Das Vollblut ist ein internationales Produkt

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Lange Gesichter in Baden-Baden – man hat uns das Gruppe I-Rennen weggenommen. Grundsätzlich sieht man das gar nicht gern und wir Deutschen können uns dann nur schlecht freuen, wenn da nicht ein Wunderpferd antanzt, wo die Freude, es überhaupt zu sehen, die Tatsache aufwiegt, dass man gerade sein Gruppe-Rennen ins Ausland abgegeben hat, wie z.B. bei Overdose.
Missmut ist angesagt. Und natürlich ein bisschen Pferdebashing – unsere Zucht taugt ja schon wieder nichts, blablabla. Kann keiner mehr hören, nervt wahnsinnig und manchmal passiert das halt, dass einem ein ausländisches Pferd ein Rennen wegnimmt. So wie es manchmal passiert, dass wir nach England schippern und den Engländern was wegnehmen. Das ist normal.
Denn das Vollblut ist eine internationale Rasse und will man ganz doll kritteln, dann ist das Vollblut vor allem eine Rasse die in England generiert wurde. Wie viele Pferde die in Deutschland laufen, haben überhaupt keine deutschen Ahnen? Was ist daran überhaupt deutsch, wenn die eh auf drei Gründerväter zurückgehen? Aha … merkste selbst, ne? Das Vollblut ist eine komplett internationale Sache und es definiert sich über seine Länderkennung und seinen Trainingsstandort – nicht aber über sein tatsächliches „Blut“. Geht man nur weit genug zurück ist es eh englisch.
Warum schnappen böse böse Trainer aus dem Ausland unsere Rennen weg? Weil sie es können. Machen wir ja auch gerne in Italien. Ja, die müssen manchmal nicht mit ihrer ersten Garde antanzen. Aber wie oft laufen im Schnitt auch Pferde aus dem Ausland mit und holen sich keinen Blumentopf? Aha. Oft genug. Und wieso auch nicht? Warum geht man ins Ausland in das schwächere Gruppe I Rennen? Für Werbung und hübsche Statistiken im Pedigree für die anschließende Vermarktung des Pferdes. Machen wir – kann mich nicht oft genug wiederholen – in Italien. Feuerblitz war nur in Italien Gruppe Sieger. Night of Magic ebenfalls. Alles Pferde, die wir hier dennoch sehr geschätzt haben. Warum also da so einen Affentanz wegen Best Solution machen? Ja, der hat in seiner Heimat auch nicht Gruppe I gewonnen. So wie Feuerblitz und Night of Magic (um nur einige wenige zu nennen … wie hieß noch mal der vom Rohne? Estejo, oder?). Und das ist völlig okay.
So läuft das eben manchmal. Schlecht ist Best Solution nicht und unsere Zucht dadurch jetzt auch nicht direkt. Es ist nun mal ja auch einfach tagesformabhängig und manchmal mag das Glück auch bei jemand anderem sein. „Wir“ können nicht immer gewinnen. Dadurch geht aber weder das rennsportliche Abendland unter, noch passiert sonst etwas, außer, dass der Markt eventuell durch einen neuen Deckhengst bereichert wird. Denn das ist doch das Tolle am Vollblut. Da ist ein neuer Deckhengst, der zu meiner Stute passt? Ja super, dann nutzen wir den doch. Das ist das Schöne an einer so internationalen Pferderasse, man kann einfach hingehen und sich den Deckhengst buchen, den man haben (und zahlen) will und dann wird hingeschippert. Und England/Deutschland – das ist ja nun schon seit Langem keine Distanz mehr, die irgendwen abschreckt. Ergo profitieren wir immer von einem guten Pferd.
Jeder, der Vollblüter züchtet, profitiert am Ende davon. Neues Blut, neuer Wind, vielleicht eine perfekte Übereinstimmung zum Pedigree der eigenen Stute. So what? Was gibt es da also zu jammern? Aber keine Sorge, nächstes Jahr gewinnt bestimmt wieder ein gutes DEUTSCHES Pferd. Das scheint ja vielen so wahnsinnig wichtig zu sein.

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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