Gleich 2 Hürden hat die Plattform www.vollblutmarktplatz.com diese Woche genommen: Der 25.000. Besucher und das 50. vermittelte Pferd.
Der deutsche Reitpferdemarkt war schon vor Corona eher mager: Wegen der hohen Aufzuchtskosten konzentrieren sich Züchter auf Premium-Produkte und die Auswahl an Mittelklasse-Pferden für Hobbysportler o.ä. wurde immer kleiner. Denn bis ein “Produkt” 3 Jahre alt ist und angeritten werden kann, kommt auch bei Reitpferden einiges an Kosten zusammen:
Besamung einer Zuchtstute: Mindestens 500€
Unterhalt einer Zuchtstute im Gestüt: Mindestens 4.000€
Unterhalt Youngster für 3 Jahre: Mindestens 10.000€
Hufschmied Zuchtstute und Youngster: Mindestens 1.000€
Tierarzt Zuchtstute und Youngster: Mindestens 1.000€
Mehr Awareness = bessere Interessenten. Und bessere Preise
Als ich vor 5 Jahren mit meinem Rennpferd in Rente ging und “Ein Rennpferd geht in Rente” begann, interessierten sich in Süddeutschland vor allem die Freizeitreiter für Pferde von der Bahn. Jene Reiter mit wenig Erfahrung und kleiner Börse, die ein hübsches Pferd für wenig Geld sahen und überhaupt nicht einschätzen konnten, welche Aufgabe sie sich ins Haus holten. Als ich einen Trainer auf das Thema ansprach, zuckte er nur verzweifelt mit den Schultern. “Sonst will die Pferde ja keiner haben.” Das folgende Desaster kann man sich an einer Hand ausrechnen:
-> Freizeitreiter nimmt Rennpferd mit in den Reitstall -> Freizeitreiter kommt mit dem jungen Vollblutpferd nicht klar -> junges Vollblutpferd kommt im Offenstall unter den Robustpferden nicht klar -> alle umstehenden Personen sehen und lernen, dass Vollblüter verrückt und asozial sind.
Doch gab es schon damals einige tolle Frauen – persönlich kenne ich Libertys Home (Umschulung & Vermittlung), den Rennpferde Boomerang (Reha & Jugendsport), die Rennpferde Rente (Erfolgsgeschichten) und die Starck Pferdetherapie (Reha, Umschulung und Vermittlung) -, die sich einer professionellen Ausbildung, Vermittlung und Vermarktung der Rasse Vollblut gewidmet haben.
Mit jedem gut geschulten und gut vermittelten Vollblutpferd konnte der oben erwähnte “Todesstrudel” abgebaut werden. Jedes geschulte Pferd war eine lebende Werbetafel für das Englische Vollblut.
Was wollen Reitpferde-Käufer sehen? Gute Verkaufsvideos aus den Rennställen sind noch schwierig, weil es an Verständnis fehlt. Hier ein gelungenes Beispiel
Der Re-Launch des Ex-Galoppers
Heute können wir die Früchte dieser langjährigen Arbeit ernten. Wenn ein sportlicher Freizeitreiter, ein Hobby-Turnierreiter oder ein Vielseitigkeits-Profi ein bezahlbares und gutes Nachwuchspferd sucht, stehen Ex-Galopper im Preis-Segment < 10 K ziemlich alleine da. Auf einen guten Rentner kommen teils bis zu 80 Bewerber (natürlich muss das Preis-Leistungsverhältnis realistisch sein); darunter natürlich die klassisch-geizigen Eltern, aber auch erfreulich viele qualifizierte Interessenten. Entsprechend können natürlich auch andere Preis abgerufen werden, als noch vor einigen Jahren. “Wie teuer die Vollblüter inzwischen sind!! Das Ist ja unverschämt!!!”, wetterte erst kürzlich ein Vielseitigkeitsreiter bei mir. Früher habe er gerne ein paar Schnäppchen auf der Bahn gekauft, umgeschult und in den Reitsport verkauft. “Heute macht das keinen Spaß mehr!”
Einerseits macht mich diese Entwicklung unglaublich froh, auf der anderen Seite merke ich in den täglichen Gesprächen mit Reit- und Rennsportlern doch, wie weit sich diese Welten auseinandergelebt haben und wie wenig sie einander verstehen. Das Interesse des Reitsports an Ex-Galoppers ist groß. Und das Interesse des Rennsports an Kooperationen mit dem Reitsport scheint auch zu wachsen. Ich bin gespannt, wohin diese Reise noch geht …
Freispringen mit Ex Galopper Lord of Desert v Desert Prince