Champion des Jahrhunderts: Kandidat 2 – Königsstuhl

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Wenn man alte Pferdebücher aufschlägt, wird der Galopprennsport noch nicht so stiefmütterlich behandelt wie heute – aber er nimmt eben auch nicht so einen großen Raum ein. Ein Name allerdings durfte schon damals in keinem Pferdebuch fehlen: Königsstuhl. Kein Wunder – niemals gab es ein Pferd, das die dreifache Krone in Deutschland errang. Das schaffte eben nur einer, nämlich besagter Königsstuhl. Das Pferd begeisterte die Massen. Wenn er lief, kamen sie alle. Nicht nur, weil er so ein unerhört gutes Pferd war, auch seine Rivalität mit Nebos war legendär. Ein Duell, das damals ganz Deutschland verfolgte. Die Rennbahnen waren voller Menschen – eine goldene Zeit für den Rennsport im Land. In dieser Zeit erblickte Königsstuhl das Licht der Welt und er sorgte definitiv dafür, dass noch mehr Menschen dem Virus Vollblut verfielen. Aber von vorn.

Königsstuhl, geboren im Gestüt Zoppenbroich, bekam von seinem Züchter, Walter Bresges Junior den Spitznamen: “Der lange Lulatsch mit dem großen Kopp”. Schön war Königsstuhl klassisch wohl nicht. Aber schnell war er. Das zeigte sich nicht unbedingt zweijährig, Trainer Sven von Mitzlaff, der Aristokrat unter den Trainern, mochte Zweijährigenrennen nicht besonders und Königsstuhl lief nur zweimal als Zweijähriger – gewann dabei aber immerhin einmal. Bei seinem ersten Auftritt gelang Königsstuhl nicht viel, zwei Siege folgten, dann schon das Henckel-Rennen in leichter Manier (heute die 2000 Guineas und damit das erste Rennen der deutschen Triple Crown), bevor er dann in die Union ging. Dort zeigte sich dann das Duell, das die Saison bestimmen sollte: Nebos gegen Königsstuhl. Beide Pferde galoppierten Seite an Seite ins Ziel, die Zielrichter riefen Königsstuhl als Sieger aus. Das Publikum protestierte, sie hatten eindeutig Nebos vorn gesehen und so was es auch. Man musste rückwirkend Nebos zum Sieger machen und Königsstuhl war damit nicht mehr der Sieger in der Union.

Alles wartete gespannt auf die Revanche im Derby. Denn niemand hatte Zweifel daran, dass 1979 nur zwei Pferde für den Sieg in Frage kamen: Nebos und Königsstuhl. Königsstuhl wurde von Peter Alafi geritten, Nebos von Lutz Mäder, beide kannten ihre Pferde in und auswendig. Und beide fürchteten sie den Speed des jeweiligen anderen. Nebos hatte einen uneinholbaren Endspeed, Königsstuhl konnte stehen. Alafi sagte später: “Ich wusste, dass Nebos jetzt kommt (…) den darfst du nicht vorbeilassen”. Vierhundert Meter vor dem Ziel hat Königsstuhl bereits seinen Vorsprung rausgeholt, doch Nebos tritt nun erst richtig an und jagt ihm hinterher. Hundert Meter vor dem Ziel zieht er mit Königsstuhl gleich, doch Alafi reitet härter und besiegt an dem Tag Lutz Mäder und Nebos, als Revanche für die Union. Die Bild titelte später: “Königsstuhl riss alle von den Sitzen”. 

Beim nächsten Duell war es wieder Königsstuhl, der die Nase vorn hatte, doch das wichtigste Rennen in diesem Jahr war für Königsstuhl nicht der Arc, wie für Nebos, sondern das St. Leger in Dortmund. Denn dort galoppierte er für ewig in die Geschichtsbücher ein – als einziger Sieger der Triple Crown, die Fans hatten ihn auf 13 zu 10 runtergewettet und er wurde dieser Ewartung nur allzu gerecht. Vierjährig lief für Königsstuhl nicht alles rund, aber fünfjährig konnte er in Italien erneut einen Treffer auf höchstem Level verbuchen, als er den Gran Premio del Jockey Club Italiano gewann. Anschließend warteten seine Aufgaben im Gestüt auf ihn. Und Königsstuhl sorgte dafür, dass er in Deutschland niemals vergessen werden würde. Er prägte die deutsche Vollblutzucht maßgeblich, errang das Championat 1988, 1994 und 1996. Auch Galopper des Jahres wurde er 1979 für seine einmalige Leistung der einzige Triple Crown Sieger zu sein, den es in Deutschland vermutlich jemals geben wird … 

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