Die Einzelvorstellungen der Starter im Großen Preis von Baden

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1. Guignol


Es war eine größten Sensationen der jüngeren Vergangenheit am Allerheiligen-Tag 2016 in München auf einer deutschen Galopprennbahn. Stall Ullmanns Guignol sollte im Pastorius – Großer Preis von Bayern, dem letzten Gruppe I-Rennen der Saison, eigentlich nur das Tempo für seinen Stallgefährten Savoir Vivre machen. Doch zur Überraschung aller Experten und auch der Wetter stiefelte er unter dem Italiener Michael Cadeddu an der Spitze immer weiter und gewann dieses Top-Event zur Quote von 335:10. Platziert war er vorher schon in der Bel Etage des Turfs gewesen, aber zugetraut hatte man ihm ein solches Meisterstück nicht.
Dass dieser Sieg keine Eintagsfliege war, bewies der Cape Cross-Sohn auch in der laufenden Saison. Nach einem Aufgalopp im Prix Ganay (Sechster) steuerte man den Großen Preis der Badischen Wirtschaft an, und hier zeigte er unter Filip Minarik, der auch am Sonntag sein Partner sein wird, eine Start-Ziel-Gala. Nach glänzender Einteilung verteidigte sich Guignol auch gegen den stark anpackenden Iquitos. So ganz konnte er als Vierter im Großen Hansa-Preis in Hamburg nicht an den Badener Coup anknüpfen, aber dort war der Boden auch sehr schwer.
Bewusst ließ sein Trainer Jean-Pierre Carvalho mit ihm den Großen Preis von Berlin zuletzt aus, um nun in Iffezheim ein frisches Pferd zu präsentieren. Mit dem Schlenderhaner Ivanhowe im Jahr 2014 stellte das Team Minarik/Carvalho schon einen gemeinsamen Sieger im Großen Preis von Baden, Minarik führte zudem Night Magic 2010 und Prince Flori 2006 zum Sieg, während der Stall Ullmann 2009 mit Getaway triumphierte. In Bestform ist Guignol auch für die beiden Top-Favoriten Iquitos und Windstoß gefährlich.

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Preis der Badischen Wirtschaft


2. Iquitos

Baden-Baden und Iquitos, das passt zusammen wie Pech und Schwefel, allerdings hatte der lange so unterschätzte Hengst bisher stets das Glück des Tüchtigen. Dreimal hat er hier schon gewonnen, zwei der besten Prüfungen der deutschen Premium-Rennbahn stehen auf seinem Konto mit dem Großen Preis der Wirtschaft und dem Longines – Großer Preis von Baden 2016. Die erste Niederlage hier an der Oos gab es zwar 2017 erneut im Frühjahrs-Grand Prix. Aber ein Zacken ist ihm als Zweiter hinter Guignol nicht aus der Krone gefallen, denn der Gegner hatte ihm einen Start in dieser Saison voraus, und Speedpferde taten sich an jeden Mai-Tag alles andere als leicht in Iffezheim.
Der Ehrenplatz war denn auch das Ergebnis im Großen Hansa-Preis in Hamburg, als der später im Großen Preis von Berlin zum Gruppe I-Helden aufgestiegene Dschingis Secret auf schwerer Bahn als Einziger stärker war als der Schützling von Trainer-Altmeister Hans-Jürgen Gröschel, für den Iquitos im Alter von 74 Jahren so etwas wie ein Jungbrunnen wurde. Das war auch zuletzt beim Start im wichtigsten Münchener Rennen der Fall, als die lauten Anfeuerungsrufe auf der Tribüne ihre Wirkung nicht verfehlten und Iquitos, ein Sohn des groß eingeschlagenen Deckhengstes Adlerflug („Adler können fliegen“) auch an einem starken Scheich-Pferd mühelos vorbeilief und den sechsten karriere-Triumph beim 16. Start markierte. 629.063 Euro stehen damit nun auf seinem prall gefüllten Konto und dem der Besitzer der Golffreunde des Stalles Mulligan um Werner Gerhold.
Es gibt vieles, das für Iquitos am Sonntag spricht. Die Vorliebe für die Bahn, die Tatsache, dass er Titelverteidiger und erster Sieger der German Racing Champions League ist, dass er sogar schon im Japan Cup als Siebter Deutschland mehr als würdig vertrat, und auch der Jockey Andrasch Starke. Der achtfache Champion gewann schon viermal den Großen Preis von Baden, zuletzt 2011 und 2012 mit der Wunderstute Danedream.

