Habt ihr jemals von Lonesome Glory gehört? Er gilt als bester Steepler Amerikas, aber er konnte es auch durchaus mit britischen und irischen Pferden aufnehmen, wenn er wollte. Lonesome Glory war ein großes, kräftiges fuchsfarbenes Pferd mit einer weißen Blesse und so bunt, dass er Aufsehen erregte. Er wurde in Kentucky von Walter M. Jeffords gezüchtet, der 1990 starb und seine Pferde seiner Frau Kay hinterließ. Lonesome Glory war ursprünglich für eine Springpferdekarriere vorgesehen, erwies sich aber aufgrund seines Temperaments als ungeeignet und wurde auf den Rennsport umgestellt, wo er mehr Action hatte. Bruce Miller war sein Trainer und der kam hervorragend mit Lonesome Glory klar. Noch besser war jedoch die Beziehung zwischen dem Pferd und Blythe Miller, der Tochter des Trainers, die ihn in den meisten Rennen ritt.
Lonesome Glory begann seine Rennkarriere als Dreijähriger im Jahr 1991, als er bei vier Starts ein kleines Rennen gewann und man merkte gleich, das Springen fiel ihm leicht. Als Vierjähriger gewann er fünf seiner sieben Rennen. Im Dezember wurde er über den Atlantik geschickt, um an der Sport of Kings Challenge teilzunehmen, einem Hürdenrennen über zwei Meilen und fünfeinhalb Furlongs auf dem Cheltenham Racecourse. Als Außenseiter mit einer Quote von 20:1 gestartet, wurde ihm kaum eine Chance eingeräumt, doch in der Schlussphase blieb er stark und gewann mit einem Kopf Vorsprung. Nach dem Rennen wurden Lonesome Glory und sein Reiter von den britischen Rennbesuchern begeistert empfangen: Miller erklärte: „Es waren viele Leute da, die klatschten und jubelten. Ich war etwas verblüfft.“ Der Sieg, der in der britischen Presse für Schlagzeilen sorgte, war der erste eines von den Amerikanern trainierten Pferdes in einem britischen National Hunt-Rennen. Am Ende des Jahres wurde Lonesome Glory bei den Eclipse Awards zum ersten Mal zum amerikanischen Champion in einem Hindernisrennen gewählt.
Im Jahr 1993 gewann Lonesome Glory drei Rennen und erhielt seinen zweiten Eclipse Award. Am 16. Oktober bestritt er im Belmont Park das Breeders‘ Cup Steeplechase. Unter Blythe Miller besiegte er den Favoriten Highland Bud, dessen Partner der britische Champion-Jockey Richard Dunwoody war. Seinen wichtigsten Sieg im Alter von sechs Jahren errang Lonesome Glory 1994 beim Colonial Cup in Camden, South Carolina, wo er Mistico um einen Kopf besiegte. Bei der Wahl zum Eclipse Award wurde er dieses Jahr jedoch von Warm Spell geschlagen.
Lonesome Glorys erfolgreichste Saison war 1995, als er sechs Rennen gewann. Am 12. November gewann er zum zweiten Mal den Colonial Cup, als er Rowdy Irishman um anderthalb Längen schlug. Im Dezember kehrte er nach England zurück und nahm an der Crowngap Handicap Chase auf dem Sandown Park Racecourse teil, bei dem er gegen drei Konkurrenten antrat, darunter den Gewinner der Queen Mother Champion Chase, Remittance Man. Lonesome Glory übernahm am letzten Hindernis die Führung und gewann mit elf Längen Vorsprung. Seine Leistungen brachten ihm 225.7673 $ und einen dritten Eclipse Award ein.
Man beschloss, mit Lonesome Glory den Versuch in der Höhle des Löwen zu wagen und so blieb er in England unter der Obhut von Charlie Brooks und wurde für den Cheltenham Gold Cup beim Cheltenham Festival vorgesehen. Im Januar wurde er Vierter in der Peter Marsh Chase in Haydock, bevor eine Muskelverletzung seine britische Kampagne beendete. Lonesome Glory lief in den verbleibenden Monaten des Jahres 1996 noch drei Rennen. Im April 1997 gewann er den Carolina Cup vor Hudson Bay und Prime Legacy. Blythe Miller sagte nach dem Rennen: „Alles, was ich tun musste, war, ihn zu lenken.“ Im Herbst gewann er noch einen dritten Colonial Cup und erhielt für den Gewinn beider Rennen eine Prämie von 250.000 Dollar.
Seine Erfolge brachten ihm einen weiteren Eclipse Award ein, womit er den Rekord von vier Titeln einstellte, den Flatterer zwischen 1983 und 1986 aufgestellt hatte. Als Zehnjähriger gewann Lonesome Glory einmal bei drei Starts. Im Jahr 1999 gewann er zum zweiten Mal den Carolina Cup, beendete seine Karriere mit einem Sieg in der Royal Chase in Keeneland und wurde zum fünften Mal zum Champion der Steeplechaser gekürt. Anschließend ging er in den Ruhestand und genoss sein Rentnerleben. Er starb am 25. Februar 2002 auf der Farm seines Besitzers, nachdem er sich bei einem Unfall auf der Koppel verletzt hatte. Er wurde auf dem Gelände des National Steeplechase Museum in Camden beigesetzt, wo ihm zu Ehren eine Bronzestatue errichtet wurde.