Auf Siegeszug in Frankreich: Die heimlichen Stars

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Nach dem beeindruckenden Sieg des englischen Wallachs Aspetar im Preis von Europa steht die Frage nach der Qualität der deutschen Pferde wieder offen im Raum. Sind die aus dem Ausland kommenden Pferde wirklich besser als ihre heimischen Kontrahenten? Oder ist das vielleicht nur ein Eindruck, der entsteht, weil wir hierzulande nicht so viele hochdotierte Rennen haben wie in England oder in Frankreich?

Aspetar
Aspetar siegt unter Jason Watson im Preis von Europa am 22.09.2019 Renntag in Köln.

Es gibt nämlich durchaus viele in Deutschland trainierte Pferde, die auch in den höherdotierten Rennen, vor allem in Frankreich, regelmäßig weit vorne zu finden sind. Damit sind aber nicht solche Ausnahmepferde wie Danedream oder Novellist gemeint, sondern vor allem die, die sich ganz still und heimlich zu richtigen Stars der deutschen Turfszene gemausert haben. Die Rede ist ebenfalls von Pferden, die nicht aus den ganz großen Quartieren kommen und deren Erfolge vielleicht auch deshalb leider die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient haben. Im Folgenden wollen wir einige von ihnen näher kennenlernen, denn sie gehören mit Sicherheit auf den Merkzettel für den nächsten Wetteinsatz.

Danedream
Verabschiedung von Danedream am 12.01.2013 in Köln.

Louis

Aus dem Münchener Stall von Jutta Mayer kommt der fünfjährige Schimmelwallach Louis, im Besitz von Andrea Diana Mayer und aus der Zucht des Gestüts Etzean. Der Jukebox Jury-Sohn war in seiner Karriere erst 17 Mal am Ablauf und verdiente bis heute bereits 88000 Euro. Bis jetzt war er noch nie in Deutschland am Start, sondern ist nur in Frankreich eingesetzt worden. In diesem Jahr erreichte er sein bisher höchstes GAG von 77,5 kg. Er konnte zwar noch keinen Volltreffer landen, war dafür aber zweimal in Rennen der Kategorie B, was ungefähr einem deutschen Ausgleich 1 entsprechen würde, platziert. Im Jahr 2018 gewann Louis drei seiner acht Starts und war dabei noch dreimal platziert. Das Besondere dabei ist, dass er seine Rennen auf erstklassigen und prestigeträchtigen Bahnen wie Logchamp oder auch Compiegne gewinnen konnte. Der sympathische, auffällige Schimmel ist vor allem durch seine konstanten Leistungen definitiv ein Pferd, dessen Namen man nicht vergessen sollte, wenn man einmal durch die Starterlisten der großen französischen Rennbahnen blättert.

Lijian

Im Training bei Jens Hirschberger ist der nächste heimliche Star, nämlich der ebenfalls fünfjährige Soldier Hollow-Sohn Lijian. Der Wallach steht im Besitz von Frau Celina Lopez und kommt sogar auf ein Top-Jahres-GAG von 83 kg. Bei gerade mal 15 Starts kommt Lijian auf eine Gewinnsumme von 60160 Euro, dabei war er bis jetzt viermal siegreich. Erst seit diesem Jahr kommt er vermehrt in Frankreich an den Ablauf und zeigte dabei sehr gute Leistungen bei einem vierten Platz in Longchamp in einem Rennen der Kategorie B und danach mit einem zweiten Platz in Deauville in einem Rennen der Kategorie C. Seine bisher wohl beste Saison hatte Lijian 2018, als er in Deutschland drei Rennen gewann und dabei zweimal im Ausgleich 2 und einmal im Ausgleich 1 platziert war. Ende 2018 gewann er sogar ein Rennen der Kategorie A im französischen Le Croise Laroche. Zwar konnte er in diesem Jahr noch nicht keinen Sieg feiern, man sollte ihn sich aber merken: Der nächste Start könnte bereits ein Volltreffer sein.

