Das Rennpferd und der Freizeitreiter

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… passen nur in seltenen Fällen zusammen. Das ist eine Tatsache, der man sich einfach nicht mehr verschließen darf. Zu oft habe ich alte „Kollegen“ gesehen, die ganz erbärmlich aussehen. Es ist unheimlich. Die Leute möchten ein Pferd retten (grundsätzlich sehen die „Retterpferde“ sehr gerne so aus). Dann wird besagtes Pferd von 100 auf 0 Arbeit runtergefahren, anschließend wird sich beschwert: Guck, was die im Rennstall aus dem Pferd gemacht haben! Dabei war der Retter es selber. Es ist also kein Wunder, dass manch ein Rennsportler sehr empfindlich auf Freizeitreiter zu sprechen ist, wenn er sich seine Schützlinge im vorher/nachher Vergleich ansieht.
Viele machen das, was sie tun, aus Unwissen. Das ist traurig, denn heutzutage gibt es Dinge, die nennen sich: Das Internet, Bücher, Telefone, mit denen man Menschen anrufen kann – oder Reitunterricht. Die meisten gab es früher übrigens auch schon. Scheinbar haben Leute die sogar benutzt, oder die Leute haben sich einfach fernab von mir Galopper und Traber gekauft, denn die beiden, die ich als Teeny im Stall gekannt habe, die sahen top aus – eine war sogar ein wirklich gutes Reitschulpferd, mit dem vor allem die Damen ihr Reitabzeichen gemacht haben (Dressur und Springen).
Nun denn… man fragt also nicht. Man geht einfach davon aus, dass das arme Hascherl ein ganz schweres Leben hatte, will gar nicht wissen, wie so ein Rennpferd trainiert wird und dann wundert man sich, wenn das „arme“ Tier spontan davonschießt, weil sich der Reiter schwer macht und außerdem noch auf den Rücken, der keine Reitpferdemuskeln besitzt, einen zentnerschweren Westernsattel gehievt hat. Da heißt es dann: Der Traber/Galopper ist bescheuert. Oder voll traumatisiert. Das ist einfach gruselig. Und ich möchte Freizeitreiter für dieses Verhalten schütteln. Ist es denn so schwer sich mal zu informieren? Google bedienen? Trainer fragen? Man ist doch eh da, wenn man das Pferd abholt. Jaja, es ist ein Pferd. Aber eins, das nun mal nicht in derselben Reitweise ausgebildet wurde wie die Pferde, die man sonst so hat. Der Traber wurde gar nur gefahren. Da kann man doch nicht einfach einen Sattel draufwerfen und reiten wie einem der Schnabel gewachsen ist.
Jeder Englischreiter versteht, dass er einem Westernpferd nicht dieselben Hilfen geben kann wie einem englisch gerittenen Pferd. Umgekehrt dasselbe Spiel. Warum wird das bei Trabern und Galoppern nicht akzeptiert? Weil die gerettet wurden und dann gefälligst dankbar sein sollen? Noch viel schlimmer wird es, wenn die Leute das gar nicht hören wollen: „Hey Leute, mein Traber will nicht galoppieren, bestimmt wurde er verprügelt, was kann ich machen?“ – Diese Person erwartet keine Tipps von aktiven Traberleuten. Die erwartet eigentlich nur: „Ohhhh, wie gut, dass du ihn aus der Hölle befreit hast, wenn du ihn nur genug liebst, wird er galoppieren.“
„Hilfe, mein Galopper ist nach zwei Wochen total wütend, dabei reite ich ihn jeden Tag ein bisschen Schritt und mache Bodenarbeit. Er kann ja noch gar nicht viel machen, weil er ja vorher nur im Rennstall war. Ich habe ihn dann vor dem Schlachter gerettet.“ – Alle Versuche dieser Person zu erklären, dass so ein Galopper etwas mehr braucht – fruchtlos. Auch die möchte nur gelobt werden.
Vielleicht ist es auch das Problem, dass die Rennpferde so günstig sind. Viel teurer kann man sie auch nicht machen – denn dann kauft sie gar keiner – kann sich auch wieder kein Züchter leisten. Aber man muss sie halt auch nicht für 500 Euro veschleudern, wenn sie gesund sind. Das zieht ja doch nur die falschen Leute an. Lieber teurer ansetzen und mit dem Preis runtergehen, wenn man beim Probereiten merkt: Da kommt jemand mit Erfahrung, der das Pferd aller Voraussicht nach anständig reiten wird. Zum Glück sieht man nämlich ganz schnell, wer mit so einem Rennpferd klarkommt und wer nicht.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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