Fast neigt sich die Saison wieder dem Ende zu. Nahezu alle großen Rennen sind gelaufen und viele Entscheidungen sind gefallen. Einige Hoffnungsträger haben sich schon in die Herzen der Rennsportfans geschlichen und sich einen Namen gemacht. Ikonen unseres Sports hoffen auf einen ruhigen und erholsamen Winter, um im nächsten Jahr wieder, zu ihren Ehren, die Nationalhymne erklingen zu hören.
Wie in jedem Jahr wünscht man sich gegen Ende der Saison, schon den ein oder anderen künftigen Star auf einer deutschen Rennbahn gesehen zu haben. Noch viel spannender wird der Kampf um das Blaue Band oder die Stutenkrone, wenn man schon jetzt einen Favoriten hat, dessen erstem Start man entgegenfiebert.
Nach dem Sieg von Rubaiyat im Preis des Winterfavoriten scheint man so ein talentiertes Pferd bereits gesehen zu haben. Nun, nach der Krönung zum König des Winters, fehlt dem Thronfolger allerdings noch eine würdige Königin an seiner Seite. Am kommenden Sonntag ist es dann endlich soweit und die Rennsportgemeinde und ganz Iffezheim machen sich auf die Suche nach der Winterkönigin.
Direkt zum Preis der WinterköniginViele Hengste, die zweijährig den Preis des Winterfavoriten gewonnen haben, hatten große Karrieren vor sich, wie zum Beispiel der legendäre Manduro, Deckhengst Tai Chi oder der spätere Derbysieger Isfahan. Doch wie sieht das bei der Königin der Stuten aus? Ist der Preis der Winterkönigin eine ebenso große Empfehlung auf eine große Karriere?
Der Preis der Winterkönigin wird seit 1959 ausgetragen und fand bis 2003 in Mühlheim statt. Jedes Jahr im Oktober kämpfen seitdem die zweijährigen Hoffnungsträgerinnen über 1600 schnelle Meter um den Adelstitel. Im vergangenen Jahr sicherte sich Whispering Angel mit Martin Seidl im Sattel aus dem Quartier von Markus Klug die Krone, allerdings konnte die Soldier Hollow-Tochter danach nicht wieder gewinnen.
Markus Klug gewann unglaubliche viermal in Folge dieses Highlight der deutschen Turfszene. 2015 war es die Areion-Tochter Dhaba, die für ihn triumphieren konnte, 2016 gewann mit Well Spoken ebenfalls eine Soldier Hollow-Stute und 2017 wurde Rock my love zur Königin gekrönt. Alle drei Stuten wurden von Adrie de Vries zum Sieg geführt, der scheinbar ein Händchen für blaublütige Damen hat.
Ebenfalls ein Frauenversteher ist wohl Jozef Boijko. Er gewann im Jahr 2014 mit der Siyouni-Tochter Bourree für Altmeister Andreas Löwe. 2011 saß Jozef Boijko im Sattel von Monami, die für Andreas Wöhler die Thronfolge antrat. Die Sholokov-Tochter ist auch ein Beispiel für den Wert des Rennens und die deutsche Vollblutzucht, denn gerade erst sicherte sich ihre Tochter Miss Yoda einen dritten Platz in einem Gruppe 3-Rennen für zweijährige Hengste und Stuten in Newmarket.
Im Sattel der Sea the Stars-Tochter saß kein Geringer als Superstar Frankie Dettori. Außerdem war Miss Yoda, die von John Gosden trainiert wird, bis dahin ungeschlagen. Monami selbst gewann im Anschluss noch ein Gruppe 2-Rennen in Hoppegarten, im Preis der Diana wurde sie allerdings nur Achte. Im Jahr 2009 hieß die Winterkönigin Neon Light, auch hier im Sattel Jozef Boijko. Die aus dem Gestüt Wittekindshof stammende Stute wurde ebenfalls von Andreas Wöhler vorbereitet.
Eine ganze besondere Dame wurde 2010 zur Königin des Winters gekürt. Damals sicherte sich Djumama, ebenfalls unter Adrie des Vries, die Krone. Djumama wurde auch von Andreas Löwe trainiert, der mit Diamond Dove (2013) und Bourree (2014) sowie Shane (2006), auch ein echter Spezialist für dieses Rennen war. Nach dem Sieg in der Winterkönigin gewann Djumama auch das Schwarzgold Rennen auf Gruppe 3-Ebene. Sie war Siegerin im Diana Trial in Düsseldorf und spätere Zweite im Preis der Diana, dem wichtigsten deutschen Stutenrennen.
Mit Jukebox Jury brachte Djumama 2016 einen der Hoffnungsträger der deutschen Vollblutzucht hervor. Die Rede ist von Djukon, der dieses Jahr Zweiter im Deutschen St. Leger über weite 2800 Meter wurde. Der Sieger des Rennens war schließlich kein Geringerer als Ispolini, der für Godolphin immerhin bereits Gruppesieger in Meydan war. Leider wurde Djukon nach dieser starken Leistung ins Ausland verkauft, aber man sollte ihn trotzdem nicht aus den Augen verlieren, denn er scheint für Höheres berufen zu sein.
Als das Rennen um die Krone 2003 noch in Mühlheim an der Ruhr stattfand, hieß die Siegerin Night Lagoon. Im Sattel der von Andreas Schütz trainierten Lagunas-Tochter saß damals Andrasch Starke. Der Besitzer von Night Lagoon ist Dr. Christoph Berglar. Auch wenn die ehemalige Winterkönigin als Dreijährige nur noch zweimal an den Ablauf kam, ist ihr Wert für die Zucht viel höher einzuschätzen als ihre aktive Karriere. Denn Night Lagoon ist die Mutter von Ausnahmegalopper Novellist, einem Monsun-Sohn, der 2009 auf die Welt kam. Er gewann als Dreijähriger den Frühjahrspreis des Bankhauses Metzler auf Gruppe 3-Ebene in Frankfurt, anschließend das Oppenheim Union Rennen auf Gruppe 2-Ebene in Köln. Zur Überraschung aller wurde der von Andreas Wöhler vorbereitete Hengst im Derby nur Zweiter und im Großen Preis von Baden Vierter.
Allerdings war dies nur der Startschuss zu einer unglaublichen Laufbahn. Am Ende seiner Saison als Dreijähriger gewann Novellist den Gran Premio del Jockey Club, ein Gruppe 1-Rennen in Mailand. 2013 siegte er im großen Preis der Badischen Unternehmer, im Gran Prix de Saint Cloud, in den King George und Queen Elizabeth Stakes in Ascot und stellte sogar einen Bahnrekord auf. Nach seinem Erfolg im Großen Preis von Baden sollte Novellist bekanntlich im Prix de L’Arc de Triomphe starten, aber er musste leider aufgrund einer Erkrankung am Tag des Rennens abgemeldet werden. Seitdem ist Novellist als Deckhengst tätig und wohl eins der besten deutschen Rennpferde der jüngeren Vergangenheit.
An all diesen einzigartigen Pferden ist zu erkennen, was alles möglich ist nach einem Sieg im Preis der Winterkönigin. Ganz Turfdeutschland hofft auf eine würdige Siegerin und zukünftige Königin, die ihren rechtmäßigen Platz auf dem Thron neben Rubaiyat einnehmen wird. Der Preis der Winterkönigin ist somit viel mehr, als nur die beste zweijährige Stute zu küren, denn ein Sieg in diesem Rennen kommt einem Adelstitel gleich.
Nach Baden-Baden