Lijian
Lijian siegt unter Miguel Lopez am 01.05.2018 in Hannover.

Empire Hurricane

Der Oldie unter den Pferden, die regelmäßig nach Frankreich reisen: Der mittlerweile neunjährige Wallach Empire Hurricane steht im Training bei Dr. Andreas Bolte in Lengerich. Der Hurricane Run-Sohn wurde von Hannes K. Gutschow gezogen und ist heute im Besitz von Dr. Hubertus Diers u.a., er kommt sogar auf ein Top-Jahres-GAG von 89 kg, allerdings steht er in diesem Jahr bislang bei 71 kg. Bis auf einen Start in Hamburg, während des Derby Meetings, reist der Wallach in diesem Jahr ausschließlich nach Frankreich.

Er kommt in seiner Karriere bislang auf eine Gesamtgewinnsumme von 164810 Euro, alleine 29215 Euro galoppierte er davon in diesem Jahr ein. Er gewann sogar ein Rennen der Kategorie E im französischen Mekka des Galoppsports Chantilly. Das Besondere an Empire Hurricane ist, dass er in fast jedem Rennen, das er bestreitet, platziert ist. Bei 55 Starts kommt er 4 Siege und fantastische 27 Platzierungen. Alleine für diese Leistung lohnt sich der ein oder andere Euro, wenn man Empire Hurricane in Frankreich am Start sieht.

Empire Hurricane
Empire Hurricane siegt unter Andre Best am 13.10.2013 in Köln.

Man sieht anhand dieser Beispiele also, dass es ebenso deutsche Pferde gibt, die vor allem in Frankreich erfolgreich sind. Es fällt uns nur mehr auf, wenn die ausländischen Gäste bei uns ein großes Rennen nach dem anderen abräumen. Außerdem darf man auch nicht vergessen, dass beispielsweise das Listenrennen für Stuten am vergangenen Sonntag in Köln von Wish you Well aus dem Stall von Jean-Pierre Carvalho gewonnen wurde und die Godolphin-Stute Wishfully lediglich auf dem dritten Platz einkam. Im Preis von Europa siegte mit Aspetar zwar ein in England vorbereitetes Pferd, allerdings landeten die englischen Gäste Best Solution und Communique nur auf dem fünften bzw. achten Platz.

Alle hier aufgeführten Pferde gehen vornehmlich in Frankreich an den Start. Das liegt natürlich einzig an der Entfernung, da eine Reise nach England teurer und aufwendiger ist. Allerdings zeigen Klassepferde, wie der Brümmerhofer Waldpfad, dass sich die deutschen Pferde vor der internationalen Konkurrenz nicht verstecken müssen. Der von Dominik Moser trainierte Sharmadal-Sohn gewann sogar ein Gruppe 3-Rennen im englischen Newbury gegen die Sprintelite in Europa und wurde anschließend in Haydock Park auf Gruppe 1-Ebene sogar Dritter.

Waldpfad
Waldpfad siegt unter Wladimir Panov im Sparkasse Holstein Cup am 03.07.2019 in Hamburg.

Auch der dreijährige Ashrun, im Training bei Andreas Wöhler, gewann in diesem Sommer ein Gruppe 3-Rennen in der französischen Normandie.

Natürlich sind Louis, Lijian und Empire Hurricane nicht die einzigen Pferde, die in Deutschland trainiert werden, aber häufig in Frankreich erfolgreich sind. Das sollte man neben dem ganzen Trubel um Aspetar oder Ghaiyyath, der den Großen Preis von Baden gewinnen konnte, nicht vergessen. Mit den beiden haben wir mit Sicherheit Pferde gesehen, die nicht zur zweiten oder dritten Garde ihrer englischen Trainer gehören, sondern die Elite, von der man auch in Zukunft noch sprechen wird.

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