Wenn Pferdezüchter ihren Fohlen Namen geben, greifen sie häufig zu bekannten Film-Titeln oder Charakteren aus solchen Filmen.
Kaum anders dürfte es im Falle von Colonel Bond (5) gewesen sein. Den 2012 geborenen Hengst ihrer Mutterstute Miss Margaretha tauften die Herren Raymond Bonnel und Gilles Guenon auf den Namen des »Agenten 007«. Ob der heute Sechsjährige in seiner Branche tatsächlich über ähnliche Fähigkeiten verfügt wie der seit 1962 von u.a. Sean Connery, Roger Moore, Pierce Brosnan oder Daniel Craig dargestellte Superheld, kann er am Mittwoch in Lyon-Parilly unter Beweis stellen, wo er einer der 16 Kandidaten auf der dritten Etappe des Grand National du Trot ist.
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Grand National du Trot
Zuletzt in Marseille war er in der Hand von Pierre Vercruysse, der ihn auch dieses Mal dirigiert, der Einzige, der dem überlegenen Sieger der beiden Einstiegs-Etappen, Cleangame, einigermaßen zu folgen wusste. Der gleichaltrige Gegner fehlt auf diesem dritten Teilstück der »Tour de France der Traber«, wird aber durch einen seiner Stallgefährten aus dem Quartier von Meistertrainer Jean-Michel Bazire und Besitzer Jean-Michel Rancoule erstklassig vertreten. Ble du Gers (Alexandre Abrivard / 15) hat bei seinen jüngsten fünf Engagements lediglich eine Niederlage einstecken müssen und ist nach unserer Einschätzung in der Lage, dem »Colonel« 25 Meter Vorgabe zu leisten.
Sein gefährlichster Gegner geht vermutlich direkt neben ihm ins Rennen. Der wie er selbst 2011 geborene Balbir (Mickael Cormy / 16) gehört zu den Top-Pferden im mit erstklassigen Vierbeinern nicht gerade im Übermaß gesegneten Süden bzw. Südwesten Frankreichs. Seine schlechteste Platzierung in den letzten zwölf Monaten war ein sechster Platz – allerdings ausgerechnet bei einer GNT-Etappe in Saint Galmier im Oktober. Er beendet heute eine dreimonatige Wettkampfpause und könnte, ungeachtet der Tatsache, dass er gleich wieder ohne Eisen an den Start gebracht wird, gegenüber den beiden Hauptkonkurrenten konditionell noch im Nachteil sein.
Ob der Züchter von Violet (Gwenn Junod / 3) bei der Namensgebung vielleicht den Film »Die Farbe Lila« im Kopf hatte, ist nicht bekannt, sicher ist aber, dass der Hengst für die Interessen des vom münsterländischen Lüdinghausen aus operierenden Jack de Jong an den Start kommt. Der inzwischen Neunjährige hat für den einstigen Trainer und Manager (u.a. Stall November) mit allerbesten Kontakten in Frankreich mehr als eine Viertelmillion Euro zusammengetrabt, ist jetzt allerdings ein wenig »in die Jahre« gekommen. Die beiden fünften Plätze im März zeigen aber, dass er auch im »hohen Alter« durchaus noch in der Verfassung ist, mitzumischen. Er kann hier, zusammen mit der zuletzt zwei Mal unter den Erwartungen gebliebenen Cavalleria (14), die mit Nicolas Ensch aber wieder den Partner ihrer beiden Siegleistungen hinter sich weiß, ganz sicher in die Quinté+ vorlaufen.
Von den übrigen Teilnehmern geht – zumindest für den Sieg – vergleichsweise wenig Gefahr aus. Bei Al Capone Jet (Marius Coignard / 12) liegt es vor allem daran, dass der Fünfte aus dem GNT-Finale 2016 bei beiden Starts nach langer Pause nicht glatt über den Kurs kam und zudem rundum beschlagen antritt. Agora du Goutier (Anthony Barrier / 6) hat den Sieg vom 20. Februar in Vincennes an gleicher Stelle halbwegs bestätigt, vielleicht kommt sie aus dem ersten Band heraus für die Überraschung in Frage. Die darf man auch einem sich voll einsetzenden Ugo des Jacquets (Serge Peltier / 7) zutrauen, während eine Podium-Platzierung eines der verbleibenden Kandidaten die Quoten gewaltig in die Höhe treiben würde.