Jedes Jahr (seit vielen Jahren überhaupt) wird die Diskussion über den Verkauf von deutschen Pferden ins Ausland angestoßen. Findet ein Ausverkauf an deutschen Pferden statt? Und warum machen die das? Häufig stößt die Entscheidung von Besitzern auf Unverständnis. Wieso verkauft man ins Ausland? Das ist ja schlecht für die deutsche Zucht, etc. Aber häufig stellen nur Leute die Frage, die selbst gar keine Rennpferde besitzen. Und sie verstehen nicht, dass auch ein Besitzer ein bisschen wirtschaftlich denken muss. Vor allem auch, um die Zuchtvielfalt zu erhalten. Wenn man zehn Stuten mit derselben Abstammung hat, dann müssen die nicht alle im selben Gestüt stehen. Sonst verkleinert man ja seinen eigenen Zuchtpool. Irgendwann ist ein Limit erreicht (Platz, Geld, etc.) und man muss sich trennen.
Auch mit Hengsten sieht das nicht anders aus. Nicht jeder Hengst kann und muss in Deutschland Deckhengst werden. Warum soll man ihn halt auch in Deutschland aufstellen, wo er vielleicht fünf Stuten deckt und ansonsten das ganze Jahr versauert, wo er im Ausland guten Zulauf bekäme? Es wäre doch irgendwie unschön, wenn er gar keine Chance hätte. Besser im Ausland, als in Deutschland, ohne dass ihn jemand bucht, würde ich mal so sagen. Auch ich bin natürlich neugierig, warum dann wirklich gute Pferde ins Ausland gehen, die doch sicher auch für Deutschland interessant wären. So habe ich natürlich gefragt. Tja und ich bekam auch prompt die Bestätigung für die Theorie. “Zu schade für Deutschland – hier interessiert sich keiner für das Pferd.” So gehen eben auch die Deckhengste ihren Weg ins Ausland.
Und es ist ja nun mal so: Der Besitzer bestimmt, was mit dem Pferd gemacht wird. Hat er gar keine Ambitionen zu züchten, dann schaut er, wie er das Pferd gewinnbringend veräußern kann, um seine nächsten Ausgaben ein bisschen zu decken. Habe ich also ein super Pferd, aber gar kein Gestüt oder eine eigene Zucht – was will ich dann mit der Superstute, die ich da gezogen habe? Fürs Züchten braucht man auch eine Passion – und dazu jede Menge Geld. Will ich das nicht aufbringen, dann verkaufe ich eben auch. Man muss die Wünsche eines Pferdebesitzers oder Züchters und Besitzers eben auch respektieren. Auch als Fan. Wir sind ja hier nicht beim Wunschkonzert und der Rennsport ist dahingehend auch keine Demokratie. Wer zahlt, bestimmt die Musik. Und wenn die im Ausland spielt, dann müssen wir damit leben.
Ich verstehe natürlich, dass man seine guten Pferde in Deutschland sehen will und viele Fans darüber unglücklich sind. Aber vielleicht muss man es so sehen: Im Ausland machen sie wiederum Werbung für unsere guten deutschen Pferde und man freut sich ja schließlich auch, wenn Nachkommen unserer deutschen Hengste und Stuten im Mutterland des Rennsports oder in Frankreich gut abschneiden. “Deutsche Beteiligung” und so. Ich freue mich immer, wenn ich irgendwo einen Deutschen entdecke. Sei es in Cheltenham oder in Ascot oder im fernen Japan. Das englische Vollblut ist ein internationales Produkt und unsere Pferde können überall mitspielen. Das sollte uns doch irgendwo ein Trost sein.