Zu Besuch bei Little Princess xx
Die Kamsin-Stute Little Princess (2014) ging 32 x an den Start und verdiente in Irland und später Deutschland knapp 10.000€ Preisgeld (auf der Flachen sowie über Sprünge). Im Sommer 2019 verließ sie den Rennstall Recke und ging an die junge Vielseitigkeitsreiterin Alina Dibowski, Tochter des Top-Reiters Andreas Dibowski. Janina Beckmann sprach mit ihr über die Prinzessin, deren Einstieg ins Reitpferdeleben und welche Ziele sie mit der Stute verfolgt:
Alina und Ex-Galopper Little Princess beim Geländeturnier
Wie bist du auf Little Princess aufmerksam geworden?
Alina Dibowski: Ich habe zufällig auf Facebook die Verkaufsanzeige von Little Princess entdeckt und wusste, dass mein Vater solche Projekte interessant findet. Immerhin stammt auch sein ehemaliges 5*-Pferd (= Königsklasse der Vielseitigkeit) It’s me xx (Kahyasi x Local Suitor) ein Ex-Rennpferd.
Wie hat dich die Stute von ihrer Qualität überzeugt?
Alina Dibowski: In einem zugeschickten Video erkannte ich, dass sich die Stute für ein Vollblut sehr gut bewegt, vor allem im Schritt und Trab. Dass sie neben Flachrennen auch Hindernisrennen gelaufen ist, machte sie doppelt interessant: So wussten wir, dass sie auf jeden Fall springen kann und den Springablauf versteht.
Ich bin an dem Wochenende zufällig zu einem Freund ins Rheinland gefahren, 60 Kilometer entfernt vom Rennstall Recke. Dort habe ich sie dann ausprobiert; für mich das erste Mal auf einem Rennpferd. Sie wurde nicht klassisch ausgebildet, war aber beim Proberitt für die Verhältnisse sehr rittig. Zuletzt hat mich ihre Art überzeugt. Sie war völlig entspannt, gelassen und lieb. Ihre ehrlichen Augen haben mich verzaubert und sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf. 1 Woche später stand sie bei uns im Stall.
Proberitt: Alina Dibowski und Ex-Galopper Little Princess
Wie verlief das Training in der Anfangszeit?
Das Training hat am Anfang unsere damalige Bereiterin Pauline Brunner mit Hilfe von seinem Vater übernommen, denn ich war über den Winter in Baden-Württemberg. Ich wurde aber die ganze Zeit mit Fotos und Videos versorgt.
Schon zu Beginn ihrer Umschulung war Little Princess sehr lernfreudig und macht seit heute jede Stunde Fortschritte.
Was fiel ihr besonders schwer? Was fiel ihr von Anfang an leicht?
Zu Beginn musste sie sich an das Reiten in der Halle mit anderen Pferden gewöhnen (Anmerkung der Redaktion: Reitsportler reiten in der Halle alle dasselbe Tempo und in dieselbe Richtung. Im Reitsport wird sozusagen “durcheinander” geritten. Jeder arbeitet eigenständig und variiert stetig in Tempo und Linienführung). Sie musste lernen, dass es nicht immer nur vorwärts geht, sondern dass es auch andere Tempi und Richtungen gibt. Vor allem das rechts angaloppieren fällt ihr bis heute schwer; vermutlich, weil sie eher auf links Galoppbahnen gebaut ist. Im Springen und vor allem im Gelände musste sie lernen, nicht jedes Mal im vollen Tempo über die Sprünge zu stürzen.
Ihre ehrliche Grundeinstellung und ihr Wille, dem Reiter gerecht zu werden, haben die tägliche Arbeit erleichtert. Fehler hat sie nur gemacht, wenn sie den Reiter nicht versteht. Somit lief ihre Umschulung leicht und schnell und man konnte sie schon früh wie ein normales Reitpferd arbeiten.
Wie sieht euer Trainingsplan aus?
Ich/wir arbeiten sie 6x pro Woche, da sie in der Vergangenheit gezeigt hat, dass sie ihren freien Tag nicht so toll findet. Wenn sie also frei hat, wird sie neben dem täglichen Weidegang noch eine Runde Schritt geritten.
Sie ist absolut lernwillig und langweilt sich unheimlich schnell.
In der Dressur feilen wir vor allem an den Übergängen Schritt-Trab und Trab-Galopp. Langsam aber sicher gewöhnen wir sie an die Aufrichtung. Inzwischen kann sie sich schon einige Runden selbst tragen.
Im Trab tasten wir jetzt an die Seitwärtsbewegungen. Viereck verkleinern und vergrößern klappt schon gut. Außerdem arbeiten wir an den Trabverstärkungen: vor und wieder zurück. Vor allem das Angaloppieren ist noch eine kleine Baustelle; vor allem rechts. Mir ist wichtig, dass sie dabei keinen Stress hat. Im Galopp arbeite ich mit Zirkel verkleinern und vergrößern an ihrer Balance und ihrem Durchsprung, da es ihr nach einige Zeit schwerfällt, den Galopp zu halten.
Rückwärtsrichten ist neu und wird in der A-Dressur verlangt.
Was sind eure Turnierpläne und Ziele für 2020?
Zum Glück ist Little Princess erst sechs Jahre alt, womit sie dieses Jahr Jungpferdeprüfungen gehen kann. Ich habe sie bereits in Geländepferdeprüfungen der Klasse A und L (Anmerkung der Redaktion: In der Klasse A sind die Hindernisse maximal 100 cm und in der L 110cm hoch) vorgestellt, wobei sie sich in der letzten Prüfung an 5. Stelle platzieren konnte. Auch auf einem Spring- und Vielseitigkeitsturnier konnte sie bereits Erfahrung sammeln. Das heißt, sie kennt neben der Geländestrecke auch den Springparcours und das Dressurviereck.
Meine weiteren Ziele: VA in Luhmühlen und Rüspel. Je nachdem, wie die Turniersaison weiter verläuft, ist die Teilnahme an einer VL/CIC2* realistisch. Vorher müssen wir allerdings an unseren Defiziten in der Dressur arbeiten: Galopparbeit, Versammlung, Rittigkeit.
Wo siehst du Little Princess in 5 Jahren?
Momentan ist schwer absehbar, ob sie genug Vermögen für die höheren Klassen entwickelt. An Einstellung und Galoppiervermögen mangelt es ihr nicht.