Mit dem Ende von Kranji haben wir uns am heutigen Tag einen Gewinner des Singapore Airlines International Cup ausgesucht, der heutzutage schon gar nicht mehr gelaufen wird. 2015 stellte man das Rennen ein. Doch in seinen Siegerlisten steht auch ein sehr spezieller Hengst: Grandera. Grandera, der vom New Zealand Herald als „ein atemberaubendes Individuum“ wurde, stammt von Grand Lodge und war das zweite Fohlen der Alysheba-Stute Bordighera, womit er ein Halbbruder von George Washington ist. Grand Lodge, der die Dewhurst Stakes und die St James’s Palace Stakes gewann, brachte bis zu seinem Tod im Jahr 2003 die Sieger von fast 700 Rennen hervor, darunter den Derby– und Arc-Sieger Sinndar. Grandera wurde als Jährling für 30.000 Ir£ an Roger Shelton verkauft, von James Fanshawe trainiert, wechselte aber am Ende seiner dreijährigen Saison zu Saeed bin Suroor, nachdem er von Godolphin gekauft worden war.
Abgesehen von seiner Geschwindigkeit und seinem schönen Äußeren war Grandera jedoch für sein schwieriges Temperament bekannt. Godolphins Rennleiter Simon Crisford beschrieb ihn als „ein durch und durch unangenehmes Biest“ und „ein bisschen fies„, während Frankie Dettori ihn als „einen Verrückten„und „einen Albtraum“ bezeichnet haben soll. Grandera verhielt sich absolut unkooperativ und machte seinen Reitern das Leben schwer, indem er manchmal schlichtweg quer durchs Feld stürmte und die Hilfen des Jockeys ignorierte. Auch war er manchmal kaum auf die Bahn zu bewegen, wenn das Training anstand.
Grandera begann seine Karriere mit einem fünften Platz in einem Maidenrennen in Doncaster im Juli 2000, bevor er in einem ähnlichen Rennen in Warwick seinen ersten Sieg errang. Danach wurde er Zweiter in den Somerville Tattersall Stakes, bei denen die späteren Gruppe-1-Sieger Imperial Dancer und Storming Home zu den geschlagenen Pferden gehörten. Allerdings wurde er immer noch als ziemlich blass und schwach empfunden, sein Trainer war jedenfalls nicht recht begeistert von dem Hengst, auch weil er sich beständig mit seinen Jockeys anlegte. Grandera bewies dann im Jahr 2001 mit einer Reihe von Platzierungen, dass er doch etwas konnte. Es folgten eine Reihe von Platzierungen. In den Eclipse Stakes übernahm er in der Schlussphase die Führung, wurde aber vier Galoppsprünge vor der Linie von Medicean eingeholt und um eine halbe Länge geschlagen. In den International Stakes kehrte Grandera die Form von Medicean um, hatte aber gegen den sieben Längen zurückliegenden Sieger Sakhee keine Chance.
Seinen ersten Sieg seit über einem Jahr errang er im September, als er Mubtaker im Arc Trial schlug, obwohl er in der Schlussphase nicht mehr geradeaus laufen wollte und seinen Kopf schief hielt. Er arbeitete massiv gegen die Hand des Reiters. Trotzdem war man bei Godolphin auf ihn aufmerksam geworden und kaufte Grandera. Grandera wurde zum Überwintern nach Dubai geschickt, bevor er als Vierjähriger in sechs verschiedene Länder reiste. Er begann mit einem zweiten Platz im Dubai City of Gold in Nad Al Sheba, bevor er nach Hongkong ging, wo er im Queen Elizabeth II Cup hinter Eishin Preston Fünfter wurde. Sein nächster Auftritt war auf dem Kranji Racecourse in Singapur, wo er im Singapore Airlines International Cup einen entscheidenden Sieg errang, indem er auf der letzten Furlong die Führung übernahm und sich absetzte, um den deutschen Recken Paolini mit zwei Längen zu schlagen.
Nach seiner Rückkehr auf die britischen Inseln zeigte Grandera seine wohl beste Leistung in den Prince of Wales’s Stakes in Royal Ascot. Obwohl er sich gegenüber den anderen Pferden im Führring aggressiv verhielt und seinen Kopf beim Laufen schon wieder ganz merkwürdig hielt, zeigte er auf der Zielgeraden seinen starken Speed und setzte sich mit fünf Längen Vorsprung gegen ein Feld durch, zu dem auch Banks Hill und Nayef gehörten. Infolge dieses Sieges wurde er einen Monat später als 13:8-Favorit in die King George VI and Queen Elizabeth Stakes geschickt, konnte aber nur Fünfter hinter Golan werden. In den Irish Champion Stakes zeigte er sich wieder von seiner besten Seite. Mit einem starken Endspurt holte er Hawk Wing auf den letzten Metern ein und siegte mit einem knappen Vorsprung. Sein Reiter Frankie Dettori nannte Grandera nach dem Rennen „einen sehr eigenartigen Charakter, aber enorm talentiert“.
Sieben Wochen später nahm Grandera an der Cox Plate in Melbourne teil, wo besondere Vorkehrungen getroffen wurden, unter anderem eine doppelt so große Box, um seinem schwierigen Temperament Rechnung zu tragen, denn er trat beständig gegen Wände und drohte anderen Pferden. Mit fünf Längen Rückstand kam Grandera zu Beginn der kurzen Geraden ins Ziel und wurde Dritter. Anschließend hatte Grandera keine Lust mehr schnell zu laufen, er dümpelte auf den letzten Plätzen herum, auch Seitenblender brachten keine Besserung (im Gegenteil). Danach wurde er in Japan als Deckhengst aufgestellt, ging auch nach Australien und schließlich zurück nach Irland.