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Großer Dallmayr Preis


3. Prize Money


Man muss schon ein ganzes Stück in der Historie zurückgehen, um den letzten Sieg des mächtigen Godolphin-Stalles von Dubai-Staatsoberhaupt Scheich Mohammed im Großen Preis von Baden zu finden. Es war im Jahr 2003, als der anschließend als erfolgreicher Deckhengst tätige Mamool mit Lanfranco Dettori für Trainer Saeed bin Suroor hier auftrumpfte. Schon ein Jahr zuvor hatte dieses Team mit Marienbard hier der deutschen Elite keine Chance gelassen und anschließend sogar den Arc auf sein Konto gebracht, für den dieses Rennen schon immer ein Sprungbrett war. Diesmal hat das Weltunternehmen Godolphin und sein langjähriger arabischer Coach gleich zwei Hoffnungen am Start.
Prize Money hat wahrlich schon viele Preisgelder gesammelt. Über 600.000 Euro brachte der nun vierjährige Wallach aus dem Godolphin-Stall auf das ohnehin prall gefüllte Konto seines Besitzers Sheikh Mohammed. Nach dem Debüterfolg als Zweijähriger war der zweite Platz zu Hawkbill in den Tercentenary Stakes (Gruppe III) in Royal Ascot 2016 wohl seine beste Leistung als Dreijähriger.
Doch so richtig ging sein Stern erst in der laufenden Saison auf – als Doppelsieger beim World Cup Carnival in Dubai. Sowohl in einem handicap, als auch in den Dubai City Of Gold Stakes (Gruppe II) – hier düpierte er nach einem Glanzritt regelrecht den starken Postponed – saß Adrie de Vries im Sattel des von Saeed bin Suroor trainierten Authorized-Sohnes. Auch der vierte Rang im Dubai Sheema Classic um sechs Millionen Dollar war ein Achtungserfolg.
Im Coronation Cup und in den Hardwicke Stakes hingen dann die Trauben wohl zu hoch. Viel war auch im Dallmayr-Preis bei Platz sechs nicht von ihm zu sehen. Er hatte schon fast zehn Lägen Rückstand auf Iquitos und war auch weit hinter Best Solution, aber das sollte nicht sein wahres Gesicht gewesen sein, denn vielleicht war die Strecke von 2.000 Metern auch einfach zu kurz. Die nun geforderte Distanz dürfte ihm besser liegen. Es wäre ein Fehler, den Ritt von Martin Lane voreilig abzuschreiben.

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Dubai City Of Gold Stakes


4. Spend the Cash

Drittes Pferd von Markus Klug und wohl der größte Außenseiter in diesem Trio und im gesamten Feld. Musste in seiner Laufbahn, die mit einem Sieg vor genau drei Jahren auf dieser Bahn begann, immer wieder Pausen einlegen. Klasse besitzt der im Besitz des Stalles 5-Stars von Tonya Rogge stehende Adlerflug-Sohn, dessen Vater derzeit für Furore mit seinen Nachkommen sorgt. Die wohl beste Leistung war der dritte Platz hinter Ito im Großen Preis der badischen Unternehmer hier im Juni 2015. Daran konnte er aber nie mehr anknüpfen.
Schon 2015 startete Spend the cash, dessen Name soviel wie Geld ausgeben bedeutet, im Großen Preis von Baden. Spielte aber als Sechster von sieben Pferden beim Erfolg des Franzosen Prince Gibraltar nie eine Rolle. Sein früherer Trainer William Mongil wagte 2016 einen Abstecher zum World Cup Carnival nach Dubai, doch bei zwei Starts war ein achter Rang das beste Ergebnis.
Noch nicht lange weilt Spend the cash bei Champion Markus Klug, der ihn als Aufgalopp in einem einfachen Rennen in Bad Harzburg aufbot, das er bequem gewann. Doch bei der Rückkehr auf die große Bühne stehen viele Fragezeichen hinter diesem Kandidaten.

