All you can eat – wie füttert man ein Rennpferd, wenn es keins mehr ist?

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Es gibt Mythen und Legenden, doch im Endeffekt ist die Fütterung eines nicht mehr aktiven Rennpferds gar nicht so schwer, wenn man ein paar Dinge beherzigt. Trotzdem sieht man ständig Ex-Galopper in grusligem Futterzustand, weil die Leute keine Ahnung haben, wie man ein Pferd anständig füttert. Ja, ein Galopper ist natürlich nur ein Pferd wie jedes andere. Aber es hat auch seinen Grund, warum jeder sagt, dass die schwerfuttrig sind – denn 90% sind es in jedem Fall. Der Galopper ist halt schon genetisch kein Freiberger, der zur Fleischgewinnung konzipiert wurde, sondern der Windhund unter den Pferden, der schnell rennen und ausdauernd laufen soll. Entsprechend macht der Körperbau natürlich auch einiges aus: So ein Galopper wird nie mit dickem Hals und properem Wohlstandsbauch über die Weide rollen (falls doch: Last die Big Macs weg).
Der Galopper ist Hafer und Heu gewohnt. Angepasst an seine Leistungen – ist er nicht im Training, wird heruntergefahren und durchaus auch mal weniger energiereiches Futter gereicht. Ist aber von Stall zu Stall unterschiedlich. Der Galopper erhält aber durchaus auch Zusatzstoffe – hier mal ein Sirup für dies – da mal ein Pulver für das. Oft präventiv, manchmal aber auch nach Absprache mit dem Tierarzt, weil das Blutbild nicht gefällt, oder etwas Konkretes im Raum steht. Dann gibt es noch Hausmittelchen, die ebenfalls ins Pferd kommen und eine konkrete Überwachung des Trainings und des Futters.
Das heißt: Trainer und Futtermeister wissen, was das Pferd leistet, wie es dasteht und auch, wie sie das in Energie wieder ins Pferd bekommen. Und wir reden hier nicht von Abmessen – das ist eine Erfahrungssache und manchmal muss es auch die berühmte Schüppe mehr sein, wenn das Pferd einfach noch nicht so auf dem Posten ist, wie es sein sollte, oder abgenommen hat. Dieser Grundsatz ist extrem wichtig und den sollte jeder Reiter, der sich einen Ex-Galopper hält, beherzigen. Individuelle Fütterung. Einfach mal etwas mehr geben. Und vor allem was Gutes. Nichts ist dümmer als die Tatsache, dass Leute meinen, der Galopper ist eh schon frisch, dann bekommt er nur noch ein Händchen voll, damit der nicht so aufpowert. Nebeneffekt: Pferd wird rippig. Und aus Rippchen macht man schlecht Muskeln. Wie soll das also gehen?
So magert der Galopper, wenn er einfach nur das kriegt, was die anderen im Stall bekommen, sehr schnell ab. Hat man keinen Stallbesitzer, der einfach eine Schippe drauflegt, wundert man sich also: Das Pferd frisst doch – aber es wird immer dünner, Hilfe, Hilfe.
Guckt man sich mal den Futterquatsch an, den manche Pferde bekommen, wundert das schon, eigentlich müsste es fett und blöd machen – aber der Galopper hat einen heimlichen zweiten Magen, womit er sämtliches Futter verbrennt um dann zu sagen: „Ich hab Hunger, gib mir mehr.“
Bedingt durch viel Futterschrott, den das Rennpferd nicht gewohnt ist, sind manche auch mäkelig, wenn man ihnen das Billigmüsli vorsetzt (es sei denn, das Speed Gen, was ja bekanntermaßen vom Shetlandpony kommt, wurde auch noch vom Hunger Gen des Shetlandponys begleitet, wie bei meinem. Der frisst alles, auch Laub), dann mögen die das nicht und protestieren.
Man muss ja nicht Futtermeister werden, oder Futtermittelexperte. Aber so ein bisschen mitdenken, dass ein Galopper wohl anatomisch und leistungstechnisch nicht auf demselben Level spielt wie das Schulpony Pucki – das sollte doch jedem auffallen. Warum soll man die also gleich füttern?

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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