Wir bleiben pünktlich zum nächsten Rennen der amerikanischen Triple Crown auch in Amerika – bei einem Derbysieger, von dem die meisten erst einmal rätseln müssen, wie man ihn ausspricht: Chateaugay. Chateaugay, der auf der Darby Dan Farm in der Nähe von Lexington, Kentucky, von seinem prominenten Besitzer John W. Galbreath gezogen wurde, war ein Sohn von Swaps, dem U.S. Horse of the Year von 1956 und Racing Hall of Fame-Mitglied. Über die Leistungen seiner Mutter, Banquet Bell ist nicht viel bekannt, als Zuchtstute erwies sie sich, vor allem in Kombination mit Swaps als Volltreffer. So war sie Mutter von zwei Champions, Chateaugay und Primonetta, Vollgeschwister von Swaps und gilt als 20th century matriarch mare.
Am Anfang wollte es mit Chateaugay allerdings überhaupt nicht klappen. Als Zweijähriger hatte man keine gute Meinung von ihm, er gewann zwar brav ein zwei Rennen, Stakes-Rennen jedoch holte er sich nicht und auch sonst wirkte er eher mickrig und unauffällig. Das sollte sich erst dreijährig ändern. Bei der 1963er Ausgabe des Kentucky Derby, der ersten Etappe der Triple Crown, versammelten sich 120.000 Zuschauer in Churchill Downs zu einem Rennen, an dem drei absolute Stars des Jahrgangs teilnahmen. Das Time Magazine berichtete, dass Jockey Eddie Arcaro sagte: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Derby jemals so viel Aufregung ausgelöst hat.“
Im Vorfeld des Rennens hatte der ungeschlagene Candy Spots von Rex C. Ellsworth das Florida Derby und das Santa Anita Derby gewonnen. Zur gleichen Zeit hatte ein Hengst der Greentree Stable namens No Robbery die Wood Memorial Stakes gewonnen, und auch er ging ungeschlagen in das Derby. Dann war da noch Harry F. Guggenheims 1962er U.S. 2-Year-Old Champion Colt und 1963 Flamingo Stakes Gewinner, Never Bend. Candy Spots war der 3:2-Favorit, No Robbery die zweite Wahl bei 5:2 und Never Bend die dritte Wahl bei einer Quote von 3:1. Obwohl er mit einer Quote von 3-3 ungeschlagen in das Rennen ging, einschließlich eines Sieges in den Blue Grass Stakes im April, wurde Chateaugay inmitten des Rummels um die drei Starpferde fast ignoriert und mit einer Quote von 9-1 ins Rennen geschickt.
Als sich die Startboxen öffneten, übernahm Never Bend schnell die Führung, und nach 1⁄4 Meilen hatte sich No Robbery an der Innenbahn auf den zweiten Platz geschoben, während Candy Spots an dritter Stelle lag. Nachdem Chateaugay die erste dreiviertel Meile an sechster Stelle gelaufen war, kam er aus der Gegengeraden und ging hinter den drei Führenden auf den vierten Platz. Als sie auf die Zielgerade einbogen, entdeckte Jockey Braulio Baeza eine Lücke zwischen den zweit- und drittplatzierten Pferden. Er schickte Chateaugay durch diese Lücke, um neben Never Bend zu ziehen, und nahm sich dann die Spitze, um das Rennen mit 1+1⁄4 Längen zu gewinnen.
Bei den Preakness Stakes auf dem Pimlico Race Course in Baltimore, Maryland, musste Chateaugay erneut gegen Candy Spots und Never Bend antreten. Fünf Tage vor dem Rennen stellte er den aktuellen Bahnrekord von Pimlico ein, indem er eine Meile in 1:37 3/5 lief. Die Wettenden machten trotzdem Candy Spots zum Favoriten. Wie schon im Derby ging Never Bend früh in Führung, während Candy Spots auf dem dritten Platz lag. Erneut lag Chateaugay weit hinten und war Siebter in dem achtköpfigen Feld. Als sie auf die Zielgerade einbogen, setzte Chateaugay zu einem Vorstoß an und überholte Never Bend, der hinter den nun in Führung liegenden Candy Spots zurückgefallen war. Dieses Mal konnte Chateaugay den Führenden nicht einholen und wurde mit 3+1⁄2 Längen Rückstand Zweiter.
Aufgrund von umfangreichen Renovierungsarbeiten im New Yorker Belmont Park wurden die Belmont Stakes 1963 auf der Aqueduct Racetrack ausgetragen. Wie schon im Derby und in den Preakness war Candy Spots der Favorit. Chateaugay, der mit einer Quote von 9:2 ins Rennen geschickt wurde, wiederholte seinen Laufstil aus den beiden vorangegangenen Klassikern und lag weit hinter den Führenden. Während andere Pferde im Laufe des 1+1⁄2 Meilen langen Rennens langsam müde wurden, zog Chateaugay in der Zielgeraden an Candy Spots vorbei und gewann mit 2+1⁄2 Längen Vorsprung.
Chateaugay wurde im Alter von vier und fünf Jahren mit mäßigem Erfolg wieder rausgebracht, bevor er auf der Darby Dan Farm als Deckhengst wirkte. Seine Nachkommen erzielten bescheidene Rennerfolge. Sein vielleicht bester war True Knight, der mehrere Stakes-Rennen gewann, darunter die Jerome und Suburban Handicaps. 1971 war Chateaugay der erste Kentucky Derby-Sieger, der an japanische Interessenten verkauft wurde. Von 1972 bis zu seinem Tod 1985 stand er auf einer Zuchtfarm in Japan, wo er den 1981er Champion-Hengst Hokuto Flag stellte.