ist sicherlich nicht der bevorzugte Ort eines Rennpferdes. Aber es gibt auch Pferde, für die es zur Routine geworden ist, sich in der Box aufzuhalten.
Exklusiv auf dem RaceBets-Blog berichtet Marco Klein über die Startbox-Situation. „Ein Pferd mit mehr Routine hat natürlich weniger Stress in der Maschine. Wenn es seinen ersten oder zweiten Start absolviert, kann sich das Stresslevel schon etwas heben.
Zu Hause läuft alles ruhiger ab
Man muss natürlich bedenken, dass das Üben zu Hause deutlich ruhiger abläuft als auf der Rennbahn. Vielfach ist die Unruhe in der Maschine der Situation geschuldet und liegt nicht an der Vorbereitung im Training. Beim Rennen sind einfach deutlich mehr Pferde beieinander, und es ist mehr Aufregung.
Top-Starthelfer-Team in Iffezheim
Regionale Unterschiede gibt es bei den Starthelfer-Teams. Ein Top-Team gibt es in Iffezheim, das auch in Mannheim und in München im Einsatz ist. Es ist toll, wie sie mit den Pferden umgehen.
Ein gewisser Stress legt sich auch mit der Routine. Wenn man Pferde langsam heranführt und lange mit ihnen übt, dann bekommen sie auch Erfahrung.
Einige Reiter sind relativ schmerzfrei, wenn sie das Pferd im Griff haben. Wenn sie ein Pferd zum ersten Mal reiten, es sich um einen Lebensdebütanten handelt oder es aus einem anderen Stall kommt, kann sich der Stress des Jockeys auch auf das Pferd übertragen.
Ein routinierter Reiter strahlt dagegen Ruhe aus. Wenn er allerdings ängstlich ist oder vom Starter nicht ernst genommen wird, schürt das Nervosität.
Positiv: Außenbox beantragen
Positiv finde ich die Möglichkeit, die Außenbox zu beantragen für ein Pferd, das Stress in der Maschine entwickeln könnte. Es rückt dann normalerweise als letztes Pferd in die Box ein. Diese Maßnahme kann hilfreich sein, um den Aufenthalt in der Startbox zu verkürzen.“