Die Familie Topham betrieb seit den 1840er Jahren eine der berühmtesten Rennbahnen der Welt. Die Grand National Bahn in Liverpool: Aintree. Mirabel Dorothy Hillier wurde am 14. August 1891 in London geboren und trat mit ihrer Schwester gemeinsam als Gauklerin auf. Als Hope Hillier spielte sie in Theaterstücken, Komödien und Pantomimen im Londoner West End sowie in Tourneeproduktionen. Während ihrer Tournee in “The Cinema Star” am Royal Court Theatre, Liverpool, lernte sie Arthur Topham kennen, den sie später heiratete. Ab 1937 lebten Mirabel und Arthur Topham in der Paddock Lodge auf dem Gelände der Pferderennbahn von Aintree. Arthur Topham war für das Geschäftsleben nicht geeignet. Doch Mirabel liebte Aintree und führte die Rennbahn in die Neuzeit.
In einem Buch über Mrs. Topham, die Königin von Aintree, heißt es: „Sie war die Stärkere von beiden. Sie war es, die das durchzog.“ Mirabel trat in den Vorstand der Topham Ltd. ein und wurde 1935 Direktorin und 1938 bis 1973 Vorsitzende und Geschäftsführerin. Topham hatte es als Frau jedoch nicht leicht in dieser von Männern dominierten Welt. Doch sie war es, die sich ihren Weg und den ihrer Bahn durch den Zweiten Weltkrieg erkämpfte, sie setzte alles ein, was sie hatte, um Aintree zu erhalten. 1940 wurde die Rennbahn zwar vom Militär genutzt, doch das Grand National 1940 wurde abgehalten. Etwas, das vorher undenkbar war. Vorgesehene Bauarbeiten, die den Rennbetrieb erschwert hätten, wurden nicht durchgeführt. Nach Kriegsende beschaffte Mirabel jedoch Genehmigungen, Material und Arbeiter, um die Schäden an den Tribünen und der Rennbahn zu beheben, so dass das Grand National 1946 wieder aufgenommen werden konnte.
Unter ihrem Vorsitz wurde die Aintree-Rennbahn 1949 von Hugh Molyneux, Earl Sefton, für 275.000 Pfund erworben und ging in den endgültigen Besitz von Topham Ltd. über. Doch Mirabel machte sich auch über weitere Möglichkeiten, das Einkommen der Bahn zu steigern, schlau und schuf eine Kampagne, bei der die Buchmacher für Informationen über die Rennbahn zahlen mussten. Daraus entstand der Racecourse Amenities Fund, der Gelder von allen Buchmachern an die Rennbahnen verteilt. Ab den späten 1950er Jahren gingen die Zuschauerzahlen bei Pferderennen zurück. Eine neue Attraktion waren die Autorennen, die auf einer 3 Meilen langen Grand-Prix-Strecke innerhalb der Rennbahn von Aintree ausgetragen wurden. Diese Entwicklungen reichten nicht aus, um die finanzielle Stabilität von Aintree zu gewährleisten. Der Rennkalender ging in den 1950er und 60er Jahren zurück, so dass er Anfang der 1970er Jahre nur noch aus einem einzigen dreitägigen Meeting pro Jahr bestand, zu dem auch das Grand National gehörte.
1960 traf sie die Entscheidung, den „Jump Sunday“ abzuschaffen, eine traditionelle Veranstaltung, bei der bis zu 100.000 Zuschauer die Grand-National-Rennbahn vor den Rennen besichtigen konnten. Dies geschah auf Anraten der Polizei, nachdem Briefe eingegangen waren, in denen mit einer Beschädigung der Hindernisse gedroht wurde – man nahm es ihr jedoch sehr, sehr übel, dass sie dies verbot. Heute undenkbar. Auch die nächste Entscheidung, die Mirabel gegen Ende ihres Kapitels im Leben des Grand Nationals treffen sollte, wurde von der Rennsportgemeinde sehr negativ aufgefasst, als sie versuchte, die Rennbahn als “Development”-Fläche zu verkaufen, doch das Gericht verbot eine Bebauung der Rennbahn, auch, weil Lord Sefton eine restriktive Klausel in den Kaufvertrag eingebaut hatte, dass Aintree nur für Pferderennen zu seinen Lebzeiten genutzt werden durfte. Doch es ging Aintree so schlecht, dass man 1966 dachte: Nun ist Schluss.
Die Rennbahn hatte noch dunkle Tage vor sich. Die Zeit zwischen Mitte der 1970er und Anfang der 80er Jahre war nicht gerade golden, und das Aus lauerte hinter jeder Ecke. Viele schreiben das heute Mirabel Topham zu. Doch ohne sie wäre das Grand National schon weit früher am Ende gewesen, wie an diesem besagten Tag 1966, als man wirklich dachte, es wäre Schluss. Ohne Mirabel wäre die Bahn nach dem Krieg nicht einmal wieder aufgebaut worden.