Das Vollblut und die Mode

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Mode ist so ein Problem – und damit meine ich nicht die Damen mit Hut, oder irgendwelche Klamöttchen, die man bei den Rennbahngängern entdeckt – nein, ich meine die Mode, der das Vollblut unterliegt. Mode ist ein Grund, sehr viel Geld für ein Pferd zu verlangen (und zu bekommen), Mode ist aber auch ein Grund, solche Pferde gar nicht zu kaufen. Nichts ist derzeit mehr aus der Mode als Flieger und Hindernispferde. Flieger – weil … weil. Und Hindernispferde, weil die Deutschen immer noch dem Irrglauben nachhängen, dass das Pferd, wenns auf der Flachen nichts taugt, ja immer noch Hindernispferd werden kann. Da lachen die Engländer dann gerne auch mal zurecht, auch wenn da genug von der Flachen kommen – nur waren die da schon nicht untalentiert.
Außerdem sind Hindernisrennen unsexy, werden kaum noch ausgeschrieben und wenn doch, dann muss man immer beten ob alles gut geht, oder der Sport schon wieder Negativschlagzeilen abbekommt, die dem angeknacksten Image eh schon wehtun. Das geht dann natürlich nicht. Waren das noch Zeiten, als man früher wenigstens Listenrennen für die Hindernispferde hatte. Ja, ich hab noch das alte badische Jagdrennen während der großen Woche gesehen. Hinfort ist es. So wie die meisten Hindernisrennen.
Was ist denn nun das Problem mit Fliegern? Man muss natürlich dauernd ins Ausland juckeln, weil wir hier kaum Fliegerrennen haben die sich lohnen. Und im Ausland wird es gleich dreimal so schwer, denn die züchten durchaus noch tolle Flieger. Kann man sich dann überhaupt mit denen Messen? Bevor man das überhaupt versucht, lässt man es lieber ganz und seltene Pferde wie Amico Fritz, die als Flieger die Deckhengstmarke erreichen, werden in den Osten vertickert, weil sie hier keiner will. Dabei war der auch noch hart! Niemand möchte Flieger haben. Was ist noch mal aus der Maxime geworden, dass man auch ein bisschen Pfiff und Speed im Pedigree haben will? Aaaach … huch. Haben wir vergessen.
Auch Meiler sind unsexy, Pferde wie Getaway oder Abbashiva finden später als Deckhengst hier schon mal gar keinen Anklang. Sind doch nur Meiler. Witzigerweise sind sowohl die Flieger als auch die Meiler Hengste die, die stets über einen langen Zeitraum geprüft werden (weil man keinen weiteren Job für sie findet) und die dann auch noch Härte beweisen. Eigentlich alles was das Herz will. Aber Härte ist auch schon wieder nicht so in Mode. Dafür Frühreife. Und was hat man dann davon? Einen Zweijährigen, der die 2000 Meter kann, aber Dreijährig schon kaputt ist. Von den Extremstehern brauchen wir gar nicht erst anfangen – die sind auch so unmodisch.
Aber man kann doch nicht alle Pferde für die Derbydistanz züchten? Zumal jedes Jahr nur ein Pferd das Derby gewinnen kann. Allein schon wirtschaftlich gesehen wäre es ja sinnig, sich in diese „Schmuddelecken“ zu begeben – hier hat man wenig Konkurrenz. Aber ist einfach zu unsexy.
Abstammung ist genauso ein Ding. Ich kann mich an Jahre erinnern, da hatte man den halben Stall voller Tiger Hill Nachkommen. Jetzt braucht’s Glück, dass eine Tiger Hill Stute mit Eigenleistung auf der Auktion für über 1000€ weggeht. Heute Top, morgen Flop. Wird halt immer dann gewechselt, wenn ein Pferd besonders heraussticht und man den Hengst in Deutschland haben kann (wackelt natürlich jetzt nicht jeder zu Galileo, nur weil das eben immer geht – kann ja keiner bezahlen). Entsprechend werden dann diverse Stuten losgeschickt und nach der neuen Mode gedeckt. Natürlich von Hengsten, die über die klassische Distanz erfolgreich waren. Nicht, dass da nachher Flieger rauskommen. Das will natürlich keiner – oh nein.

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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