Ich sag ja immer wieder: Unser Sport erklärt viel zu wenig. Da quatschen die im Führring von Chancen und Quoten, weil man davon ausgeht, dass das Publikum aus dem FF alles an Formen, Pedigrees und Bodenverhältnissen weiß. Und wenn nicht: DIESE Sachen werden auf der Bahn erklärt. Es gibt Helfer, die einem den Wettschein erklären, Leute, die einem Tipps geben, um auf Pferde zu wetten. So ist es oft kein Wunder, dass Neulingen suggeriert wird: Hauptsache man kann drauf wetten und das Pferd gewinnt. Ja, auch Reiter sehen das so, die eigentlich wissen, das Pferde nicht aus Zucker sind, nicht sterben, wenn man sie mal anpackt, oder ausschimpft. Warum ist das so? Weil eben genau nur diese Sachen erklärt werden. Dabei wären andere Dinge viel wichtiger, die der Zuschauer verstehen sollte, um seine Akzeptanz für unseren wunderbaren Sport zu bekommen. Ja, die brauchen auch wir ollen Snobs, damit Leute auf die Bahn kommen, Geld umgesetzt wird und Sponsoren kommen und vor allem bleiben.
1. Die Peitsche ist kein Folterinstrument!
Wir gehen immer davon aus, dass die Peitsche korrekt verstanden wird. 90% der Zuschauer sehen aber nur Gekloppe. Sie wissen nicht, wie viele Schläge erlaubt sind und sie wissen schon mal gar nicht, dass es auch ein Vorbeiwischen gibt, wobei das Pferd gar nicht berührt wird. Dabei haben wir doch eine viel striktere Regelung als andere Pferdesportarten. Stellt euch mal vor, die Springreiter hätten so eine Peitschenregelung. Oder die Dressurreiter eine Sporenregelung. Hui… die würden jammern. Wir sind schon eingeknickt. Also bitte auch den Leuten erklären. Und noch besser wärs, wenn die Jockeys sich auch daran halten, denn wenn nicht, fühlt sich der Zuschauer verarscht.
2. Pferde erbringen Höchstleistungen auf der Bahn!
Daher können die danach auch stark schwitzen, oder heftig pumpen. Das ist völlig in Ordnung und nicht zwingend ein Zeichen dafür, dass ein Tier überfordert wurde. Warum nicht mal drauf hinweisen, damit die Zuschauer das verstehen? Manche Pferde schwitzen auch vor dem Rennen, gewinnen mal kurz und schwitzen danach munter weiter. Auch das ist ja normal, manche Pferde schwitzen eher als andere. Klar, dass viele Leute das noch nie gesehen haben. Wie viele Reiter gehen mit ihrem Pferd denn ans Limit? Privat ja nun eher selten.
3. Rennpferde kennen ihren Job!
Nicht alles, was man im Führring sieht ist Aufregung. Manches ist auch Ungeduld. Und nicht jedes Pferd, das mit zwei Führern antritt, ist völlig unerzogen, geisteskrank oder panisch. Ein Rennpferd (ein gutes Rennpferd) kennt seinen Job und weiß was gleich kommt – es würde dieses nervige Gekreisel auch gerne überspringen und wenn man nicht aufpasst, tut’s das auch. Daran ist nichts Schlimmes. Man kann der Sache ja vorbeugen, indem man eben genau so in den Führring geht. Aber so unkommentiert werden Leute sagen: Hilfe, Hilfe, der wird gezwungen. Nö, der wird zurückgehalten. Aber woher sollen die Leute das wissen, wenn ihnen das keiner sagt?
4. Rennpferde gehen nicht in Anlehnung, haben keinen Sperrriemen und brauchen das auch nicht auf der Rennbahn!
Was heißt das also für den geneigten Reiter als Beobachter? Da reckt halt auch mal einer den Unterhals raus, sperrt das Mäulchen auf oder läuft etwas schief. Der Anspruch ans Rennpferd ist: Schnell laufen und gesund zurückkommen. Wenn das heißt, dass man Zuhause auch mal Gymnastik machen muss – völlig okay. Aber auf der Bahn ist nix mit Kunstturnen. Auch nichts mit Sperrriemen oder ausgefuchsten Zäumen. Die meisten Rennpferde laufen mit Trense ohne Reithalfter und einfach gebrochenem oder doppelt gebrochenem Gebiss. Wenn da mal einer die Schnute aufmacht, hindert ihn keiner daran. Sieht halt nur nicht so fein aus, wie die verschnürten Pakete in der heimischen Reithalle. Die würden das zwar auch machen – könnens nur einfach nicht.
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