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Preis des Baumwipfelpfades


5. Best Solution


Best Solution ist mit drei Jahren der jüngere Kandidat im Godolphin-Duo. Schon 2016 als Youngster ließ man es mit ihm alles andere als ruhig angehen, denn sechs Starts sind schon ein Wort. Dabei war der Sieg in den Autumn Stakes (Gruppe III) in Newmarket ebenso eine Top-Leistung wie der ehrenvolle zweite Rang hinter dem Ammerländer Waldgeist im Criterium de Saint-Cloud (Gruppe I).
Was lag da näher als ein Trip zum Carnival in der Wüste, doch dabei sprang wenig heraus. Immerhin fand Best Solution selbst die „beste Lösung“ für sein Formproblem mit dem Listensieg im Mai in Lingfield in einem Derby Trial. Als Achter landete er dann in Epsom im Mittelfeld. Nichts brachte auch der Start in Royal Ascot ein. Doch als Zweiter im Großen Dallmayr-Preis zeigte sich der Kodiac-Sohn in München wieder auf dem Vormarsch, als er nur Iquitos mit anderthalb Längen vor sich dulden musste. Daher müsste auch ein stattliches Honorar möglich sein, wenn sich auch eine Formumkehr kaum aufdrängt. Mit William A. Carson sitzt der Enkel der englischen Jockey-Legende Willie Carson im Sattel.

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Derby Trial Stakes


6. Colomano

Er hatte das höchste Rating und war der Top-Favoriten auf den Derby-Sieg 2017, doch Colomano war ein großer Pechvogel im wichtigsten Rennen des Jahres. Denn unterwegs wurde der Hengst des Stalles Reckendorf angaloppiert und musste sich dann mit Rang 14 zufrieden geben. Das war natürlich alles andere als das, was sich sein Trainer Markus Klug vorgestellt hatte.
Sein Potenzial erkannte man schon 2016, als er im Preis des Winterfavoriten, dem bedeutendsten Rennen für zweijährige Pferde in Köln, als Mitfavorit gesattelt wurde. Doch es war wie zum Verrücktwerden, sein Jockey fand einfach keine Passage, der Zug nach vorne zum Sieger Langtang war abgefahren. Ähnliches wiederholte sich auch 2017 beim ersten Auftritt im renommierten Dr. Busch-Memorial in Krefeld. Wieder war Colomano als Vierter völlig unter Wert geschlagen. Was er zu leisten imstande ist, sah man beim zwischenzeitlichen Sieg im Ratibor-Rennen in Krefeld. Doch der entscheidende Vorstoß an die Spitze im Derby-Wettmarkt erfolgte in der wichtigsten Vorprüfung, dem Oppenheim-Union-Rennen in Köln. Hier lief endlich einmal alles nach seinem Gusto, Colomano spurtete den starken Gegnern davon, es gab kein Halten mehr. Nach dem Derby-Auftritt ging es in den Großen Preis von Berlin. Als Vierter hielt sich Colomano hinter älteren Spitzenpferden aus dem In- und Ausland durchaus beachtlich, denn er schrammte nur ganz knapp am dritten Platz vorbei.
Colomano trägt die Farben des Stalles Reckendorf, hinter dem sich unter anderem das langjährige Besitzerehepaar Reckendorf verbirgt (beide waren früher Lehrer), das mit Egerton und Helikon schon zwei herausragende Pferde sein eigen nannte.
Zum ersten Mal sitzt nun Eduardo Pedroza im Sattel von Colomano, der normalerweise in Diensten von Andreas Wöhler stehende Panamese besitzt viel Erfahrung in großen Rennen. Eine Platzierung sollte für Colomano möglich sein.

