Das eine Pferd, das Du nicht leiden kannst

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Liebe Besitzer, ich verrate euch heute mal eine furchtbare Wahrheit. Die Arbeitsreiter mögen nicht jedes Pferd. Das macht auch gar nichts, man muss ja nicht jeden mögen. Euer Pferd mag auch nicht jeden Arbeitsreiter und ihr mögt auch nicht all eure Mitmenschen und merken wird euer Pferd davon auch überhaupt nichts, weil es trotzdem gemäß seines Rennpferdedaseins behandelt, gefüttert und gehätschelt wird. Es bleibt aber trotzdem nicht aus, dass ein Reiter vielleicht euer Pferd nicht mag. Während das manchen egal ist, wären andere schockiert und empört, ganz wie Eltern, die es unfassbar finden, dass alle Welt ihr Kind nicht lieben könnte. So hart das klingt, manche Pferde sind halt nicht zwingend nett. Die einen machen richtig Terror, andere wiederum haben eine Abneigung gegen uns oder wir gegen sie – das ist aber okay.
Die Arbeitsreiter sind Profis. Aber eben auch Menschen. Die lehnen natürlich keine Pferde ab (kann man auch gar nicht). Doch manch einer stöhnt schon mal auf, wenn er den Namen eures Pferdes auf der Lottafel liest. „Nicht der schon wieder.“ Warum? Och, letztes Mal hat der einen lustigen Ausflug in die Blüsen gemacht. Mit Reiter obendrauf – aus Gründen, die nur der Hengst selbst verstand. Passiert. Wird weggelächelt oder mit einem kräftigen „Kurwa“ kommentiert. Falls das Pferd sich was dabei tut, wird es verarztet und ihr informiert, falls nicht – nicht.
Manche Besitzer sind „Self-Aware“. So klopfte mir doch mal ein Besitzer auf die Schulter, als ich damit fertig war, mit seinem Pferd zu kämpfen und lachte gutmütig: „Kannst es ruhig sagen, das ist ein Aas. Ich würde den nicht reiten.“ Andere sind eben auch nur stinknormale Pferdebesitzer und sind der absoluten Meinung, die weltliebste Prinzessin zu besitzen. Denen darf man also nicht sagen, dass ihr Pferd ein verschlagenes Biest ist, das außer Rennen vor allem Blödsinn im Kopf hat und liebend gern um sich tritt oder beißt. Kommt halt auch oft darauf an, wie die mal erzogen wurden, bevor es in den Rennstall ging. Manche Besitzer haben dafür eigenes Personal, andere kaufen das Pferd und lassen andere machen. Und Rennpferdebesitzer haben auch tatsächlich nur den Job das Pferd zu besitzen – nicht viel mehr. Daher sind sie jetzt auch erstmal nicht schuld, wenn sie sich so einen richtigen Stinkstiefel gekauft haben – schnell laufen muss der, sonst gar nix.
Und: Was des einen Leid ist, ist des anderen Freud, liebe Besitzer. Nur weil Reiter A euer Pferd nicht mag, gilt das natürlich nicht für Reiter B. Reiter B liebt euer Pferd heiß und innig und hat da mega Spaß mit den spontanen Kapriolen. Ist ja nicht jeder Reiter gleich – so wie nicht jedes Pferd gleich ist. Während ich also Pferd A gehasst habe und alles dafür gegeben hätte, sie nicht mehr als tägliches Lot zu haben, tanzte Reiter Numero 2 an und schwatzte sie mir beim Trainer ab. Habe sie mit Kusshand abgegeben und dafür eins seiner Pferde genommen, dass er nicht sonderlich mochte. Jaja, wir mauscheln sogar. Damit jeder Topf seinen Deckel findet und jedes Pferd bestmöglich geritten wird. Naja und manchmal müssen wir halt in den sauren Apfel reiten und an unseren Aufgaben wachsen. Aber innerlich … innerlich sitzen wir schon mal ungefähr so auf dem Pferd:
„Was guckst du denn schon wieder da hinten? Da ist doch gar nix. Ja genau, hau dir bloß den Kopf an den Rails vor lauter Glotzen, obwohl ich schon versuche, dich wegzudrücken. Toll! Echt! Ich glaube, ich geh zur Müllabfuhr, dann seh ich dich nie wieder. War das da gerade dein Huf, der in meine Richtung geflogen ist? Du blöde Frikadelle!“
Viel lustiger wird es aber, wenn aus minus mal minus plus wird. Wenn die Arbeitsreiter ihre Meinung wechseln. Da wird dann aus dem Aas plötzlich ein Liebchen. Und wenn ihr dann wieder fragt: „Ach, ist der nicht toll?“ Dann sagt der Arbeitsreiter plötzlich: „Ja doch, stimmt schon.“

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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