Pferde lieben das Lava-Spiel, was wir schon als Kinder gespielt haben, um auf Mutterns guten Möbeln herumzuturnen. Pferde turnen mehr auf unseren Nerven herum, mit möglichst viel Mühe und Geschick, denn man muss einfach darauf aufmerksam machen, dass der Gullideckel einen gleich anspringt und der Sonnenstrahl bald zubeißt.
Heißt es nicht immer, dass Rennpferde ja so cool sind und ALLES mitmachen? Ja, übrigens auch das Lava-Spiel. Nicht alle. Aber einige. Und für den Arbeitsreiter ist das mehr als nur ungünstig, denn Rennpferde schmeißen am liebsten den Anker, wenn sie nicht hüpfen wollen (oder können). Mit kurzen Bügeln liegt man dann schon mal in einer Hecke. Oder einem Zelt, der gerade im Aufbau befindlichen Equitana Open Air.
Schatten sind nicht so ihr Ding. Sieht man ja auch an prominenten Beispielen wie Dayjur, der seinen Breeders Cup Sprint verlor, weil er sich von einem Schatten irritieren ließ. Zur Ehrenrettung der Rennpferde sei gesagt: Die spielen nicht ständig das Lavaspiel. Aber immer mal wieder. Es ist drei Tage alles cool und am vierten Tag wird ein Theater am Übergang abgezogen, das Shakespeare applaudieren lassen würde.
In der Halle kann das auch viel Nerven kosten. Da ist zum Beispiel ein bisschen neuer Hallensand dazugekippt worden, der sich farblich leider vom Restsand unterscheidet. Plötzlich rasten mindestens zehn Pferde aus: Dieser helle Hallensand passt überhaupt nicht in der Farbskala und beleidigt ihre ästhetischen Ansichten zum Thema Halle enorm. Draußen wackeln die Tannen und alles bleibt cool. Ein ganzes Lot zweijähriger Stuten. Selbst, wenn ein Baum gegen das Hallendach kratzt. Aber nicht, wenn der Hallensand drei Nuancen hellen oder dunkler ist.
Dann gibt es natürlich noch die Sprinkleranlage, die den Hallenboden oder die Bahn mit kreativem Muster versieht. Das passt Pferden auch überhaupt nicht. Ein Teil ist hell, ein Teil ist dunkel und dann sind da noch Pfützen? Die Hälfte der Pferde dreht ihre Runden jedenfalls mittlerweile auf der Bande statt auf dem Hufschlag. Schließlich ist so ein Pferd grundsätzlich aus Zucker und schmilzt in diesen garantiert säurehaltigen Pfützen einfach so vor sich hin.
Auch auf der Bahn ist das problematisch. Sand kann ja hier noch nass sein und da hinten trockener. Gibt unterschiedliche Farben. Großes Geheule. Man lobt sich plötzlich die Bodenblender. Die das Pferd natürlich sonst NIE braucht. Immer nur so ein zwei Tage, dann wird das vergessen, bis sie wieder ein neues Spiel aufrufen.
Ist es kein neuer Sand, oder die Sprinkleranlage, kann aber auch die Sonne böse werden, denn so ein Sonnenstrahl, oder gar ein Schatten … da weiß man ja, was man bekommt. Krätze, Herpes und Ausschlag. Und ein Bein fault auch mindestens ab. Bei Sonnenstrahlen und Schatten greifen dann übrigens auch gerne Pferde von der Flachen zum Sprung nach vorn. Hauptsache, dieser Teil des Bodens wird nicht berührt. Falls doch ist hinwerfen, buckeln und heulen legitim. Am besten nacheinander.
Und reden wir gar nicht erst von schlechtem Wetter. Schnee und Wasser auf der Sandbahn? Dann ist der Fußboden erst Recht Lava. Und außerdem will das Rennpferd von Welt weder kalte noch nasse Füße haben. Dafür aber mal dem Reiter den neuen Untergrund näherbringend. Nicht umsonst gibt es im Herbst/Winter mehr lose Pferde. Die wollen und verlangen aber auch unmögliche Sachen von ihren Pferden. Dass die durch eine Pfütze gehen und so. Wo kommen wir denn da hin?