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Oppenheim-Union-Rennen


7. Windstoß

Es war eine nicht enden wollende Durststrecke. Seit 1959 hatte das Gestüt Röttgen nicht mehr das Deutsche Derby in Hamburg gewonnen (damals triumphierte Uomo). Damals war Trainer Markus Klug noch lange nicht geboren. Doch der Champion der Jahre 2014 und 2016 hatte am ersten Juli-Sonntag gleich sieben Pferde im Rennen der Saison am Start, was einen neuen Rekord bedeutete. Und er durfte wie die gesamte Röttgener Mannschaft nach 2.400 Metern auch jubeln – dank Windstoß einem dreijährigen Sohn des Breeders‘   Cup Turf-Siegers Shirocco aus der Zucht und im Besitz der traditionsreichen Zuchtstätte vor den Toren von Köln.
Mit einem Speed, der atemberaubend war, stürmte der dreijährige Hengst an der starken Konkurrenz vorbei und rechtfertigte auch das Vertrauen, dass man dem jungen Jockey Maxim Pecheur entgegengebracht hatte, der vorher im Oppenheim-Union-Rennen, der wichtigsten Derby-Vorprüfung in Köln beim starken zweiten Platz von der Spitze aus seine Sache glänzend gemacht hatte. Natürlich muss er am Sonntag wieder dem in Hamburg noch verletzten Stalljockey Adrie de Vries weichen, der 2009 mit dem Ullmann-Hengst Getaway den Großen Preis von Baden gewann.
Dabei hatten Windstoß wie De Vries auf dem Weg zum Blauen Band noch alles andere als das Glück auf ihrer Seite. Denn in einem Vorbereitungsrennen in Hannover wurde der Hengst durch einen Fehler eines Konkurrenten aus dem Takt gebrach, weshalb der Jockey, der auch „fliegender Holländer genannt wird“, aus dem Sattel musste und anschließend mit einer Verletzung länger außer Gefecht war. 2016 hatte Windstoß sein erstes Rennen in Köln gewonnen, im April 2017 dann eine Listen-Prüfung in Düsseldorf gegen den gewiss nicht schlechten Nerud.
2008 war Kamsin der bislang letzte Derbysieger, der auch im Großen Preis von Baden gewann, während Trainer Markus Klug noch auf den ersten Sieg im Prestige-Rennen seiner früheren Heimat wartet. Aber Windstoß besitzt alle Anlagen, um diese Durststrecke zu beenden.

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Deutsches Derby 2017


Zum Abschluss wollen wir Ihnen noch das Ergebnis unserer Umfrage präsentieren. Wir hatten Sie, unsere Blogleser, gefragt, welches Pferd am Sonntag als Erster durchs Ziel geht. Zum Zeitpunkt der Abstimmung stand das Startfeld leider noch nicht komplett fest, darum hatten wir alle Pferde zu Wahl gestellt, die theoretisch bei dem Rennen hätten mitlaufen können.
Jetzt bei der Auswertung haben wir allerdings nur noch Stimmen für Pferde gezählt, die auch tatsächlich antreten. Die nicht unerhebliche Anzahl an Stimmen für Lacazar oder Savoir Vivre fallen damit leider aus der Statistik heraus.
Und so sieht das Ergebnis aus:
Unsere Umfrage ist sicherlich nicht repräsentativ für die aktuelle Situation. Hätte man zum Abstimmungszeitpunkt bereits gewusst, dass der Stall Godolphin mit Best Solution nach Iffezheim fährt oder dass Lacazar eben nicht laufen wird, hätten sicherlich einige von Ihnen anders gestimmt.
Nichtsdestotrotz ist das Ergebnis interessant. Iquitos hat ganz klar die Nase vorn, doch Windstoß liegt nicht furchtbar weit dahinter. Colomano und Guignol liegen deutlich abgeschlagen. Doch wer lag richtig? Sehen wir, einen Sieg des Favoriten und Titelverteidigers? Oder kann der Derbysieger sich durchsetzen? Gibt es womöglich einen Überraschungssieg durch einen der Außenseiter? Diese Fragen beantworten sich alle erst am Sonntag.

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